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Vom Roboter zum Avatar und Callcenter-Agent

Seit Ende des vergangenen Jahres steht ein ganz besonderer „Mitarbeiter" der Deutschen Bahn im Fokus der Öffentlichkeit: der sozial intelligente Roboter SEMMI. Der Name steht für sozio-empathische Mensch-Maschine-Interaktion. Die KI-Plattform, auf welcher der Concierge-Service basiert, stammt von DB Systel. Für Product Owner Thomas Schiffler ist es viel mehr als nur ein Roboter: „Es handelt sich um eine KI-Plattform, die Sprache versteht und die richtigen Antworten auf Kundenanfragen gibt." Nachdem SEMMI am Frankfurter Flughafen Fluggästen zielsicher Auskunft über Flüge und gesuchte Terminals gegeben hat, durfte sich das System im Mai 2019 auch international beweisen. In Tokio gab es einen Vergleich mit einem System des japanischen Bahnbetriebs JR East, welcher Roboter besser ankommt und welche KI verlässlicher ist. „Das Ergebnis lässt sich kurz zusammenfassen", sagt Thomas Schiffler. „Unser SEMMI wird voraussichtlich in diesem Jahr unter der Regie der Kollegen von JR East die Besucher der Olympischen Spiele in Tokio begrüßen."

Ende 2019 zeigte SEMMI am Berliner Hauptbahnhof, was er draufhat. Im Reisezentrum wurde der Roboter drei Monate lang ausgiebig getestet, 17.000 Dialoge hat er dort innerhalb dieses Zeitraums geführt. Reisende haben SEMMI vor allem nach Fahrplanauskünften oder Informationen rund um das Bahnhofsangebot gefragt. In den meisten Fällen konnten die Fragen der Reisenden verlässlich beantwortet werden. Während des Testzeitraums zeigte sich eine weitere Stärke von SEMMI. Durch die Auswertung der geführten Konversationen konnte das Wissen ständig erweitert und um neue Fragenkomplexe ergänzt werden. Rund 74 Prozent der befragten Nutzer, die Dialoge mit SEMMI im Berliner Hauptbahnhof führten, bewerteten das System als positiv.

Die inneren Werte zählen

SEMMI hat mehrfach bewiesen, dass er keine Spielerei zur Unterhaltung von Reisenden ist, 60 Prozent aller Dialoge haben einen Reisebezug. Außerdem hat SEMMI durch die Einsätze in Frankfurt, Berlin und Tokio viel gelernt, bietet Fahrgästen rasch Antworten auf häufig wiederkehrende Fragen und sorgt somit bei Mitarbeitern in Reisezentren für eine große Entlastung. Aus diesem Grund ist klar, dass SEMMI in naher Zukunft auch an anderen Orten seinen Dienst verrichten soll. Doch bei einem Roboter bewegen sich Dinge, es sind Motoren verbaut, es ist eine Maschine, bei der technische Probleme auftreten können. Aber auch Vandalismus ist ein Thema. Aus diesem Grund wurde SEMMI so weiterentwickelt, dass er nicht zwangsläufig als Roboter auftreten muss: Das künstlich-intelligente, cloudbasierte Sprachdialogsystem kann unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild eingesetzt werden - zum Beispiel als digitaler Avatar.

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