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Die 5 größten Gefahren von TikTok: Sucht, Pädophile, Daten und Co

Social-Media-Plattformen bergen zahlreiche Gefahren. Bekanntlich bauen die Anbieter darauf, mit den Daten und Informationen über User:innen personalisierte Werbeplatzierungen zu verkaufen, andererseits nutzen sie die Daten der User:innen aber auch anderwärtig. Die Skandale rund um Facebook, Amazon, Google und Co stehen beinahe wöchentlich in den Schlagzeilen. Aber fragwürdige Datennutzung ist längst nicht die einzige Gefahr. Nachdem TikTok mit über 1,5 Milliarden Nutzer:innen das größte soziale Medium bildet, fassen wir für dich die 5 größten Gefahren von TikTok zusammen.

Stundenlanges Video-Schauen und einige Recherchen später sind wir von der WARDA-Redaktion äußerst schockiert, wie schnell es geht, dass wir uns im Äther dieser Social-Media-Plattform verlieren. Im Selbstversuch haben wir zudem versucht, den Algorithmus durch ganz gezielte Likes auf bestimmte Inhalte zu beeinflussen und bringen deshalb auch die wohl größten Gefahren von TikTok gleich zu Beginn.

1. Der TikTok-Algorithmus: Eine der Gefahren ist ein erhöhtes Suchtpotenzial

Wie alle Social-Media-Plattformen arbeitet auch TikTok mit diversen Algorithmen, die - so die offizielle Version - das bestmögliche Erlebnis für die User:innen bereithalten soll. Dass es dabei aber vermutlich eher um das Ziel geht, die User:innen möglichst lange auf der App zu halten, ist nur einer der negativen Fakten und Gefahren in Bezug auf die TikTok-Algorithmen.

TikTok macht durch seinen Algorithmus noch schneller süchtig als andere Social-Media-Plattformen. Die Inhalte sind sehr genau auf die Benutzer:innen abgestimmt und zugleich kurz, aufregend und besonders stimulierend für das Gehirn. Ein grundlegendes Suchtpotenzial gilt natürlich auch für andere soziale Medien.

Des Weiteren verkürzt TikTok die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer:innen, weil sich das Gehirn an die schnell ablaufenden Geschehnisse und die intensive Stimulierung anpasst und längerfristige Prozesse und Erfahrungen diese Intensität nicht bieten können - das Belohnungszentrum und der Dopaminhaushalt sind gestört. Ein Buch zu lesen, zu lernen oder sich Dingen zu widmen, die mehr Zeit in Anspruch nehmen, um das Belohnungszentrum zu aktivieren, fallen dadurch deutlich schwerer - deshalb braucht es hin und wieder Digital Detox. Da 60 Prozent der Nutzer:innen von TikTok noch Kinder sind und deren Gehirne in der Entwicklung stecken, ist dies besonders alarmierend.

Was aber die TikTok-Algorithmen besonders risikoreich macht, sind die Inhalte selbst. Diese werden nämlich nur marginal einer Prüfung unterzogen. In unserem Test zeigte sich, dass es gerade einmal zwei Minuten brauchte, um nur noch fragwürdige Inhalte über Selbstmord, Fake News und bedenkliche politische Strömungen zu sehen. Das Fatale dabei: Die bestätigenden Inhalte stören eine gesunde Reflexion der eigenen Meinung und können beispielsweise im Falle einer Depression auch zum Selbstmord ermutigen. Das führt uns zu Punkt 2.

2. Der TikTok-Algorithmus: Mit Bubbles zu Fake-News, Suizid und Radikalisierung

Was wir im kleinen erfahren durften, hat das Wall Street Journal in einer großangelegten Studie der Redaktion untersucht. Dabei beobachtete sie mittels 100 Bot-Accounts, auf Basis welcher Interaktionen und Angaben der Algorithmus Content ausspielt. Dadurch fand das Wall Street Journal heraus, dass die Herkunft der zusehenden User:innen weniger relevant ist, genauso wenig die Zahl der Likes und Shares der Videos.

Wichtiger dabei waren dabei hingegen die genutzten Hashtags und ob das Video bis zum Ende gesehen wurde. Es dauert jedoch maximal 2 Stunden, um in einer Filter-Bubble zu landen. Dies wirkt sich in jedem Fall positiv auf den Video-Konsum aus, demgegenüber aber auch negativ auf die Vielfalt der Inhalte.

So besteht eine große Gefahr, schnell in einer Bubble aus abstrusen Verschwörungstheorien, Suizidgedanken oder politische Radikalisierung zu landen. Gerade bei Kindern kann dies neben einer gefährlichen Meinungsbildung auch entwicklungspsychologische Folgen haben, weil sich ihr sonst so weitreichendes Interessensfeld künstlich verkleinert. Und wenn wir schon bei Kindern sind, dann kommen wir zu Punkt 3.

3. Kinder auf TikTok: Von gefährlichen Challenges und Pädophilen

Kinder sind besonders vulnerabel für die Gefahren von TikTok. Nicht selten gehen auf TikTok Challenges viral, die entweder politisch fragwürdig sind oder Menschen in Gefahr bringen. Wir haben hier bereits über die Blackout-Challenge und den Tod eines 10-Jährigen, die Holocaust-Challenge auf TikTok und den „ National Rape Day" berichtet. Darum ist vor allem bei Kindern der Konsum des sozialen Mediums akribisch zu beobachten oder es gar zu untersagen.

Was aber weitaus bedenklicher ist: Die Inhalte, die von Kindern und Jugendlichen hochgeladen werden, landen nicht selten in Pädophilen-Foren oder -Kreisen. So wenig man sich darüber Gedanken machen möchte, so sehr ist dies traurige Realität. Die Hacktivistin Nella deckt regelmäßig Fälle rund um Kinder-Pornografie und Pädophilie auf. Außerdem versuchen Pädophile über die App, mit Minderjährigen in Kontakt zu treten.

Pädophilen-Netzwerke finden immer neue Wege, die die Behörden beschäftigen. Mittel der Sichtbarkeitseinstellungen „Nur ich" vollziehen User:innen aus diesen Kreisen das Teilen von Kinderpornovideos. Durch Code-Worte, die auf illegale Inhalte hinweise, treten sie mit Interessent:innen in Kontakt und teilen dann das Passwort.

Auch auf anderen sozialen Medien findet Pädophile Wege zum Teilen von Kinder-Pornografie - diese gehen jedoch aktiver dagegen vor. So meldete Instagram - das eine geringere User:innenzahl aufweist als TikTok - dem „National Center for Missing & Exploited Children" (NCMEC) 3,4 Millionen Fälle, TikTok demgegenüber aber „nur" 155.000. Nicht, dass die USA in allen Belangen besser wären, was die sozialen Medien betrifft, aber dieser Umstand hat auch etwas mit dem Sitz den TikTok-Mutterkonzerns ByteDance Ltd. zu tun.

4. China und TikTok: Einfluss der Regierung, Propaganda und Content-Restriktionen als Gefahren

Seit April 2021 hält die chinesische Regierung Anteile am TikTok-Mutterkonzern ByteDance Ltd. und stellt einen von vier Vorständen des Unternehmens. Der Neo-Vorstand Wu Shugang war zuvor für Propaganda-Arbeit der Regierung zuständig. Somit greift die Regierung aktiv in Entscheidungen der internationalen Plattform ein. Der Staat hatte aber bereits zuvor durch rigide Gesetzgebung maßgeblichen Einfluss auf die Plattform.

Ob nun durch den Vorstandssitz oder generell durch die Gesetzgeber - China beschränkt die Inhalte der App. So sind beispielsweise Content über Uiguren (Anm. d. Red.: Eine muslimische Minderheit) oder andere regierungskritische Aussagen verboten. Worte wie „Gefangenenlager", „Arbeitslager", Uiguren", „Tibet" oder „Dalai Lama" werden zensiert. Nachdem westliche soziale Medien in China verboten sind, fällt somit ein Informationskanal zu regierungskritischen Äußerungen weg.

5. Gefahren von TikTok: Daten sammeln auf höchstem Niveau

Was beinahe jede App und jedes soziale Medium betreibt, macht selbstverständlich auch TikTok: Daten sammeln. Meist nutzen Firmen diese Daten zur Ausspielung personalisierter Werbung, wodurch sich gratis Apps und soziale Netzwerke finanzieren. Doch die Datenerfassungstechniken von TikTok stechen auch in diesem für die heutige Zeit fast normalen Praktiken negativ hervor. Der Kampf zwischen China und den USA spiegelt sich auch auf der Datenebene wider.

In der Datenschutzrichtlinie gibt TikTok selbst zu, dass die „Informationen sammelt, die Sie im Zusammenhang mit dem Verfassen, Senden oder Empfangen von Nachrichten bereitstellen". Sprich, TikTok behält sich das Recht vor, aktiv Nachrichten zu beobachten - auch wenn diese nie abgesendet werden. Außerdem fordert TikTok teils absurde Zugriffe auf Daten: Modell des Telefons, Bildschirmauflösung, Betriebssystem, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Standort, Tastendruckmuster und Kontaktliste. Hier stellt sich die Frage, worauf TikTok dann keinen Zugriff mehr hat?

Fazit

Soziale Medien haben in Hinblick auf Daten und Suchtpotenzial sowie andere Gefahren stets einen bitteren Beigeschmack. Bei TikTok erreicht ein vollkommen neues Level in Sachen Gefahren - durch eine verhältnismäßig geringe Zahl an Moderator:innen, den Einfluss der Regierung und die ausgeklügelten Algorithmen ein vollkommen neues Level. Den eigenen Konsum von sozialen Medien sollte man stets hinterfragen und gerade bei TikTok verfliegt die Zeit besonders schnell.

Bilder © Pexels
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