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Betrügerische Callcenter aus der Türkei

Telefonbetrug ist ein boomendes Geschäft. Zur Bekämpfung der Telefonbetrüger hat das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden eine eigene Projektgruppe „Call Center Betrug" eingerichtet, denn die Schäden den die Telefonabzocker verursachen, schätzen die Ermittler auf 120 Millionen Euro, doch die Dunkelziffer dürfte um ein vielfaches höher liegen.

Viele der Geschädigten erstatten keine Anzeige- aus Scham und weil sie Angst haben, dass sich Familie und Nachbarn über ihre Naivität und Leichtgläubigkeit lustig machen könnten.

Mit unterschiedlichsten Maschen und dem Einsatz spezieller Computersoftware telefonieren sich Dutzende Betrügernetzwerke mit Sitz in der Türkei täglich quer durch die Republik. Aus extra angemieteten Callcentern heraus führen die Täter Hunderte Gespräche am Tag und bearbeiten ihre Opfer, teilweise über Wochen. Mal geben sie sich als Mitarbeiter einer Lotterie aus, mal als Staatsanwalt oder als Polizist. Im Endeffekt geht es immer nur um eins: das Opfer so zu manipulieren, dass es zahlt.

Bei Josef F. klingelt das Telefon. Der 80-jährige passt genau ins Schema der Betrüger: Er ist Rentner und alleinstehend, steht zudem mit seinem alt klingenden Vornamen im Telefonbuch. „Da war ein Herr vom Bundeskriminalamt dran. Er sagte, es gäbe einen Maulwurf in meiner Bank, eine Frau, die mein Konto leer räumen will."

Immer wieder ruft der vermeintliche Ermittler an, mit jedem Gespräch gewinnt die Stimme am Telefon ein Stück mehr Vertrauen von Josef F. Es folgt ein Theaterstück mit einem eingespielten, angeblich abgehörten Telefonat des vermeintlichen Bank-Maulwurfs. Ein Band, das die Täter vorab in einem schmierenhaften Rollenspiel selbst aufgezeichnet hatten und ihrem Opfer am Telefon als Beweis für die Geschichte präsentieren.

„Dann rief der Polizist wieder an"

Am Ende ist Josef F. fest davon überzeugt, sein Geld sei auf der Bank tatsächlich in Gefahr. Der Anrufer empfiehlt ihm, es in Sicherheit zu bringen und zunächst in ein Schließfach der Bank zu verlegen. „Dann rief der Polizist wieder an und sagte, der Maulwurf hätte sich auch noch einen Schlüssel für das Fach beschafft. Ich solle das Geld schnell mit nach Hause nehmen. Dort würde es ein Kollege sicherstellen, bis die Frau geschnappt sei." Völlig verunsichert übergibt der Rentner einem Abholer an der Haustür sein Erspartes in Höhe von 71.000 Euro.

Mehr als zweieinhalb Millionen Euro sollen die Männer um Gülten allein seit April mit ihren Telefontricks in der Türkei verdient haben. Ein Ende ist nicht in Sicht. Denn bis deutsche Ermittlungsverfahren über den Rechtsweg in der Türkei angekommen sind, vergeht viel Zeit.

Sehen Sie sich dazu auch folgendes Video von SpiegelTV an.(Beim klick auf den Link wird es runtergeladen)

Und hier noch ein Original Mitschnitt der Polizei einer Call-Center Enkeltrick-Abzocke am Telefon.

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