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Schweinsteiger: Das Schlachtross besteigt den Thron

Sommer 2008 in Klagenfurt: Das zweite Gruppenspiel der deutschen Fussballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Gegner Kroatien führte die Bundesadler streckenweise vor und siegte am Schluss verdient mit 2:1.

Für den damals 24-jährigen Bastian Schweinsteiger auch ein persönlicher Tiefpunkt. Ohne Stammplatz zum Turnier gereist, holte er sich 25 Minuten nach seiner Einwechslung die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit ab. Doch er zog die Lehre aus seinem Fehlverhalten. Bei den folgenden Siegen in der K.O.-Phase gegen Portugal und die Türkei erzielte er jeweils einen Treffer und trieb das Team nach vorne.

Bereits zwei Jahre vorher musste sich der junge Bayer die Wertschätzung erkämpfen. Sprachen bei der Heim-WM 2006 die Gazetten bis zum Halbfinale meist über Torschützenkönig Miroslav Klose und Schweini-Kumpel Lukas Podolski, schoss sich Bastian Schweinsteiger im "Spiel um Platz drei" mit zweieinhalb Treffern ins Bewusstsein des Weltfußballs. Ähnliche Beispiele seines Willens waren in den weiteren Jahren einige zu finden.

Etwa die Leistungsexplosion nach seinem Positionswechsel ins defensive Mittelfeld unter Louis van Gaal, die in seinem persönlich wohl besten Turnier, der WM 2010 in Südafrika, mündete; oder aber der Gewinn der Champions League 2013 nach dem verkorksten Finale in München ein Jahr zuvor, bei dem er den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea verschoss.

All diese Erfahrungen ebneten ihm den Weg zur unvergesslichen Nacht von Rio im Sommer 2014. Auch dieser Weltmeistertitel war erneut das Produkt der unbedingten Hingabe Schweinsteigers. Nicht nur die aktuelle Verletzung, die ihn schon das diesjährige DFB-Pokalfinale kostete, musste er im Hinterkopf gehabt haben. Die Europameisterschaft 2012 wird ihm ebenfalls zu denken gegeben haben. Auch hier bestritt er die Spiele nach langwierigen Blessuren nicht im vollen Besitz seiner Kräfte und spielte sein wohl schwächstes Turnier. Er blendete all dies jedoch aus, deutete bereits während der Gruppenphase in Brasilien an, dass er bereit ist für den ultimativen Erfolg und siegte.

Heute machte Bundestrainer Löw ihn offiziell zum neuen Kapitän der Nationalmannschaft. Aufgrund seiner Geschichte und seiner Persönlichkeit verdient Bastian Schweinsteiger diesen Titel und trägt ihn mit Recht. Er hat Niederlage und Triumph gleichermaßen verinnerlicht, führt die jungen Spieler an die verschiedenen Facetten des Sports heran und verkörpert die Unverwüstlichkeit wie kaum ein anderer. Man darf gespannt sein, mit welcher Energieleistung er sich diesmal aus seiner Verletzungspause zurückmeldet.

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