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BlaBlaCar und Co: Welches Mitfahrportal ist das beste?

Trip BlaBlaCar und Co: Welches Mitfahrportal ist das beste?

Wir haben es ausprobiert.

Zu Beginn des Jahres regten sich viele Pendler und Reisende auf: Das größte Mitfahrportal Deutschlands, "BlaBlaCar", hatte angekündigt, 2016 ein neues Online-Bezahlsystem zu starten und in Zukunft eine Gebühr von seinen Nutzern zu verlangen.

Seitdem wird das neue System Schritt für Schritt eingeführt. Als Gegenleistung verspricht "BlaBlaCar" den Kunden eine höhere Transparenz, ein geringeres finanzielles Ausfallrisiko für den Fahrer und eine kostenlose Zusatz-Versicherung.

Vorbei sind damit die Zeiten, in denen man als Mitfahrer der Person am Steuer am Ende der Strecke einen Geldschein in die Hand drückte oder ewig nach Wechselgeld kramte. Stattdessen überweisen Mitreisende jetzt bereits vor der Fahrt die Kosten, per Paypal oder Kreditkarte.

Damit verliert die Mitfahrgelegenheit auch einen Teil ihrer Unschuld: Die ehemals rebellische Alternative zu Bus und Bahn ist erwachsen geworden und fängt an, sich zu kommerzialisieren.

Neben "BlaBlaCar" gründen sich seither mehr und mehr Mitfahrportale, viele davon sind kostenlos. Wir haben vier große Anbieter getestet, um dir die Auswahl zu erleichtern.

(Bild: dpa/Steffen Trumpf)

1. BlaBlaCar: viele Verbindungen - aber zunehmend kommerziell

Das 2006 gegründete Unternehmen ist mit 25 Millionen Mitgliedern zurzeit der größte Anbieter von Mitfahrgelegenheiten in Deutschland. Pro Quartal nutzen weltweit zehn Millionen Reisende diese Plattform.

Die Vorteile: Es gibt zahlreiche Verbindungen - in 22 Ländern. Es gibt eine App. Man kann detaillierte Informationen über die Fahrer einsehen: Foto, Autotyp, Musikgeschmack, (Nicht-) Raucher. Für Mitfahrende gibt es die Möglichkeit, ihre Fahrer zu bewerten - ihren Fahrstil und die Gesprächsfreudigkeit. Die Nachteile: Für einige Strecken werden zusätzliche Gebühren verlangt. Nutzer müssen sich auf der Seite registrieren. Es besteht Bewertungs-Druck, denn Fahrer mit hoher Bewertung werden bevorzugt. Nutzer werden angehalten, möglichst viele Daten von sich preiszugeben. 2. Fahrgemeinschaft.de: registrierungspflichtig - dafür kostenfrei

Mit 700.000 Nutzern jährlich ist die Plattform des ADAC ebenfalls eines der größten Mitfahr-Portale. Eine Mitgliedschaft im Automobil-Club wird nicht vorausgesetzt.

Die Vorteile: Es gibt keine Kosten. Die Webseite ist übersichtlich. Es gibt eine App. Es gibt Informationen über (Nicht-) Raucher, regelmäßige Fahrer und Gepäck. Auch Teilstrecken werden angezeigt. Nicht nur Autos, sondern auch Mitfahrgelegenheiten mit der Bahn lassen sich "mieten". Die Nachteile: Nutzer müssen sich auf der Seite registrieren. Es gibt keinerlei Bewertungsfunktion. Das Angebot an Verbindungen ist nicht besonders üppig.

In übersichtlichem Aufbau präsentiert sich die Seite des Unternehmens. Hier werden nur die wichtigsten Basis-Informationen ausgetauscht. Das macht die Buchung schnell und unkompliziert.

Die Vorteile: Es gibt keine Kosten. Es ist keine Registrierung nötig. Es gibt eine App. Das Unternehmen ist weniger kommerziell: Die ursprüngliche Idee der Mitfahrgelegenheit wird beibehalten. Es gibt die Möglichkeit, Tiere mitzunehmen (und das auch vorher per Filter anzukündigen). Die Betreiber sind offen für Verbesserungsvorschläge. Die Nachteile: Es besteht kein Datenschutz für den Fahrer: Seine Telefonnummer und sein Name sind für jeden einsehbar. Es gibt nur wenige Informationen über Fahrer und Mitreisende. Es sind keine Bewertungen möglich. Ein Großteil der Angebote gilt nicht für Autos, sondern für die Bahn. 4. Drive2day: tolle Funktionen - enttäuschende Ergebnisliste

Mit einem Gründungsdatum von 1998 ist "Drive2day" der Oldtimer unter den Mitfahr-Portalen. Auf den ersten Blick begeistert die Seite mit umfangreichen Filterfunktionen. Leider ist die Ergebnisliste auf den meisten Strecken mau.

Die Vorteile: Es gibt keine Kosten. Nur Fahrer müssen sich registrieren. Es gibt eine App. Die Verbindungen sind international. Es gibt viele Filter, z.B. für reine Frauenfahrten oder Transportfahrten. Eine gesonderte Suche für Bahnfahrten ist möglich. Nutzer können sich neue, passende Fahrten per E-Mail zuschicken lassen. Die Nachteile: Es gibt nur sehr wenige Mitfahr-Angebote.

Und das sagen die Nutzer selbst:

(Bild: Janine A.)

Mitfahrerin: Janine, 20 Ich habe schon die Portale "Mitfahrgelegenheit" und "Blablacar" genutzt, um am Wochenende meinen Freund in Köln zu besuchen. Ich fahre von Osnabrück, das sind rund 200 Kilometer. Auf 90 Prozent der Strecken bin ich Mitfahrerin, nur selten Fahrerin. In 95 Prozent der Fahrten habe ich gute Erfahrungen gemacht, ich bin immer sicher und gut an mein Ziel gekommen. Es war immer alles sehr unkompliziert und nett, auch wenn ich dem Fahrer das Geld bar in die Hand gedrückt habe. Momentan nutze ich allerdings keins der Portale mehr. Grund dafür ist die neue Online-Bezahlung bei "Blablacar": Ich habe kein Paypal und keine Kreditkarte, das ist aber die Voraussetzung fürs Bezahlen. Wenn dann noch eine Gebühr fällig wird, nutze ich Blablacar auf jeden Fall nicht mehr.

(Bild: Sebastian L.)

Fahrer: Sebastian, 40 Ich fahre beruflich sehr viel, derzeit rund 9.000 Kilometer im Monat. Weil diese Reisen mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden sind, biete ich Mitfahrgelegenheiten über "BlaBlaCar" an. Außerdem bin ich jeden Monat viele Stunden alleine im Auto unterwegs, da bin ich für jede Unterhaltung im Auto sehr dankbar. Wenn ich selbst nach Mitfahrgelegenheiten gesucht habe, war meistens nichts Passendes im Angebot. Außerdem bin ich ein sehr schlechter Mitfahrer mit hohen Ansprüchen an die Fahrkünste meines Chauffeurs. Meine größte Kritik gilt den Bewertungssystemen. Jeder kann dort hineinschreiben, was er will, auch wenn es nicht den Tatsachen entspricht. Der Fahrer hat wenig Chance, sich gegen ungerechtfertigte Bewertungen zu wehren. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Leute, die Mitfahrgelegenheiten nutzen, grundsätzlich sehr umgänglich und entspannt sind. Es kam schon vor, dass Mitfahrer sich mit mir ihre Schnitten geteilt haben. Meine älteste Mitfahrerin war übrigens 88 Jahre alt und geistig sehr gut drauf. Ihren Rollator konnten wir problemlos im Kofferraum verstauen.

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