Die Liebe versteckt sich. Zwischen den Gleisen und der Fabrik mit den zerbrochenen Glasscheiben. Auf dem Parkplatz, wo Autos und Reisebusse so dicht beieinander stehen, dass sie sich fast berühren. Hier treffen sich die , um ihre Kinder zu verheiraten. Vanya steht auf dem Asphalt und friert. Sie trägt eine Röhrenjeans, das schwarze Haar zum Zopf gebunden. Mädchen mit weiß gepuderten Gesichtern drängen an ihr vorbei. Aus Lautsprechern dröhnt ein Akkordeon. Die Luft riecht nach Diesel und Zuckerwatte. Vanya streift über den Platz. Niemand spricht mit ihr. Sie will nach Hause. Bloß weg von hier. Ein Junge kommt auf sie zu. Er schielt ein bisschen. Zweimal geht er an Vanya vorbei, dann bleibt er stehen. "Hallo. Wie heißt du?", fragt er. "Ich heiße Vanya", sagt sie. "Wollen wir ein Bild machen?", fragt er. Sie mustert sein blasses Gesicht und schaut zur Seite. "Vielleicht später", sagt sie leise.
Heute ist der Tag, an dem Vanya sich verlieben soll. Heute soll sie den Mann kennenlernen, dem sie Kinder schenkt, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringt. So sagt es ihr Vater. So sagt es die Tradition. In jedem Frühjahr kommen Roma aus ganz hier für einen Tag zusammen, um zu plaudern, Wein zu trinken und ihre Kinder zu verkuppeln.
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