In meinen Augen erzählen die Gesichter, die Kleidung und die jeweilige Location bereits genug über die Vielfalt hierzulande. Deine Erlebnisse, dein Name oder deine Nationalität spielen dafür keine Rolle, solange du Teil des Landes und seiner Gesellschaft bist.
Bei uns hat sich nie eine klassische Dokumentationskultur entwickelt. Zudem gab es permanent Probleme und Missverständnisse, wenn es um die Eigenheiten der unterschiedlichen Bevölkerungsstämme geht. Diese tragen auch sehr zu den kulturellen Konflikten im Land bei. Durch mein Projekt möchte ich eine Grundlage für eine solche Dokumentationskultur legen. Diese muss natürlich nicht auf die Fotografie als Kunstform beschränkt bleiben. Hauptsächlich geht es mir um einen positiven kulturellen Austausch sowie ein besseres Verständnis der Menschen untereinander - Eigenschaften, die im Sudan dringend benötigt werden.
Kaum jemand außerhalb unseres Landes weiß unsere kulturelle und künstlerische Vielfalt zu schätzen. Stattdessen geht es meist um Krieg und Krisen. Leider ist auch das Teil des Sudan, doch hier gibt es noch so viel mehr.
Manche treffe ich zufällig in und um meine Heimatstadt Khartum. Die spreche ich dann an und frage sie, ob sie mitmachen möchten. Mittlerweile kommen einige Menschen aber auch gezielt auf mich zu. Sie haben über meine Website oder die Sozialen Medien von dem Projekt erfahren und wollen daran teilnehmen.
Wenn dem tatsächlich so ist, geschah das völlig unabsichtlich. Bis zum 1.000 Foto bleibt ja noch eine Menge Zeit und ich werde versuchen, beide Geschlechter in etwa gleich oft zu fotografieren. Andererseits kann das auch an der sudanesischen Kultur liegen, also daran, dass Frauen einfach seltener auf der Straße sind als Männer.
Derzeit sind 173 Fotos veröffentlicht, doch ich habe bereits viele mehr gemacht, die noch nicht auf die Website geladen sind.
Das muss vor ungefähr drei Jahren gewesen sein, als ich einige beeindruckende Porträts und auch Fotos von Kirchen gesehen habe. Daraufhin beschloss ich, eine meiner Lieblingskirchen in Khartum zu fotografieren. Seitdem kann ich nicht aufhören, Menschen und Ort auf Bildern festzuhalten.
Einer von ihnen ist der inzwischen verstorbene malische Fotograf Seydou Keita (1921 - 2001). Wie er die malische Bevölkerung seinerzeit künstlerisch porträtiert hat, beeindruckt mich sehr.
Die Arbeiten des französischen Street-Fotografen Paul Almásy gehören definitiv dazu.
Warum soll dein fotografischer Querschnitt der sudanesischen Bevölkerung gerade 1.000 Porträts umfassen?
So kann ich sichergehen, wirklich kein Detail der Menschen hierzulande zu verpassen.
Wann wirst du damit fertig sein?Ich versuche, das Projekt nächstes Jahr im April abzuschließen.
Natürlich! Es wird ein Porträt meiner Mutter sein.
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