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Datenschätze mit Qualitätsanspruch

digital spirit: Wie arbeiten Sie dafür mit anderen Abteilungen zusammen? Markus Albrecht: Bei Studien wie „ Datenbasierte Geschäftsmodelle " ist nicht nur der rein technische Blick wertvoll und wichtig. Es geht auch um gesellschaftliche Themen, Marktsituationen oder um Voraussetzungen, die für datenbasierte Geschäftsmodelle benötigt werden. Um ein möglichst breites Spektrum an Know-how einfließen zu lassen, arbeiten wir innerhalb des Konzerns eng mit Kollegen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammen, zum Beispiel aus der Marktforschung, dem Digitalisierungsbereich oder mit Datenanalysten. Die Studie ist auch ein Ausdruck für die enge Zusammenarbeit zwischen dem Konzern-CIO-Bereich und der DB Systel. Insgesamt wurde damit eine breitere Sicht auf datenbasierte Geschäftsmodelle ermöglicht.

digital spirit: Wie wählen Sie die Themen für die Studien aus? Christian Kolarsch: Wichtiges Auswahlkriterium für einen zu vertiefenden Trend sind für uns große Auswirkungen auf möglichst viele Bereiche im gesamten Konzern. Die Trendstudie „Datenbasierte Geschäftsmodelle" hat einen Umfang von annähernd 40 Seiten. Das macht klar, dass wir nicht die Kapazitäten haben, bei allen Themen so in die Tiefe zu gehen.

digital spirit: Wieso schätzen Sie den Wert von datenbasierten Geschäftsmodellen für den Konzern so hoch ein? Christian Kolarsch: Bei datenbasierten Geschäftsmodellen denkt man häufig an Facebook, Amazon und Co., ein direkter Zusammenhang mit der Deutschen Bahn fällt erst einmal schwer. Schaut man sich allerdings verschiedene Player aus dem Travel-Transportation-Markt oder im Logistikbereich an, wie beispielsweise Uber oder Flixbus, dann wird schnell die nicht zu unterschätzende Relevanz von Daten und darauf basierenden Geschäftsmodellen auch für die Bahn deutlich. Immer mehr Unternehmen ohne große Fahrzeugflotten oder Infrastrukturen treten in unseren Markt ein. Wir dürfen das Thema daher nicht unterschätzen, weil es große Möglichkeiten für neue Marktplayer und damit einen höheren Wettbewerb gibt.

digital spirit: Warum haben Sie auch Unternehmen wie MyHammer oder Zalando betrachtet, die nicht im Mobilitätssektor agieren? Markus Albrecht: Wichtige Bausteine eines datenbasierten Geschäftsmodells sind erst einmal Daten, und zwar einerseits solche, die die Kunden generieren, als auch solche, die unsere eigenen Systeme erzeugen. Zweitens sind Plattformen das verbindende Element zwischen dem Daten-Ökosystem und dem Kunden-Ökosystem als drittem Baustein. Einige Konsumentenplattformen sind zwar auf den ersten Blick nicht relevant für die Deutsche Bahn, machen es aber greifbar, welche Bedeutung datenbasierte Geschäftsmodelle haben können. Mit der Studie wollen wir ergründen, wie sich die Modelle dieser Plattformen für die Deutsche Bahn adaptieren lassen.

digital spirit: Welche Erkenntnisse lassen sich aus Daten für Geschäftsmodelle ziehen? Markus Albrecht: Ein Beispiel ist das Mobilitätsverhalten: Wenn Kunden von A nach B reisen möchten, ist ein möglicher erster Aspekt der Preis: Ist zum Beispiel ein Flixbus günstiger, könnte das ausschlaggebend sein. Gleichzeitig wird es für Kunden immer wichtiger, wie sie von Tür zu Tür kommen, also der Ende-zu-Ende-Gedanke. Aufgrund von Datenanalysen lässt sich feststellen, dass der Wunsch nach einer individuellen Reisekette groß ist und an welchen Orten man durch spezielle ergänzende Angebote zum klassischen DB-Angebot am besten punkten kann.

Christian Kolarsch: Wir schauen, wie es die großen Plattformanbieter machen, deren Geschäft nicht unbedingt Mobilität ist. Wir prüfen zum Beispiel, welche Elemente Amazon nutzt, um erfolgreich zu sein - und versuchen, diese in unseren Kontext zu bringen. Die Deutsche Bahn entwickelt entsprechend neue Mobilitätskonzepte, die wie „ioki" nicht nach einem Fahrplan funktionieren, sondern nach Bedarf.

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