Von Georg Elser am 13. März 2015 um 19:43 Uhr
Günter Merlau, 47, gehört mit seinem Verlag und Label Lausch zu den erfolgreichsten Hörbuchproduzenten in Deutschland. Zu seinen bekanntesten Produktionen im Hörspielbereich gehören Drizzt und Die schwarze Sonne. Wir haben mit dem Produzenten über seine Erfahrungen im Hörspielgeschäft, Raubkopien und eine mögliche Fortsetzung der noch unvollendeten Serie Die schwarze Sonne gesprochen.
digitalista: Herr Merlau, nach zahlreichen Erfolgen haben Sie vor rund vier Jahren die Produktion von Hörspielen bei Lausch eingestellt. Vermissen Sie diese Zeit?
Merlau: Das kann man schon sagen. Ich habe mir mit Lausch einen „Nerd-Traum“ verwirklicht, das ist und bleibt eine Leidenschaft. Ich habe zu Hause geschätzt an die 8000 Hörspiele (die ich auch jeden Abend höre, ob meine Frau will oder nicht). Darüber hinaus sind wir mit Lausch einer der größten Hörbuch-Produzenten Deutschlands und daher dem Thema Audio nach wie vor stark verbunden.
digitalista: In den Rezensionen für Ihre Hörspiel-Produktionen ist überwiegend von „erstklassig“, „fesselnd inszeniert“ und „Hörspielen auf allerhöchstem Niveau“ die Rede. Warum kam 2011 trotzdem das Aus für diesen Produktionszweig?
Merlau: Die Umsätze und Verkaufszahlen sanken immer weiter, der Aufwand ließ sich irgendwann nicht mehr tragen. Mit den Geldern, die wir einnahmen, war es am Ende nur noch selbstmörderisch. Nach rund sechzig Hörspielproduktionen in acht Jahren haben wir einen Schlussstrich gezogen.
digitalista: Haben Sie eine Erklärung für die sinkenden Verkäufe?
Merlau: Viele Labels sehen die Ursache in den illegalen Downloads, ich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es viel mehr daran liegt, dass sich das Medium Hörspiel heute mit einem Dutzend anderer Medien die Plätze teilt. In meiner Kindheit gab es z.B. nicht dieses unbegrenzte Fernsehen wie heute, sondern ausschließlich die Kassetten und Hörspielplatten. In den Achtzigern kamen dann Videospiele und das Privatfernsehen hinzu. Heute ist die mediale Aufmerksamkeit auf viele Medien verteilt – und das hat zu heftigen Einbrüchen bei den Hörspielen geführt. Diese haben heute einen eher rückwärtsgewandten, nostalgischen Charakter.
digitalista: Sie sind selbst betroffen, sämtliche Ihrer Lausch-Produktionen kursieren auch in diversen Tauschbörsen im Internet. Wie hoch schätzen Sie den Schaden durch Raubkopien ein?
Merlau: Wir haben nie versucht, das in Zahlen darzustellen. Ich komme ursprünglich aus der Musikindustrie und habe mit vielen Stars und Machern über dieses Thema gesprochen. Zu 70 bis 80 Prozent kam immer heraus, dass es nicht (mehr) an den illegalen Downloads liegt. Sondern daran, dass die Industrie es einfach verschlafen hat, rechtzeitig entsprechende legale Angebote anzubieten. Nicht die Downloads haben uns gekillt, sondern der schwindende Hörspielmarkt.
digitalista: Wie läuft es denn mit den Hörbüchern?
Merlau: Diese kamen später als Konkurrenz ja auch noch hinzu. Jeder bezahlt für ein Hörbuch sogar mehr als für ein Hörspiel, obwohl eine solche Lesung im Aufwand nur ein Zehntel ist. Der Preis wirft dann natürlich eine ganz andere Marge ab. Der normale Hörer zieht offenbar ein gut vorgelesenes Hörbuch einem schlecht gemachten Hörspiel vor – was ja auch seine Berechtigung hat.
digitalista: Bei der Besetzung der Sprecher haben Sie stets auf Qualität geachtet: Die Titelrolle von Drizzt wird von Tobias Meister, der deutschen Stimme von Brad Pitt, gesprochen. Auch die deutschen Synchronstimmen von Hollywoodstars wie Angelina Jolie, Leonardo di Caprio oder Sean Connery kommen zum Einsatz. Hat sich dieser hohe Aufwand auch in höheren Verkaufszahlen widergespiegelt?
Merlau: In erster Linie interessiert die Hörer die Bekanntheit des Stoffes. Bei Drizzt gibt es eine große Fanbase, da haben wir eine Lücke füllen können. Das war unsere erfolgreichste Produktion. Dort haben wir neben Tobias Meister bewusst viele Theaterschauspieler eingesetzt, weil deren Duktus doch ein ganz anderer ist als der eines Synchronsprechers. Wenn man also dieses amerikanische, hollywoodgefärbte „Crime“-Ambiente haben möchte – wie beispielsweise bei unserer Produktion Caine – habe ich fast ausschließlich Synchronsprecher besetzt. Im Fall von Drizzt und Die schwarze Sonne habe ich dagegen viel auf Theaterschauspieler gesetzt. Das hat meiner Meinung nach auch gut funktioniert.
digitalista: Welchen Preis darf ein aufwendig produziertes Hörspiel haben, um genug Käufer zu finden?
Merlau: Ich halte 29 Euro für angemessen! Das ist natürlich ein Scherz. Aber im Ernst, das wäre wahrscheinlich richtig. Die harte Fangemeinschaft ist vielleicht dreitausend Menschen stark. Dazu kommt dann eine Hörerschaft, die zwischen Hörbuch und –spiel vermutlich nicht strikt trennt. Der Mainstream hört dann so etwas wie Die drei Fragezeichen und Fünf Freunde. Da wird schnell klar, dass man mit seinen eigenen Produktion gar nicht mehr in diesem Bereich landet. Wenn man also nicht gerade Die drei Fragezeichen heißt, muss man am Ende sehr viel Geld für sein Hörspiel verlangen – was dann aber wiederum keiner bezahlen will. Verständlicherweise. Wer will schon 15 Euro für eine CD bezahlen, wenn er für das Geld eine ganze Staffel Lost bekommt? Ich bin selbst ein großer Fan von Serien, auch von Breaking Bad oder House of Cards. Was da für eine hohe Qualität für erstaunlich wenig Geld geboten wird - das ist der Wahnsinn! Wie will man da im Hörspielbereich gegen ankommen? Man dürfte dann eigentlich nur noch drei Euro verlangen. Unterm Strich gipfelt es in der Frage: Bin ich ein Fan von inszenierter Hörspielkunst oder nicht?
digitalista: Wie erklären Sie sich den Erfolg solcher Dauerbrenner wie Die drei Fragezeichen, Fünf Freunde oder TKKG?
Merlau: Das sind einfach Dinge, die nichts mehr mit Hörspiel zu tun haben, sondern mit der Reminiszenz an die Kindheit. Mit dem Hören von Die drei Fragezeichen oute ich mich nicht als Hörspielfan, sondern als Fan meiner eigenen Kindheit. Das habe ich in meiner Kindheit gehört, das war das erste Medium, mit dem ich Kontakt hatte. Das waren die ersten großen, emotionalen Erlebnisse mit Medien sozusagen. Und diese Eindrücke sitzen natürlich entsprechend tief im Menschen, man hält daran fest. Sein Leben lang. Und das findet bei Die drei Fragezeichen und TKKG statt… im großen Stil.
digitalista: Würden Sie uns verraten, wie viel die Produktion einer Folge von Drizzt oder Die schwarze Sonne gekostet hat?
Merlau: Das hat stark variiert. Drizzt war vom Sounddesign her ausgesprochen aufwendig produziert und die Sprecher teilweise sehr teuer. Mit entsprechender Selbstausbeutung – sprich ohne Entgelt für unsere eigene Arbeit – haben wir circa 12.000 Euro pro Folge ausgeben müssen. Andere Folgen haben 8.000 Euro gekostet, einzelne Ausreißer aber auch um die 15.000 Euro.
digitalista: Die schwarze Sonne ist eine Eigenproduktion, Drizzt eine Hörspielumsetzung der Romanvorlagen vom amerikanischen Autor Robert Anthony Salvatore. Wie hoch ist eigentlich der Anteil solcher Lizenzkosten an den gesamten Produktionskosten?
Merlau: Gar nicht so unerheblich. Wenn ich im Buchhandel ein Buch lizenziere, um daraus ein Hörbuch, eine Lesung oder ein Hörspiel zu machen, gehen in der Regel zehn Prozent vom Verkaufspreis an den Lizenzgeber. Im Falle von Harry Potter oder anderen Stoffen sicherlich noch deutlich mehr.
digitalista: Hat Salvatore sich jemals zu Ihrer deutschen Hörspielumsetzung geäußert?
Merlau: Leider kam nicht genau bei uns an, wie er sich geäußert hat. Aber er hat mit gewissem Wohlwollen betrachtet, dass wir da so etwas draus machen. In Amerika ist ja das Hörspiel überhaupt kein Thema. Da fragen die sich immer, was das sein soll. Audioplay? Radioplay? Lesung? Die Hörspiel-Kultur, die wir hier in Deutschland haben, existiert in Amerika nicht. Deshalb ist dort das Verständnis für diese Art von Kunst auch gar nicht so da.
digitalista: Besser als Tobias Meister in Drizzt kann man eine Rolle unseres Erachtens nach nicht sprechen. Was hält eigentlich der Sprecher selbst von der Serie?
Merlau: Tobias Meister ist auch immer meine erste Wahl gewesen. Ich hatte beim Lesen der Drizzt-Bücher sofort Tobias im Kopf. Als wir dann damals mit ihm über die Preise verhandelt haben – das kann ich ja jetzt erzählen – habe ich schlaflose Nächte verbracht, weil er mit Abstand der teuerste Sprecher war, den wir jemals eingesetzt haben. Ich habe eine ganze Nacht versucht, noch irgendwo eine andere Stimme aufzutreiben, weil ich zu mir selbst sagte „Das können wir nicht bezahlen!“. Ich habe einfach niemanden gefunden, der diese Rolle auch nur ansatzweise so ausgefüllt hätte, wie Tobias es dann auch gemacht hat. Das passte einfach wie die Faust aufs Auge. Ich glaube, ihm war damit auch ein Highlight vergönnt, wo er eine Hauptrolle ausfüllen konnte und eine große Fanbase damit begeistert hat. Ich glaube, es war auch für ihn eine große und besondere Sache.
digitalista: Großen Anklang bei Hörspielfans fand auch die bereits erwähnte Mysteryserie Die schwarze Sonne, eine Eigenproduktion. Wer diese jedoch beim nächtlichen Einschlummern nebenbei hören will bekommt vermutlich ein Problem. Die Folgen springen zwischen diversen Zeitebenen und Handlungsorten wild hin- und her, der Stoff ist sehr umfangreich. Können Sie in zwei Sätzen erklären, worum es im Kern geht?
Merlau: Das hoffe ich! Um zwei Sätze zu sagen, muss ich jedoch ausholen (lacht). Man kann das formal oder emotional beschreiben, es gibt mehrere Ebenen. Worum es mir geht, was eigentlich der Gedanke hinter dieser Sache ist, ist, dass man auf verschiedenen Wegen zu den grundlegenden Erkenntnissen über die Zusammenhänge der Welt kommt. Das klingt jetzt esoterisch – ist es ja auch, nur eben sehr grausam und teilweise verstörend. Was geht hier ab? Was hält diese Welt in den Grundfesten zusammen? Das haben sich die Menschen immer wieder gefragt, und es wurde noch nie so recht eine Antwort gefunden. Dieser Frage kann man sich wissenschaftlich nähern - beispielsweise über Quantenphysik – oder spirituell. Darum geht es im Kern bei Die schwarze Sonne: Dass auf verschiedensten Ebenen der Weg gefunden wird zu dem, was das Sein unserer Existenz ausmacht, was ihm zugrunde liegt.
digitalista: Klingt kompliziert.
Merlau: Es ist ein sehr forderndes Hörspiel, das auf unterschiedlichen Zeitebenen stattfindet. Zunächst ist da die Zeitebene des 19. Jahrhunderts, die sehr mit okkulten Dingen verwoben ist. Damals haben sich pseudo-wissenschaftliche Erkenntnisse mit Magie vermischt, es gab Geister, Vampire, Spuk und solche Geschichten. In der Zeitebene des Jetzt geht es sehr viel um Quantenphysik. Da habe ich versucht, die Protagonisten so nah wie möglich an dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu platzieren. Die dritte Zeitebene findet im Nationalsozialismus statt, wo es sehr, sehr krude Forschungen zu alternativer Energie, Zeitreisen und Ähnlichem gab. Gibt es Wege ins Jenseits? Kann man durch Folter Zeitsprünge herstellen? Wie kann ich mich mit geistiger Kraft den Wirkzentralen unseres Geschehens nähern?
digitalista: Darf man fragen, wer sich so einen komplexen Handlungsstrang ausgedacht hat? Ist die Serie in Wirklichkeit ein geschickt getarnter IQ-Test?
Merlau: (lacht) Es ist kein IQ-Test, es erfordert vielleicht sehr viel Aufmerksamkeit, was da passiert, das ja. Es ist aber über das, was ich versucht habe intellektuell darzustellen, darüber hinaus ist Die schwarze Sonne so etwas wie eine unvollendete Sinfonie von Mahler (die Zehnte). Auch das ist ein wesentlicher Bestandteil: Die Verarbeitung von einer Depression. Das ist ein zutiefst melancholischer Stoff, verwoben mit so vielen Abschieden, Dingen des Loslassens und traurigen Dingen, und daraus trotzdem etwas Hoffnungsschöpfendes. Es ist zu sehen wie eine Sinfonie. Eine Hörspiel-Sinfonie.
digitalista: Stichwort Hoffnung: Die Serie war ja ursprünglich auf zwölf Teile ausgelegt, bisher sind nur zehn erschienen. Wie groß ist die Chance, dass Fans irgendwann in den Genuss der letzten beiden Folgen kommen?
Merlau: Außer mir haben auch andere Hörspielproduzenten das Problem gehabt, eine Serie nicht weiter fortführen zu können und dafür den Unmut der Fans abzubekommen. Ein Kollege hat es so formuliert: „Da haben Menschen jetzt zehn Mal beste Qualität erhalten. Daraus resultiert nicht ein Anspruch darauf, das jetzt auch fortgesetzt zu bekommen.“ Ich halte das auch im Fall der "Sonne" nicht für zwingend notwendig, weil es ja kein analoger Krimi ist, der sich von A über B nach C entwickelt. Die schwarze Sonne ist eine kreisende Erzählung. Jedes Kapitel trägt etwas zu dem Geheimnis bei, um das es da geht. Es ist nicht zu erwarten, dass sich das in den Folgen 11 und 12 auf einmal verändert. Wie sind die Kräfte der Welt? Wie haben Menschen, Organisationen oder Nationen über okkulte Machenschaften versucht, an diese Schaltzellen heranzukommen? Das würde in den Folgen 11 und 12 genauso weitergehen. Natürlich mit dem einen oder anderen Aha-Erlebnis, aber es würde kein Fall aufgeklärt oder Täter überführt werden wie bei einem Krimi.
digitalista: Also, wie hoch ist die Chance?
Merlau: Die variiert zwischen null und 100 Prozent.
digitalista: Gibt es dann am Ende von Die schwarze Sonne mehr Fragen als Antworten?
Merlau: Ich bin sicher, dass das für manche so ist. Für andere wird es anders sein, die werden vielleicht Rückschlüsse ziehen. Ich habe dort ganz bewusst eine Erzählform gewählt, die sich ab der siebten Folge wieder rückwärts entwickelt. Es würde so sein, dass die Folge 1 mit der Folge 12 korrespondiert, die Folge 2 mit der 11, 3 mit der 10 und so weiter. Da gibt es Korrespondenzen. Das wollte ich nie verraten, mache es aber jetzt.
digitalista: Welche Rolle spielt die Zeit?
Merlau: Es geht nicht nur flach um Zeitreisen, sondern um die Beschaffenheit der Zeit. Wie sie zu benutzen, zu manipulieren ist. Die schwarze Sonne greift beispielsweise eine Idee aus dem Hinduismus auf, dass die Welt mit Chakren-Punkten versehen ist. Und das man durch die Manipulation an diesen neuralgischen Knotenpunkten Einfluss auf Dinge hat. Auf das Klima, auf soziologische Veränderungen, auf die Welt der Mineralien oder eben auf die Beschaffenheit der Zeit. Wenn ich das in der Hörspielserie so auflöse, wie ich es jetzt Ihnen mitteile, weiß ich nicht, ob manche Menschen sich nicht sagen „Jetzt weiß ich gar nicht mehr was läuft!“. Und andere sagen „DAS ist ja geil!“. So ist Die schwarze Sonne immer behandelt worden, und so wird es auch am Ende sein.
digitalista: Wie kommerziell erfolgreich war die Serie denn?
Merlau: Nach dem, was ich hier intellektuell von mir gebe, würde man denken, dass das ein bis zwei Käufer hatte. Tatsächlich berührt die Serie aber eine Menge Menschen, die sich mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Zu achtzig Prozent besteht Die schwarze Sonne aus realen Persönlichkeiten, Symptomen und Phänomenen. Ich habe wahnsinnig viel eingewoben, was da draußen zu finden ist.
digitalista: Über Plattformen wie Kickstarter haben Fans die Möglichkeit, sich zusammen zu tun und gemeinsam durch viele kleinere Beträge auf eine große Summe zu kommen. War es für Sie nie eine Option, das Finale von Die schwarze Sonne mit Hilfe der Hörspielfans zu finanzieren?
Merlau: Das ist eine Option. Ich stehe wirklich unter Beschuss, was Die schwarze Sonne angeht. Nicht nur per E-Mail von Fans, sondern auch von meiner Partnerin Frau Sunjic, die seit vier Jahren einmal die Woche auf mich zukommt, ob ich mir das nicht noch einmal überlegen will. Ich werde massiv daran erinnert, dass ich da noch zwei Folgen gewissermaßen schuldig bin.
digitalista: Wie teuer wären die denn in der Produktion?
Merlau: Zusammen vielleicht 18.000 Euro.
digitalista: Wenn diese Summe über Kickstarter zusammenkommt, würden Sie es dann machen?
Merlau: Das sind gemeine Fragen! Ich will ihnen nicht ausweichen…
digitalista: …tun Sie aber…
Merlau: …aber das Problem ist bei mir nicht nur das Geld. Wir sind in der Hörspiel-Community nicht nur mit Lob überhäuft worden, sondern auch mit sehr viel Kritik. Es gab wahnsinnig viele Verrisse, Illoyalitäten und so weiter. Wir haben neben Caine, Drizzt, Hellboy, Die schwarze Sonne, Punktown usw. über drei Jahre ja auch noch unsere Fachmesse, die Hörspiel, organisiert. Wenn schon das Geld nicht die große Belohnung ist, dann braucht man für diesen Kraftakt viel liebevolle Zuwendung, viele positive Rückmeldungen über das, was man macht. Weil das ausblieb, kam es zum Bruch.
digitalista: Ihre Hörspiele sind in unseren Augen top produziert. Was gab es denn an denen auszusetzen?
Merlau: In den Communities im Hörspiel-Bereich hat man keine breite Masse, da hat man es fast nur noch mit Fachleuten zu tun. Da herrscht ein sehr harter Ton. Mit der Kunstform des Hörspiels erreichen wir nur diese sehr begrenzte Zielgruppe, geschätzt um die 3000 Leute. Wir sind von diesen Kennern zunächst gefeiert, dann aber genauso schnell auch wieder abgestraft worden. Mit der Hörspiel haben wir uns übernommen. Wir wollten dem Thema mehr Raum geben, die Community zusammenbringen, die Verkaufszahlen für alle steigern. Eine vielleicht etwas naive Vorstellung, es ist uns nicht gelungen. Daraus haben wir unsere Schlüsse gezogen. Die Eitelkeiten haben einfach zu viel auseinander gesprengt.
digitalista: Klingt nach einem sehr deutschen Problem.
Merlau: Mag sein, dass die German Gründlichkeit und Nörgelei da alles unterwandert. Hätten wir mehr breite Masse gehabt, hätten wir sicherlich auch mehr uneingeschränktes feedback bekommen. So kamen jede Menge Vorwürfe: Dass wir an den Inhalten rumgedreht hätten, diesen oder jenen Sprecher besetzt hätten, Die schwarze Sonne zu kompliziert und Caine zu brutal seien und so weiter. In den Hörspiel-Foren treffen sich offensichtlich vor allem die, die etwas zu meckern haben. Die positiven Stimmen tauchen für uns Macher vielleicht einfach nicht auf, denn andere Hörspielproduzenten berichten über die gleichen Erfahrungen.
digitalista: Erhöht es die Chancen, wenn ein mögliches Kickstarter-Projekt für Die schwarze Sonne um 5000 Euro für Entspannungsmassagen erhöht werden sollte?
Merlau: (lacht) Ich bin immer zu überzeugen durch ein Gespräch, wie wir es jetzt führen. Ich höre immer wieder, dass Menschen sich stark dafür interessieren, dass sie die Anstrengung unternehmen, so etwas in die Welt zu bringen. Und das berührt mich.