Diyarbakir. Um fünf Uhr am Morgen des 16. März 2016 stürmt die türkische Spezialeinheit für Terrorismusbekämpfung Ramazan Demirs Wohnung. Er liegt in seinem Bett und schläft. Männer mit Sturmmasken und Maschinengewehren wecken ihn. Kurz glaubt er, zu träumen.
Demir kann sich an jedes Detail erinnern, wenn er heute davon erzählt. Warum die Polizei Demir verhaftete, hat einen offiziellen und einen inoffiziellen Grund. Offiziell bestand der Verdacht auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation. Inoffiziell liegt der Grund woanders. Demir ist Kurde und arbeitet als Menschenrechtsanwalt in Istanbul. Geht es nach dem Anwalt, wurden die Ausgangssperren in den Kurdengebieten im Südosten des Landes im Winter 2015 gezielt dazu missbraucht, um Kurden zu foltern, zu töten und ihnen den Zugang zu medizinischer Hilfe zu verweigern.
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