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Warum Sie diesen Versuchungen besser nicht nachgeben

Kein Paradies ohne Schlange. Wenn Sie Ihre Liebe und Ihre Beziehung nicht aufs Spiel setzen wollen, widerstehen Sie diesen Verführungen

Eric Hegmann berät Singles und Paare, arbeitet als Parship-Coach und Autor und ist Chefredakteur des Magazins beziehungsweise.de


Wir gehen davon aus, dass Sie Ihre Beziehung nicht bewusst sabotieren möchten. Häufig sind es unbemerkte Verhaltensweisen, die auf lange Sicht dazu führen, dass sich Partner auseinander leben. Auch wenn manche zunächst harmlos erscheinen.


Lassen Sie die Finger von Flirt-Sites oder Dating–Apps

Rein in die Dating-App, nach rechts oder links wischen, nur kurz mal den Marktwert testen und das Ego streicheln lassen. Ist ja nichts dabei, oder? Nun, nach Erhebungen und Schätzungen ist ein großer Teil der Nutzer von Geodaten-basierter Flirt-Apps verheiratet. Als Grund für ihre Mitgliedschaft geben sie an, sie wollten ja nur ein wenig flirten – um den Marktwert zu testen und sich besser zu fühlen. In Wirklichkeit erreichen sie jedoch langfristig das Gegenteil: Die scheinbare unendliche Auswahl an Kandidaten sorgt dafür, den eigenen Partner und die Partnerwahl in Frage zu stellen. Wenn Sie Ihr Ego boosten wollen: Lächeln Sie öfter und seien Sie freundlich und aufgeschlossen. Die Reaktion Ihrer Umwelt wird Sie höher schweben lassen als ein „Match“ ohne Bedeutung und Perspektive.


Jagen Sie keine Einhörner

Die Zeitschriften sind voll mit Schönheiten, Stars und Sternchen. Es ist in Ordnung, mal ins Schwärmen zu geraten – wir sind ja schließlich mit Fantasie und Augen beglückt worden. Doch selbst hinter der attraktivsten Oberfläche verbirgt sich ein normaler Mensch mit Stärken und Schwächen. Sie kennen die nur noch nicht. Bei Ihrem Partner wissen Sie, worauf Sie sich eingelassen haben. Wenn Sie mit seinen Ecken und Kanten gut zurechtkommen, sollten Sie sich das Leben nicht dadurch schwerer machen, dass Sie von Fantasiegestalten träumen. Der perfekte Partner ist eine Illusion wie das Einhorn .

Das Gras ist nicht grüner im Nachbarsgarten

Der neue Kollege, die eben eingezogene Nachbarin – manche Menschen hauen einen geradezu um mit ihrem Auftreten, Lächeln und Charme. Ganz klar, dass die Fantasie dann mal wandern geht. Aber: In der Vorstellung ist intime Zweisamkeit immer leidenschaftlich und befriedigend – weil es keine bösen Überraschungen gibt. Und es gibt so viele Dinge, die abturnen können: Der falsche Spruch zur falschen Zeit, die Unterwäsche mit eingesticktem Namen, die Löcher in den Socken … Solange wir uns Intimes nur vorstellen, läuft alles super. Die Realität sieht aber anders aus. Wie eine heiß-kalt Dusche. Überlegen Sie sich genau, ob Sie tatsächlich Eiswasser benötigen, um zu erleben, was Sie doch wissen: Es ist nirgendwo so schön wie zuhause.


Achten Sie nicht nur auf die Fehler

Verführung lauert ebenso zuhause – die Verführung des negativen Denkens. Es ist nicht unüblich, die rosarote Brille des ersten Verliebtseins irgendwann abzulegen und den Partner und die Beziehung in einem realistischen Licht zu sehen. Das ist grundsätzlich gut so, denn Sie leben ja nicht in einem Märchen. Hüten Sie sich jedoch davor, die rosarote Brille gegen ein Fehler-Nachtsicht-Gerät zu tauschen, das gnadenlos alle liebevollen Besonderheiten und Verhaltensweisen Ihres Partners aufzeigt. Haben Sie das erst einmal aufgesetzt, werden Sie sich permanent über Kleinigkeiten ärgern – und das wird Ihre liebevollen Gefühle irgendwann vertreiben. Falls Ihnen plötzlich viele Fehler an Ihrem Partner auffallen, fragen Sie sich nicht, warum er die hat und wie Sie ihn ändern können – fragen Sie sich, warum Sie gerade diese Fehler an ihm suchen.


Kritisieren Sie sich nicht ständig

Sie dachten vielleicht, wir hätten uns verschrieben und wir meinten, dass Sie Ihren Partner nicht ständig kritisieren sollen. Na, das sollte doch selbstverständlich sein. Nein, Sie sollen tatsächlich ebenso nicht sich selbst permanent in Frage stellen und heruntermachen, wenn etwas nicht geklappt hat. Lassen Sie sich inspirieren von Sportlern. Was treibt die an? Ein Trainer wird sagen: Der Wunsch zu siegen, die Gewissheit, dem Ziel immer ein Stückchen näher zu kommen und die Fähigkeit, nach einer Niederlage aufzustehen und es erneut zu versuchen. Genau diese positive, zuversichtliche Haltung verlieren Sie, wenn Sie zu streng mit sich selbst sind. Erwarten Sie nicht zuviel zu schnell von sich, loben Sie sich für kleine Errungenschaften und frustrieren Sie sich nicht selbst, wenn etwas nicht geklappt hat. Der Glaube, dass Sie es schaffen können, wird Ihnen dabei helfen.


Ziehen Sie sich nicht zum Grübeln zurück

Eine ganze Generation ist mit dem elterlichen Gebot aufgewachsen, auf dem Zimmer zu bleiben, bis „du dich beruhigt hast“. Sie auch? Dann neigen Sie vermutlich dazu, Probleme erst mit sich alleine auszumachen und dann mit Ihrem Partner. Einerseits ist es durchaus gut, zunächst den Kopf zu ordnen bevor man sich gemeinsam der Problemlösung annimmt. Der Nachteil, den viele übersehen, ist dass Sie mit Ihrem Verhalten Ihren Partner zurückweisen und einen ganz wichtigen Schritt überspringen: die Problemfindung. Sie denken vermutlich, Sie kennen das Problem, doch das könnte womöglich täuschen. In der Paarberatung geht es selten um den eigentlichen Anlass, der das Paar zum Coach geführt hat – es geht vielmehr um die Situationen, die dazu geführt haben und welche die Partner immer unterschiedlich erleben und bewerten haben. Bevor Sie alleine grübeln, fragen Sie Ihren Partner: „Was meinst du, woher kommt das? Was hat dazu geführt?“ Sie werden erstaunt sein, was Sie alles anders oder nicht gesehen haben.


Glauben Sie nie, es würde alles so bleiben

Diese Versuchung heißt Stillstand. Wenn die Beziehung gut läuft, wirken Veränderungen oft bedrohlich und wir ignorieren sie. Lieber beim Bewährten bleiben. Doch es sind eben die Veränderungen, die Paare in die Beratung und Therapie führt. Krankheit, Ortswechsel, beruflicher Erfolg oder Misserfolg – es gibt keinen Status Quo im Leben. Je offener Ihr Umgang mit Veränderungen von Innen und Außen ist, umso leichter wird Ihnen fallen, gemeinsam mit Ihrem Partner zu reagieren. „Ich will, dass alles so bleibt wie es ist“ ist ein verständlicher Gedanke. Er ist jedoch nicht realistisch und je weniger Sie an ihm festhalten umso mehr neue, fantastische Erfahrungen stehen Ihnen bevor.


Mehr: beziehungsweise.de

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