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Kino: Melancholie im Luxus-Spa - AD

Grantige Granden: Harvey Keitel und Michael im stillen Kampf um die ewige Jugend.

Ab heute im Kino: „Ewige Jugend“ – gealterte Hollywood-Größen in prächtiger Kulisse zwischen melancholischer Grandezza und modernem Minimalismus.

Alter vor Schönheit? Ab heute läuft die italienische Tragikkomödie „Ewige Jugend“ in den deutschen Kinos. Der preisgekrönte Streifen überrascht mit Hollywoods erster Schauspieler-Garde, viel feiner Ironie – und einem berauschenden Film-Setting. Als magisch-surreale Kulisse dient der Geschichte über die Schönheit und das Altern ein elegantes Hotel in den Schweizer Bergen. Gedreht wurde an zwei Locations in Graubünden: Im Hotel Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa und im Hotel Schatzalp Davos, beides Häuser mit legendärer Geschichte, die den Star-Protagonisten – Michael Caine, Harvey Keitel, Jane Fonda, Rachel Weisz und Paul Dano – eine nicht minder illustre Szenerie bieten.
Ewige Jugend“ ist ein Fest für die Augen, atmosphärisch dicht erzählt und gespickt mit poetischen Querverweisen auf Kunst, Malerei und Design. Einmal ist es das Chiaroscuro von Caravaggio, das Malen in Kontrasten, das der Film in seinen Bildern zitiert, dann wieder deren streng symmetrische Komposition selbst. Gerade diese scheint die Dramatik der Handlung noch zu steigern: Der visuell eindringliche Film erzählt von den Illusionen des Lebens und den Perspektiven des Alters, Lebensherbst versus Jugend, Krankheit versus Gesundheit, Scheitern versus Erfolg, Lebenslügen versus Wahrheit. Parallelen zur in sich geschlossenen Welt von Thomas Manns „Zauberberg“ sind dabei natürlich beabsichtigt , die – um 1900 im Jugendstil erbaute Schatzalp, einst als Sanatorium gegründet, spielt auch in dem Literaturklassiker namentlich eine Rolle.
Wie der „Zauberberg“ macht auch der Film sein Setting selbst geschickt zum Protagonisten. Belle Epoque und Grandezza tragen seine schwermütige Melancholie, transportieren Nostalgie, Erinnerung und Alter, das minimalistische Design des exklusiven Spas im Waldhaus Flims dagegen symbolisiert mit seinen ikonisch-neonbunten „LCP“-Loungern von Maarten van Severen für Kartell die Leichtmüßigkeit der Jugend. Wobei das Modern-Reduzierte hier tatsächlich wie eine ästhetische Befreiung anmutet – am Ende ist es gerade das kontrastreiche Setting, das dem Generationenkonflikt und seinen Dramen den Spiegel vorhält. Drehbuch und Regie stammen übrigens vom neapolitanischen Regisseur Paolo Sorrentino, der 2014 den Oscar für „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ gewann. Ein Werk von großer Schönheit, das ist ihm auch mit „Ewige Jugend“ gelungen.



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