Dürre und ein zu hoher Wasserverbrauch lassen den Great Salt Lake in Utah zusehends schrumpfen. Sein Verschwinden wird zur Gefahr für die Natur, den Menschen und die Wirtschaft.
Das gibt es nicht alle Tage. Der Gouverneur von Utah, Spencer Cox, wendet sich in einer emotionalen Rede an die Bürger seines Bundesstaates - und fleht sie an, für Regen zu beten:
Wir brauchen eine göttliche Intervention. Ich bitte Utahner, egal welchen Glaubens, mit mir ein Wochenende lang zu beten.Es ist das letzte, verzweifelte Mittel. Cox hat den Dürre-Notstand ausgerufen und an die Bürger appelliert, Wasser zu sparen. Doch nichts hat geholfen.
Morast statt Segel-RevierVor allem an einer Stelle macht sich das bemerkbar: Das Wahrzeichen Utahs, der Great Salt Lake, ist kaum wiederzuerkennen. Normalerweise erstreckt sich der majestätische blaugrünrote Salzsee auf einer Fläche etwa doppelt so groß wie das Saarland. Nun gleicht er einer traurigen braunen Pfütze. Ein Video von Associated Press zeigt: Wo Segler sonst ihre Boote schick machen, hieven sie sie nun aus dem Morast.
"Es ist Kran-Tag", sagt dieser Segler. "Wir ziehen die Boote heraus, weil es kein Wasser mehr zum Segeln gibt. Bevor sie im Schlamm stecken bleiben."
Klimawandel und Wasserverbrauch bedrohen den SeeDer See kratzt am niedrigsten Level seit Beginn der Aufzeichnung vor 170 Jahren. Dabei war die Entwicklung absehbar: Weil der Salzsee flach ist, verdunstet er in der Hitze schnell, befeuert vom Klimawandel.
Gleichzeitig kommt kaum Wasser nach, denn die Utahner verbrauchen zu viel - im Schnitt pro Kopf rund fünfmal mehr als die Deutschen. Das Wasser der Flüsse, die den Great Salt Lake einst speisten, kommt kaum noch an.
Die Folgen sind massiv, erklärt Wissenschaftlerin Jaimi Butler vom Great Salt Lake Institute: "Wichtige Ablagerungen und Garnelen sterben aus, das Futter für die rund zehn Millionen Vögel und Zugvögel." Es seien 338 Arten, die vom See lebten.
"Auch ihre Nester, etwa die der Pelikane, sind immer ungeschützter vor Fressfeinden wie Kojoten, weil sie kaum noch Wasser umgibt. Die Schwarzhalstaucher sind sogar vom Aussterben bedroht", warnt Butler.
Eine regelrecht giftige TrockenheitFür die Menschen hat das Austrocknen des Sees zunächst gesundheitliche Folgen, sagt Butler im Zoom-Interview: "Das Uferbett ist übersät mit Salz und Mineralien und Partikeln, die die menschliche Lunge nicht verarbeiten kann. Manchmal ist auch Arsen oder Quecksilber dabei. Der Wind trägt sie dann in die Städte."
Die Luftqualität nimmt dort entsprechend ab. Atemwegserkrankungen können die Folge sein. Und: Der Wind trägt den Staub und die Partikel in die Berge, auf den Schnee. Die sonst strahlend weißen Flächen, die Touristen aus aller Welt zum Skifahren anlocken, reflektieren das Sonnenlicht nicht mehr. Unter den braun-schwarzen Partikeln wird es heiß, der Schnee schmilzt. Zurück bleiben Matsch, Mineralien und Gifte.
Für den Staat Utah ist das umso schlimmer, weil viele Unternehmen vom Tourismus leben, so Butler. Jedes Jahr garantiere der See mehr als zwei Milliarden Dollar an Einnahmen und Tausende Jobs, die die hiesige Wirtschaft ausmachten.
An dem Punkt ist sich Butler mit Gouverneur Cox einig: Wenn jetzt nicht alle an einer schnellen Lösung arbeiten, droht der Region eine Umwelt-, Kultur- und Wirtschaftskatastrophe.