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Wenn Chinas Präsident Xi Jinping in den vergangenen Monaten als Antwort auf die Abschottungstendenzen von Donald Trump den Kämpfer für Freihandel und offene Märkte gab, dauerte es nicht lange, bis westliche Wirtschaftsverbände mit Entrüstung reagierten. Xi mache große Versprechen, die Realität sehe aber mit immer mehr Beschränkungen für ausländische Unternehmen ganz anders aus.Schrittweise lässt Peking seinen Worten aber doch Taten folgen. Vizefinanzminister Zhu Guangyao (im Bild) kündigte nun an, dass Ausländer künftig mehr Zugang zum bisher weitgehend verschlossenen Finanzmarkt des Landes erhalten sollen. Bestehende Beschränkungen sollen abgeschwächt oder gleich ganz abgeschafft werden. Ausländische Unternehmen können demnach künftig bis zu 51 Prozent an Joint-Ventures von Wertpapierhäusern, Fondsverwaltern und Terminhändlern übernehmen. Diese Grenze soll dann in drei Jahren ganz aufgehoben werden. Gleiches gilt für die Versicherungsindustrie, für die nach fünf Jahren keine Grenzen mehr gelten sollen. Bislang waren Ausländer darauf beschränkt, die Rolle des Juniorpartners bei Gemeinschaftsunternehmen im chinesischen Finanzsektor zu übernehmen: Sie durften maximal 49 Prozent halten. Mit der schrittweisen Öffnung reagiert China auf eine alte Forderung ausländischer Investoren. Allerdings warten jetzt alle aufs Kleingedruckte. Nur Chinafrischlinge glauben, dass sich der Markt wirklich öffnet und Goldman Sachs & Co. nun die Regie übernehmen. Präsident Xi Jinping hat wohl kaum so hart um seinen Einfluss gekämpft, um die Macht nun so leichtfertig zu verspielen. |
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Smartphones des chinesischen Herstellers Xiaomi waren in Europa bislang nur äußerst schwer zu bekommen, was für Apple und Samsung ein Segen war. Anders als in China, wo ihre Marktanteile wegen der chinesischen Konkurrenz dahinschmelzen, waren sie im Westen vor dem erfolgreichen Smartphone-Hersteller sicher. Damit ist es nun vorbei. Xiaomi hat nach Indien und anderen Ländern in Südostasien nun auch den europäischen Markt ins Visier genommen: Diese Woche eröffnete die erste Filiale der Chinesen in Spanien. Dort gibt es jetzt nicht nur die günstigeren, aber technisch ebenbürtigen Xiaomi-Handys zu kaufen, sondern auch Set-Top-Boxen, Fitness-Tracker, eine Action-Kamera, einen Elektro-Scooter und ein Gadget-Sortiment mit Powerbanks und Kopfhörern gleich dazu. Auch in Deutschland sollen, zunächst über Kooperationspartner wie Media Markt, in den nächsten Wochen tausende Geräte in die Geschäfte kommen. Dass Apple immer lauter trommeln muss, um auf ein neues Produkt aufmerksam zu machen, liegt auch am Erfolg von Lei Jun. Der Gründer und Chef von Xiaomi ist einAlbtraum für die Kalifornier, zuerst auf ihrem wichtigsten Wachstumsmarkt China und nun auch in Europa. Vor fünf Jahren klang Lei noch ein wenig größenwahnsinnig, als er ankündigte, mit Xiaomi seinen Smartphone-Absatz jährlich verdoppeln zu wollen. Zuerst lachte die Konkurrenz, bis von Quartal zu Quartal klarer wurde, dass Lei sein Ziel nicht nur erreichen, sondern sogar noch übertreffen würde. Mittlerweile verkauft sein Unternehmen mit über 100 Millionen Geräten im Jahr mehr als Apple und Samsung zusammen. Lei hat aber noch einen größeren Traum: Das Unternehmen soll auch international so groß und wichtig werden wie Apple. Der Angriff beginnt jetzt.
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DEUTSCHE HERSTELLER IN GUANGZHOU
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Hochrangige Regierungsvertreter aus Berlin und Peking haben verhandelt und nun kommt die gefürchtete Quote für E-Autos bekanntlich nicht schon im kommenden Januar, sondern erst 2019. Den deutschen Autoherstellern, die der chinesischen Konkurrenz hinterherhinken, ist mehr Zeit natürlich recht. Dass sich der Wind auf ihrem größten Absatzmarkt gedreht hat, haben sie trotzdem verstanden. Nach einer ersten Elektromodelloffensive im Frühjahr bei der Autoshow in Schanghai setzten sie ihren Angriff auf den E-Markt in dieser Woche auch auf der Automesse in Guangzhou fort. Allen voran scheint VW seine Lektion gelernt zu haben. Zusammen mit den chinesischen Partnern sollen zehn Milliarden Euro in den kommenden sieben Jahren in den Bereich investiert werden, wie Volkswagens China-Chef Jochem Heizmann (im Bild) am Donnerstag auf der Messe verkündete. Rund 40 Modelle mit alternativen Antrieben sollen bis 2025 in China produziert werden - noch einmal 25 mehr als bisher schon geplant. Der Markt für Elektroautos entwickele sich in der Volksrepublik eben „schneller als in anderen Teilen der Welt“, sagte Heizmann, der auf dem wichtigsten Markt des Autobauers bis 2020 rund 400.000 E-Fahrzeuge pro Jahr verkaufen will. Bis 2025 soll der Absatz auf 1,5 Millionen Autos steigen. Dank staatlicher Subventionen beim Kauf eines E-Autos ist China zum größten Markt für Elektrofahrzeuge aufgestiegen. Mehr als eine halbe Million Wagen mit alternativen Antrieben waren Ende 2016 bereits auf chinesischen Straßen unterwegs. In vielen Millionenstädten des Landes mit Luftverschmutzung herrschen bereits strenge Zulassungsbeschränkungen für Verbrennungsmotoren. Auch Peking hatte zuletzt ein komplettes Verbot von Verbrennungsmotoren ins Spiel gebracht, sich aber auf einen Zeitplan noch nicht festgelegt. Wer bei der Zukunftstechnologie das Rennen macht, ist jedoch noch offen. Dass ausgerechnet in China nicht-chinesische Autos als Sieger hervorgehen, ist allerdings nicht besonders wahrscheinlich. |
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ZHANG YIMING - Medienunternehmer |
Wer in Peking häufig mit der U-Bahn unterwegs ist, kennt dieses Bild: Praktisch alle dicht gedrängt stehenden Fahrgäste sind in ihre Smartphones vertieft. Wer genauer hinschaut, stellt fest, dass auf den Displays immer häufiger ein und dieselbe App aufgerufen ist: Jinri Toutiao, die „Schlagzeilen von heute“. Das vom 35-Jährigen Zhang Yiming gegründete Nachrichtenportal übertrifft traditionelle Anbieter im Rennen um die Aufmerksamkeit chinesischer Leser um Längen. Allein in den vergangen zwölf Monaten verdoppelte sich die Zahl der Toutiao-Nutzer von 80 auf etwa 160 Millionen. Dabei kommt Toutiao fast ohne eigene Redakteure aus. Stattdessen verwendet das Unternehmen Algorithmen, um Nachrichteninhalte zu filtern und zu verteilen. Unter Verwendung des Standorts, des Smartphone-Modells und der Klick-Historie des Nutzers sortiert Toutiao die neuesten Nachrichten, Kommentare und Videos von mehr als 4000 Partner-Websites. Um vor allem junge Nutzer anzusprechen, bietet es die Geschichten mundgerecht im Buzzfeed-Stil an. Cartoons, Live-Streaming-Shows und interaktive Frage-und-Antwort-Kanäle sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Die Mischung kommt an: 76 Minuten verbringen die Nutzer im Schnitt täglich mit dem Scrollen durch das Nachrichtenangebot. Selbst Facebook, dessen Nutzer im weltweiten Durchschnitt 50 Minuten auf der Plattform verbringen, kann da nicht mithalten. Da macht es auch nichts, dass Toutiao im vierten Jahr noch immer Verluste schreibt. Investoren setzen auf den Suchtfaktor der App und bewerten Zhangs Unternehmen nun mit 20 Milliarden Dollar. In der Rangliste der wertvollsten chinesischen Start-ups landet Toutiao damit hinter der Mitfahr-App Didi Chuxing und dem Smartphonebauer Xiaomi auf Rang drei. Zhang wuchs als Sohn von Beamten in der südöstlichen Stadt Longyan auf. Er studierte Mikroelektronik und Software Engineering an der Nankai University. Nach seinem Abschluss war er an der Gründung von vier Unternehmen beteiligt, darunter Chinas erstem Twitter-Klon und einer Immobilienseite, 99Fang.com. Die Idee für Toutiao kam ihm auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit. Er bemerkte, dass die Zeitungsstände vor den U-Bahn-Stationen immer weniger wurden und die Menschen Nachrichten fast ausschließlich auf Mobiltelefonen lasen. Gleichzeitig wusste er, dass maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch sind. Zhang wollte beides verbinden und gründete Toutiao. Ein Volltreffer. |
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YIXIN - Chinesische Autoplattform |
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Internet + Gebrauchtwagen = Börsenstar
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Hongkong ist in diesen Tagen ein gutes Pflaster für Börsen-Debütanten. Erst vergangene Woche legten die Papiere von China Literature – der chinesischen Version von Amazons Kindle – an ihrem ersten Handelstag um mehr als 80 Prozent zu. Nun zog ein Unternehmen aus einer ganz anderen Branche erfolgreich nach: Die Aktie der Auto-Internetplattform Yixin schoss am Montag an ihrem ersten Handelstag um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Die große Nachfrage ist keine Überraschung, da Yixin mit seinem Geschäftsmodell gleich zwei Märkte tangiert, die im Reich der Mitte noch viel Luft nach oben haben: den Automobilmarkt und das Internet. Rund 800 Millionen Menschen nutzen das Internet in China. Das sind gerade mal etwas mehr als 50 Prozent der Bevölkerung, aber schon mehr Nutzer als auf dem gesamten europäischen Kontinent. Im Automobilmarkt sieht es ähnlich aus: 2010 wurde China zum größten Automarkt der Welt. Seitdem haben hier jährlich mehr als 40 Millionen Fahrzeuge die Fließbänder verlassen. Nun gibt es in China auch etwas, das lange verpönt und ungewollt war: einen Gebrauchtwagenmarkt. Das macht sich Yixin zunutze: Die Firma hat sich auf den Onlinehandel mit neuen und gebrauchten Autos spezialisiert und bietet die notwendige Finanzierung gleich mit an. Yixin will langfristig vor allem mit Onlinewerbung Geld verdienen, die auf der Plattform geschaltet werden kann. Im vergangenen Jahr stand mit einem Minus von umgerechnet 97.000 Dollar noch ein leichter Verlust in den Büchern. Der Umsatz verdoppelte sich jedoch im gleichen Zeitraum auf 220 Millionen Dollar.
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Warum baut China so schnelle Computer? |
China hat seine Vormachtstellung in der Rangliste der weltweit schnellsten Supercomputer weiter ausgebaut – und zwar ohne den Klau geistigen Eigentums. In dem diese Woche veröffentlichten Ranking der weltweit 500 schnellsten Rechner ist China mit 201 Anlagen vertreten. Das sind 30 mehr als im Vorjahr, womit China die USA mit 145 Anlagen deutlich hinter sich lässt. Es folgen Japan mit 35 Rechenanlagen und Deutschland mit 20. Sowohl den ersten als auch den zweiten Platz in der Geschwindigkeits-Rangliste belegen mit dem „Sunway TaihuLight“ und dem „Tianhe-2“ derzeit chinesische Rechner. Als schnellste Anlage der USA folgt „Titan“ erst auf Platz drei. Peking will seinen Vorsprung nun noch deutlich ausbauen. Chinesische Wissenschaftler gaben bekannt, dass sie in der ostchinesischen Hafenstadt Tianjin mit dem Bau eines neuen Supercomputers begonnen haben, der alles Bisherige in den Schatten stellen soll. Erstmals soll mit dem „Tianhe-3“ bis Anfang 2018 der Versuch unternommen werden, einen Rechner mit einer Leistung von einem Exaflop zu bauen, der eine Trillion Rechenoperationen in der Sekunde ausführen könnte. Damit wäre er mehr als zehnmal schneller als der derzeitige Spitzenreiter „Sunway“, der auf eine Geschwindigkeit von 93 Petaflop kommt, also auf 93 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde. Das Tempo, mit dem China aufgeholt hat, macht diese Entwicklung umso beachtlicher. Noch 2006 schaffte es kein einziger chinesischer Rechner unter die besten Geräte. Dann legte die Kommunistische Partei einen Entwicklungsplan vor, der Superrechner und andere Technologiezweige besonders stark förderte. Nur zehn Jahre später kann China die dominante Rolle im Bereich der Hochleistungsrechner für sich beanspruchen. Peking will mit seiner „Agenda 2025“ in allen Bereichen technologisch zum Westen aufschließen. Die rasante Aufholjagd bei Supercomputern führt uns vor Augen, dass wir diese Ankündigung ernst nehmen müssen.
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