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"Homophob und stolz darauf"

Ich habe Angst", sagt die brasilianische Trans-Aktivistin Indianara Siqueira, bevor ihre Stimme zu zittern beginnt und dann in Tränen wegbricht. Die aktuelle politische Situation in Brasilien treibt sie zur Verzweiflung: „Wir führen hier einen Überlebenskampf." Seit den 80er Jahren kämpft Siqueira in Brasilien für die Rechte der LGBTQ-Community. Anfangs setzte sich die 48-jährige Aktivistin vor allem für die Aufklärung zu HIV und Aids ein, heute ist sie eines der bekanntesten Gesichter der Szene. Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde in diesem Jahr ein Film über ihren Einsatz gezeigt: Dort sieht man, wie sie Rechte für Transsexuelle und Prostituierte in Rio de Janeiro fordert und nicht aufgibt, auch wenn es angesichts der politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre aussichtslos erscheint. Durch diese Bekanntheit ist sie aber in Gefahr: „Mit meinem Bild machen sie Kampagnen gegen uns", erklärt sie. Siqueira gehört zu dem Kreis der Aktivist*innen, die immer wieder abgebildet werden, wenn Politiker der seit Januar amtierenden Regierung Stimmung gegen LGBTQs machen. Ein Sicherheitsdienst überwacht 24 Stunden am Tag jeden ihrer Schritte, sieben Überwachungskameras haben ihr Zuhause im Blick: „Ich überlege mir sehr gut, wohin ich gehe", sagt sie.

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