In Mexiko gibt es täglich sieben Femizide: Ermordungen von Frauen aus Frauenhass. Lesvy war 2017 eine von ihnen. Ihre Mutter will nicht hinnehmen, dass der Täter entkommt.
von Franziska Pröll
Schon der Anblick der Telefonzelle treibt Araceli Osorio Martínez die Tränen ins Gesicht. Die steht mitten auf dem Campus der größten Universität Lateinamerikas, der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM). Unscheinbar sieht sie aus - genau wie jede andere Telefonzelle in Mexiko-Stadt. Und doch hat diese Telefonzelle eine Geschichte.
Am 3. Mai 2017 ist hier frühmorgens eine junge Frau tot aufgefunden worden: Lesvy Berlín Osorio, die Tochter von Araceli Osorio Martínez. Für den folgenden Tag war die Studentin mit ihrer Mutter verabredet. „Ich spürte, dass Lesvy mir etwas Wichtiges sagen wollte", sagt Osorio Martínez. Was ihre 22-jährige Tochter beschäftigte, hat sie nicht mehr erfahren.