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Was ist Demokratie? So 10.11. ab 14h

Was ist Demokratie? So 10.11. ab 14h
„Was ist Demokratie?“ betitelte das Münchner Kulturreferat seine Reihe zu 100 Jahre Revolution und Räterepublik. Beantwortet wurde die Frage nicht.
Das plenum R geht der Frage mit 3 Veranstaltungen nach. Dabei interessiert uns, wie Menschen, die vor 100 Jahren in einer hierarchisch-militaristischen Gesellschaft lebten, demokratische Ideen zu verwirklichen suchten.
Sofort begannen damals die Antisemiten, Rassisten und Germanen-Bündler, Alldeutsche Kolonialisten, reaktionäre Burschenschaftler, katholische Monarchisten und kaisertreue Protestanten, sich um die Thule-Gesellschaft herum zu organisieren. Eisner war ihr erster politischer Mord.
Während der Tagung des Rätekongresses nach Eisners Ermordung floh die Landesregierung nach Bamberg, verbündete sich mit Reichspräsident Ebert in Berlin und finanzierte die Freikorps für das Niederschießen der Arbeiter- Soldaten - und Bauernräte. Der neue Reichstag sah dem alten verdammt ähnlich, befand Anita Augspurg, auch wenn jetzt einige weiße Blusen zu sehen waren.
Warum entwickeln sich Gesellschaften, die revolutionäre und widerständige Potentiale haben, nach rechts? Dieser Frage gehen wir auch in Bezug auf unsere Gegenwart nach: in zwei Sonntagsgesprächen und einem Vortrag.
 Sonntag, 10.11. 14.00 Uhr - ca. 18.00 Uhr
Werkstattgespräch 1
Demokratie 1920 – 2020
Wir laden alle Menschen ein, ihre Eindrücke von den Vorträgen, Filmen und Gesprächen in den Revolutions-Werkstätten I und II ins Heute zur tragen. Mit den Idealen der Rätezeit 1918/19, Ideen zur Verwirklichung von Frieden und Demokratie, Genossenschaften, Selbstorganisation fragen wir nach dem Heute:
Was sind die Grenzen von Parteien und Parlamenten?
Was hindert uns heute an Selbstorganisation von Räten?
Wie gestalten wir eine demokratischere Zukunft nach dem Lobbyismus?
Wie verhindern wir Artensterben, Klimakrise, Wolfszeit?
Welche demokratischen Organisationsformen nutzen wir?
Geschichte wiederholt sich nicht, wenn wir lernen ...
Einführung und Moderation: Fritz Letsch
Fritz Letsch, Gestalttherapeut und Theaterpädagoge, hielt in den vergangenen Revolutions-Werkstätten Vorträge über den Arzt und Psychoanalytiker Otto Gross und die Bedeutung der Wandervogel-Bewegung für die Revolution 1918.
Übrigens ...
... führt die VHS unter dem Titel „Das Experiment. Deutschland und die Demokratie“ unser Thema mit vielen Veranstaltungen, Ortsbegehungen und Filmen weiter. Reinschauen!
Montag, 11.11. 19.00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. em. Albert Earle Gurganus
Wie ich zu Kurt Eisner fand
Prof. Dr. em. Albert Earle Gurganus wird in seinem Vortrag über seinen persönlichen Zugang zu Kurt Eisner, über seine Recherchen und seine Gespräche mit Eisners Nachfahren, u.a. Freya Eisner, referieren. Gurganus forscht und lehrt seit den 1980er Jahren über Ernst Toller, Sarah Sonja Lerch und Kurt Eisner. Er veröffentlichte diverse Publikationen in englischer Sprache und ist seit dieser Zeit oft gesehener Gast in Münchens Archiven. Sein letztes Werk, die über 500 Seiten starke Biografie „A modern life“, erschien 2018 zum 100jährigen Todestag Kurt Eisners.
Albert Gurganus war Professor für moderne Sprachen an der Citadel, Military College of South Carolina, ein 1842 von deutschen Siedlern gegründetes staatliches College in Charleston, South Carolina. Angeregt durch seine Studien zu Ernst Toller recherchierte Garganus früh zu Kurt Eisner und Sarah Sonja Lerch, befragte Zeitzeugen und Nachfahren Eisners, u.a. Freya Eisner. Zum 100. Todestag 2018 erschien seine über 500 Seiten starke Biografie „Kurt Eisner - a modern life“ bei Camden House, N.Y.
Alberts Vortrag dauert ca. 30 Minuten. Er freut sich auf ein angeregtes Gespräch danach.
Übrigens ...
... wird Albert Earle Gurganus auch am Dienstag, den 12. November um 19:00 Uhr im Gewerkschaftshaus Nürnberg, Am Kornmarkt 5-7 (Raum Burgblick), zu Gast sein und nach seinem Vortrag ein Gespräch mit Kurt Eisner, Gerda Grassmann und Jürgen Strahl, Enkel von Kurt Eisner führen. Moderation Sepp Rauch und Wolfram Kastner; Eintritt frei.
Sonntag, 17.11. 14.00 - ca. 18.00 Uhr
Impulsvorträge: Dr. Andrea Kampf, Dania Alasti
Frauen der Revolution
Ihre Streiks, Demonstrationen und Ausschreitungen seit 1916 leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Vorbereitung der Novemberevolution. Doch während der Formung der jungen Republik tauchten Frauen als Massenerscheinung nicht mehr auf, später wurde der Protest als „Gebaren radaulustiger Weiber“ abgetan. Warum? Und wie ist die Situation heute?
Die herrschenden Eliten wollen ihre Macht um jeden Preis behalten bzw. wiedergewinnen, während relevante Teile der Bevölkerung nach Selbst-bestimmung und Freiheit streben, sich für die Demokratie, Geflüchtete, gegen Weltzerstörung u.v.m. einsetzen.
Die herrschenden Eliten waren und sind überwiegend Männer, denen es um Macht und Profit ging und geht: Patriarchat, Imperialismus, Kapitalismus.
In den Chefetagen der Konzerne, des Militärs, der Kirchen etc. sind Frauen bis heute kaum vertreten. Aber Frau sein allein genügt nicht. Weder eine Verteidigungsministerin noch irgendein Frauenanteil ändert etwas. Solange sie sich systemkonform verhalten, werden Frauen in das System eingebunden und verschlungen.
Es gab und gibt viele Frauen, die die herrschenden Verhältnisse kritisier(t)en, die Widerstand leist(et)en, die sich für ein besseres Leben für alle einsetzt(t)en. Ihr Protest wurde und wird als „emotional“ abgetan, als „Weiberkrawall“ diffamiert - Parallelen zur heutigen Jugendbewegung, die Greta als von Kartellen gelenkte Marionette darstellt, liegen auf der Hand.
Andrea Kampfs 2016 erschienene Dissertation „Frauenpolitik und politisches Handeln von Frauen während der bayerischen Revolution 1918/19“ und Dania Alastis Buch „Frauen der Novemberrevolution. Kontinuitäten des Vergessens“ (Münster 2018) bilden die Basis für die Werkstatt, die die AG Frauen des Plenum R vorbereitet hat.
Moderation: Cornelia Naumann, Eva Maria Volland
Vorbereitungen auf www.raete-muenchen.de
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