Das Movimento dos Trabalhadores Sem Teto (MTST), die Bewegung der
obdachlosen Arbeiter in Brasilien ist Präsident Jair Bolsonaro ein Dorn
im Auge. Im Norden São Paulos betreut der Priester und Adveniat-Projektpartner
Antonio Frizzo ein von der Bewegung besetztes Stadtviertel. Mit
Blickpunkt Lateinamerika hat er über Gewalt gegen soziale Aktivisten,
die Situation ein Jahr nach Amtsantritt von Bolsonaro sowie über
politische Gräben innerhalb der Kirche gesprochen.
Padre Frizzo, Präsident Bolsonaro nennt die Bewegung MTST „Terroristen". Wie hat sich Ihre Arbeit im letzten Jahr verändert, seit er sein Amt angetreten hat?
Padre Antonio Frizzo: Schwierig ist vor allem, dass es keinen Dialog mehr gibt. Unter den ehemaligen Präsidenten Lula (de Silva) und Dilma (Rousseff) war nicht alles gut, aber es gab zumindest Austausch und Respekt zwischen der Regierung und den sozialen Bewegungen. Das ist vorbei. Bolsonaro hat die Mitglieder der Bewegung schon im Wahlkampf als Terroristen bezeichnet, mit denen spreche er nicht. Bei einem Auftritt hatte Bolsonaro ein Sturmgewehr dabei. Für die MTST, wie er sagte.
(...)