Zum ersten Mal in meinem Leben sitze ich zwei echten Schamanen gegenüber. Sie erzählen mir von einem Spanier, der nach seiner viertägigen Visionssuche nicht zurückgekehrt war. Erst als sie trommelnd den Wald durchkämmten, fanden sie den Mann im Dickicht. Er hatte sich aus Ästen ein Nest gebaut, in dem er vor sich hin kauerte, den Körper von oben bis unten mit mystischen Symbolen bemalt. Er schien sich ganz und gar seinen Visionen hingegeben zu haben.
Die Visionssuche (oder „Vision Quest“) ist eine inszenierte Grenzerfahrung. Inspiriert von den Initiationsriten archaischer Kulturen begeben sich Menschen in die Wildnis, um dort für mehrere Tage zu fasten und zu meditieren. Im besten Fall soll sich dabei die Erkenntnis einstellen, selbst Teil einer unvergänglichen, kosmischen Natur zu sein. Pragmatischere Teilnehmer wollen auf Visionssuche vor allem wichtige Lebensfragen klären, weswegen sie das Ritual am Übergang eines bestimmten Lebensabschnitts antreten, wie zum Beispiel vor einer Heirat, einem Berufswechsel oder nach dem Verlust eines geliebten Menschen.
Auch ich will mich auf Visionssuche begeben. Ein Gewitter muss draußen spannender sein als ein guter Film, denke ich. Die Einsamkeit müsste den Kopf leeren und ihn öffnen für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Nichts soll mich dort draußen ablenken, keine Bücher, kein Handy. Nur eine kleine Plastikplane wird mich vor Regen und Sonne schützen. Knapp drei Tage werde ich keine Nahrung zu mir nehmen, lediglich Wasser trinken. Begleitet wird meine Suche von der „Wanderschamanin“ Rumi und ihrem Partner Bernd. Sie werden mir helfen, die Botschaften der Natur richtig zu deuten. Denn die ersehnte Vision offenbart sich meist plötzlich und unerwartet in der näheren Umgebung. Ein Tier, ein Blatt, eine Luftveränderung – alles kann die Erleuchtung bringen......
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