Yakov Hadas-Handelsman: Die ungarische Regierung hat das Kind beim Namen genannt. Es ist so, wie Herr Semjén gesagt hat: Die Gerichtsentscheidung stellt die Rechte der Tiere über die Rechte der Menschen.
Die Orbán-Regierung ist bemüht, ein gutes Verhältnis zur jüdischen Gemeinschaft in Ungarn zu demonstrieren. Ist Semjéns Aussage ein Beispiel dafür?Es ist eines von vielen Beispielen, an denen man das gute Verhältnis zwischen der Regierung und der jüdischen Gemeinde, die hier sehr floriert, sehen kann. Die Regierung investiert ziemlich viel Geld in die Renovierung und Sanierung jüdischer Einrichtungen, zum Beispiel Friedhöfe und Synagogen. Das tut sie sogar an Orten, an denen die jüdische Gemeinde im Sommer 1944 aufhörte zu existieren, weil ihre Mitglieder in Auschwitz ermordet wurden.
Auf der anderen Seite gab es in letzter Zeit Skandale um antisemitische Äußerungen von Personen, die der Orbán-Regierung nahe stehen. Szilárd Demeter, ein Regierungsbeauftragter und Direktor des Petöfi-Literaturmuseums in Budapest, verglich den US-Börsenmilliardär und Philantropen George Soros mit Hitler und nannte Ungarn und Polen die "neuen Juden". Er musste nicht von seinem Posten zurücktreten. Wie gehen Sie mit solchen Äußerungen um?Wir haben in einer Stellungnahme deutlich gemacht, dass jegliche Relativierung des Holocausts inakzeptabel ist und verurteilt werden muss. Nichts ist mit dem Holocaust vergleichbar. Es war das abscheulichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit. Leider sehen wir diese Tendenz der Relativierung des Holocausts heutzutage überall. Wenn jemand eine schwere Zeit durchmacht, wird das mit dem Holocaust verglichen, wenn jemand wütend auf einen anderen Menschen ist, nennt er ihn einen Nazi. Damit verharmlost man die Einzigartigkeit der Nazi-Verbrechen.
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