Ein Palais im Rondell des gleichnamigen Münchner Sommerschlosses eröffnet als The Langham Nymphenburg Residence – ein aristokratisches Luxusquartier für Connaisseurs von feinem Porzellan. Denn heimlicher Hauptdarsteller ist das weiße Gold aus der benachbarten Manufaktur.
Text FRANZISKA HORN
Doch, es gibt sogar einen Elefanten in diesem fein kuratierten Porzellanladen. Der natürlich kein Verkaufsraum im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Showroom im Gewand einer Privatresidenz ist, genauer der Langham Nymphenburg Residence. Doch der dekorative Dickhäuter wird hier nichts und niemanden in Gefahr brin- gen. Handtellergroß und raf niert beleuchtet, trompetet er nur ganz still in einer winzigen Wandnische vor sich hin. Gefertigt aus schwarzem Biskuitporzellan, ist er einer von vielen stillen irdenen Mitbewohnern in Münchens neuer Nobelherberge.
Deren Lage ist spektakulär: Das ehemalige Kavaliershaus liegt ru- hig und beschaulich direkt am Nördlichen Rondell des Nymphenburger Schlosses. Zur Schönheitengalerie von König Ludwig I., ein früher Vorläufer der Instagram-Beautys, sind es nur – Gott bewahre! – ein paar Steinwürfe. Doch ob sich der Gast wirklich hinübermühen mag? Schließlich wartet auch innerhalb der eigenen vier Wände eine erstaunliche Sammlung erlesener Schönheiten.
Das feudal vom Münchener Studio Mang Mauritz gestaltete 836 Quadratmeter große Domizil empfängt mit vier Schlafzimmern, drei Wohnsalons, Fantasialand für die Kids, sieben wundervollen Bädern und appetitlichem Essbereich nebst prachtvoller Küche, in der ein Privatkoch die Münchener Gäste verwöhnt. Und wer sich in das Heimkino oder den Weinkeller wegtaucht, verpasst das Grundrauschen des Springbrunnens in dem mit matten Blautönen gefassten Wasserbecken des lang gestreckten Innenhofes.
Mit München markiert die in Hongkong beheimatete Langham
Hospitality Group ihren ersten kontinentaleuropäischen Auftritt. Kenner
wissen, dass das 1865 eröffnete The Langham in London als erstes Grand
Hotel gilt; Weitgereiste schätzen die Langham-Hotels in den USA, Asien,
Kanada oder Australien. Und erkennen stets „a hint of pink“, sozusagen
den rosaroten Faden, der sich durch alle Häuser der Gruppe zieht. Auch
in München: In den royalen Räumen am Schlossrondell strahlt das elegant gekurvte Kanapee im Damensalon im pastelligen Ton.
Wer also nun über die Schwelle des Palais in die – etwas offizieller gehaltenen – ebenerdigen Wohnräume tritt, den
umfängt eine Aura schwelgerischer Noblesse. Schimmernde Teppiche
von Jan Kath, seidene Kissen und Vorhänge in plakativen Mustern von
Jim Thompson ergänzen maßgeschneiderte Einbauten, das Eichen-
parkett und ausgesuchte Designerstücke. Dazwischen immer wieder
handverlesene Kunstwerke, von fein austarierten Lichtstimmungen in
Szene gesetzt. Als Leitmotiv aber fungieren Nymphenburger Modelle
aus diversen Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten: Josef Wackerles exo-
tische Vögel von ca. 1910 im trauten Beieinander mit den Platztellern
„My Private Sky“ vom US-deutschen Duo Kram/Weisshaar, die für die
internationale Design-Avantgarde stehen – als Wandinstallation zeigen die Teller die Sternenkonstellation zum Zeitpunkt der Gründung
der Porzellanmanufaktur im Jahr 1747. Im Küchenbereich untermalen
schwarz-weiße, an portugiesische Azulejos erinnernde Majolika-Fliesen einen monolithischen Arbeitsblock aus erdig getöntem Marmor. Und
neben den bekannten Klassikern erweitern eigens kreierte Stücke das
Portfolio der Nymphenburger Handwerkskunst. Nicht hinter Glas, in
Vitrinen oder mit musealem Abstand, sondern lebensecht, zum Anfassen und täglichen Gebrauch. Sie sind die heimlichen Hauptdarsteller
dieses Gesamtkunstwerks.
Die wichtigen Dinge im Leben vermitteln sich nonverbal, so ist das auch hier: „Hier bist du König, hier darfst du’s sein“, flüstern die mit Magnolienblüten tapezierten Wände der Bel Étage mit ihren 4,50 Metern Raumhöhe. Ein Wohngefühl für Gutbetuchte, zugegeben. Aus der Portokasse lässt sich Langhams Luxus-Etablissement nicht begleichen. Der Rest ist Schweigen.
Schweigen, das ist auch die adäquate Reaktion, um all die Wunderdinge auf sich wirken zu lassen. Die allenfalls mal von Soundsystemen
von Sennheiser unterbrochen werden. Beim Lustwandeln gedankenverloren über die wildseidenen Vorhänge von Jim Thompson streichen,
barfuß in dicken Teppichen versinken, die Symphonie feiner Nuancen
wahrnehmen, abgestimmte Texturen und Strukturen, die sich zu einem
atmosphärischen Amalgam verbinden. Ein so eklektischer wie sinnlicher
Mix der Dinge, der Gäste aus aller Welt zum Staunen bringen wird. TW
www.langhamresidences.com