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Aufzug kaputt: Pankower Rentner können ihre Wohnungen nicht mehr verlassen

Die Wutrentner von Pankow haben die Nase voll und fühlen sich von der Hausverwaltung im Stich gelassen.

Die Mieter in der Binzstraße 30 in Pankow sind verzweifelt. Immer wieder passiert es: Ein dringender Termin beim Arzt, der nötige Einkauf - und dann streikt der Fahrstuhl. Seit Wochen das gleiche Spiel.

Treppenlaufen? Das können viele der Mieter nicht, Rentner mit Rollator oder Rollstuhl. Ohne Aufzug sind sie in der Wohnung gefangen. Doch die Hausverwaltung bekommt den kaputten Aufzug nicht in den Griff.

Ein Gebäude, sechs Etagen. Viele Bewohner sind über 90 Jahre, einige pflegebedürftig. Altersgerechtes Wohnen, so heißt es. Von wegen - denn der Fahrstuhl im Haus ist gar nicht altersgerecht. Seit Wochen spinnt die Technik. Mal schließen die Türen nicht richtig, mal funktioniert er gar nicht mehr oder fällt einfach aus.

Die Bewohner bleiben dann ratlos vor der Fahrstuhltür stehen, viele von ihnen sind auf Geh-Hilfen angewiesen. Die schlimme Folge: Sie können die Wohnung nicht mehr verlassen. Die verzweifelten Mieter wandten sich jetzt an den Berliner Kurier.

„Wenn man bei der Hausverwaltung anruft, hängt man entweder in der Warteschleife oder es wird einem gesagt, sie geben es weiter. Aber das Ding bleibt kaputt", ärgert sich Mieterin Inge Rohr (82).

Die Hausverwaltung Gesobau teilte auf Anfrage mit, dass die Störungen bekannt seien und alle dokumentiert wurden. Doch bislang lägen aus den vergangenen vier Wochen nur vier Störfälle vor. „Eine Frechheit!", schimpft Inge Gruhn (93). „Wir haben deutlich mehr Fälle gemeldet." Die Dame vermutet, dass nicht alle Beschwerden weitergeleitet werden.

Gesobau versichert, technische Störungen umgehend an die Aufzugsfirma weiterzuleiten. Diese würde dann noch am selben Tag den Fahrstuhl wieder in Gang bringen. „Alles Quatsch", meint jedoch Edith Schulze (90) aus der sechsten Etage. „Das vorletzte Mal haben wir den Vorfall an einem Freitag gemeldet. Erst am Montag kam ein Monteur. Wir saßen das ganze Wochenende in unseren Wohnungen fest."

Probleme mit Fahrstühle gibt es oft in Berlin. Der TÜV Rheinland stellte 2015 bei Kontrollen in der Hauptstadt bei zwei von drei Aufzügen technische Auffälligkeiten fest. 130 Anlagen müssten laut Aussagen der Experten sofort stillgelegt werden, weil sie die Sicherheit der Benutzer akut gefährden.

Zwar sind regelmäßige Checks vorgeschrieben, aber es gibt auch Hausverwaltungen, die sich aus Kostengründen darum drücken. Wichtig: Seit Juni muss deswegen jeder Aufzug eine ersichtliche Prüfplakette haben.

Die Rentner aus der Binzstraße haben inzwischen Angst vor ihrem Aufzug. Angst einzusteigen und stecken zu bleiben. Inge Rohr scherzt bitter: „Wenn ich hängen bleibe, habe ich ein Problem. Bis Hilfe kommt, bin ich wahrscheinlich tot."

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