Der Bildhauer Christoph Finkel erarbeitet komplexe Skulpturen aus Holz
Christoph Finkel ist Bildhauer aus Bad Hindelang, er kreiert außergewöhnliche Objekte und Schalen. Dabei arbeitet er zum Teil mit Lawinenholz. Bei jedem künstlerischen Schaffensprozess versucht er, das Holz zu „verstehen“. Finkel, Jahrgang 1971, schätzt bei seinen ergebnisoffenen Arbeiten die handwerkliche Herausforderung.
Herr Finkel, Sie arbeiten mit pflanzlicher Materie. Was macht den besonderen Reiz aus?
Christoph Finkel: Holz ist lebendig und veränderlich – es verformt sich, bildet Risse und nimmt somit seine eigene Gestalt an. Ich interessiere mich stets für Wuchs, Geschichte und Charakter eines Baums. Es folgt ein langer Entstehungsprozess, angefangen von der Holzauswahl bis hin zum fertigen Werk. Ich arbeite zum Beispiel mit Bergahorn, Apfel oder Eiche.
Gibt es nach diesem lawinenreichenWinter besonders viel Material zu finden?
Wie viele Bäume in diesem Jahr tatsächlich durch die Lawinen in den Bergen gefallen sind, lässt sich erst nach und nach feststellen. Viel Schnee und Lawinen bedeuten nicht unbedingt, dass auch alte Bäume mitgerissen werden. Das passiert sehr selten, weil die Bäume ja dort seit mehreren hundert Jahren zahlreiche Winter und Lawinen überstanden haben. Im März hat es meist noch zu viel Schnee in den Bergen. Erst in den Wochen danach, im späten Frühjahr, kommt irgendwann das perfekte Zeitfenster, wo die Schneelage einen Abtransport möglich macht. Ein Teil der Bäume stirbt auch einfach an Altersschwäche.
Wie lange arbeiten Sie durchschnittlich an einem Objekt oder an einer Schale?
Das ist sehr unterschiedlich und überhaupt nicht vorsehbar und dauert meist mehrere Wochen und Monate. Das ist auch gut so, denn in dieser Zeit kann der ständig veränderte Zustand beobachtet werden und die nächste, wohlüberlegte Entscheidung getroffen werden. Ich versuche das Holz zu verstehen, mich hineinzudenken. Dafür ist es sehr wichtig, stets den Standort und Fällzeitpunkt des Baumes zu berücksichtigen, da dies das Verhalten während der Trocknung stark beeinflusst. Jede Arbeit ist komplett ergebnisoffen und entwickelt sich während des Arbeitsprozesses, indem sich der Zustand laufend verändert und auch das Holz seine Geheimnisse preisgibt. Erst wenn ein Werk fertig bearbeitet und anschließend getrocknet ist, merke ich, ob ich den Baum verstanden habe. Bei der Trocknung sucht der Baum nämlich sein natürliches „Gefüge“ und seine Balance wieder zu finden und verformt sich zurück in seinen „Ursprungszustand“. Das alles dauert sehr lang, und das ist auch gut so.
Welchen beruflichen Werdegang haben Sie?
Ich bin ein klassischer Bildhauer und habe von 1992 bis 1998 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Kunst studiert. Das riskante und ergebnisoffene Arbeiten, das Experimentieren, das Risiko und die Intention finden sich vor allem in der freien Kunst wieder. Die handwerkliche Herausforderung ist mir ebenso wichtig, wobei es eher Zufall ist, dass ich die Technik des Drechselns dafür anwende. Es bedarf einer großen handwerklichen Präzision, um genau dieser im fertigen Werk nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Ihre Werke verkaufen sich bis in die USA oder nach Asien. Was kostet eine Schale oder ein Objekt aus Ihren Händen?
.... (etcetera).