Wir schlendern langsam an den Wartenden vorbei aus der Halle, bleiben zögerlich vor dem Terminal stehen und können kaum glauben, dass unsere Reise nun vorbei sein soll, kaum glauben, dass wir uns erst vor sechs Tagen hier in der Abflughalle kennengelernt haben und zusammen in den Flieger nach Minsk gestiegen sind. Dort ist so viel passiert: Wir haben am Flughafen zusammen mit Lars Eidinger nach J.s riesigem gelben Koffer gesucht, mit polnischen und belarussischen Reportern über Reportagen und Gefahren der Literarisierung diskutiert, mit Aktivisten, Anarchisten, Anwälten und anderen über das Leben in einer „Demokratur" geredet und miteinander ein Hotelzimmer, Taxis, Zigaretten, mehrere Lachkrämpfe und sogar Strumpfhosen, Strümpfe und Stiefel geteilt.
Nun betrachten wir müde die anderen Reisenden, die mit ihren Rollkoffern an uns vorbeieilen, als könnten sie kaum erwarten, in Berlin anzukommen. Am liebsten würden wir in den nächsten Flieger zurück steigen oder zumindest noch am Flughafen bleiben. Wir holen uns einen Kaffee, um noch einen Moment länger zusammen zwischen Zeit und Raum zu verharren, als mich beim Blick auf die Uhr auch schon der Alltag einholt: Ich muss mich bereits beeilen, noch pünktlich zur Kita meiner Tochter zu kommen.
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