Experten erklären u.a., warum ängstliche Männer keine dominanten Frauen wollen
Partnerschaften, in denen meist EINER entscheidet, werden von außen meistens nicht besonders wohlwollend bewertet. Die Meinung vieler: Der andere steckt immer zurück, das ist nicht gesund.
Ein Forscherteam der Universität Konstanz untersuchte nun herauszufinden, wie die Menschen ticken, die sich dominante Partner wünschen und suchen.
► Die Psychologen fanden heraus: Vor allem Frauen, die einen aufregenden Alltag brauchen, sogenannte Sensation Seeker, suchen eher nach einem dominanten Partner.
► Ein weiteres Ergebnis der Studie ist: Umgekehrt gilt diese Regel nicht: Männer, die ängstlich veranlagt sind, sehnen sich nicht nach einer dominanten Frau.
Wie bewertet der Paarberater das Studienergebnis?
Eric Hegmann: „Die Studie bestätigt die häufige Konstellation Nähe-Frau sucht Distanz-Mann. Dahinter verbirgt sich, dass Menschen mit einem ängstlichen und unsicheren Bindungsverhalten, Menschen mit einem vermeidenden Bindungsverhalten sehr anziehend finden. Warum? Weil vermeidende Männer sich zwar durchaus nach Bindung sehnen, aber ihnen ihre Individualität wichtiger ist als eine Beziehung.
Sie geben in einer Beziehung das Tempo und die Nähe vor, sie führen und ziehen sich zurück, wenn die Partnerin versucht, Nähe zu erreichen. Diese Priorisierung der eigenen Wünsche wirkt dominant und vor allem sexuell anziehend.“
Was sind die Herausforderungen mit einem dominanten Partner?
Hegmann: „Natürlich ist Bindung auch Abhängigkeit und es tut gut, Verantwortung abzugeben und sich fallen zu lassen. Nicht immer sind sich Partnerinnen eines dominanten Mannes jedoch bewusst, wie wenig selbstbestimmt sie ihre Beziehung führen.
Unsichere und ängstliche Bindungstypen werden sich kaum gegen einen dominanten Partner auflehnen. Ratschläge, einfach mal NEIN zu sagen, sind da eher fruchtlos.“
Bedeutet Dominanz in der Partnerschaft IMMER Unterordnung?
Hegmann: Ich nenne es gern „führen und führen lassen“. Das klingt positiver. Und: Es gehören immer zwei dazu und Außenstehende sollten nie urteilen, was sich für ein Paar gut anfühlt – und deshalb für dieses Paar richtig ist.
Dominanz ist ein wichtiger Zug, schließlich zeigt sie Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Evolutionär ist das etwas, das Frauen an Männern fasziniert, während Männer gerne beschützen und versorgen. Wir leben aber nun nicht mehr in Höhlen und heute sind vielfältige Konstellationen und Beziehungsmodelle möglich.“
Wie viel Dominanz in der Liebe ist gesund?
Hegmann: „Gesund ist, was diesem Paar gut tut. Es kann auch eine Form der ausgewogenen Dominanz geben, also dass mal der eine Partner führt und dann der andere – das ist für die Paar-Dynamik und das Wir-Gefühl theoretisch das Beste.
Doch dazu muss man sagen, dass die Partnerwahl ja aus einem Bedürfnis heraus geschieht, das offenbar besser ein dominanter Partner erfüllt. Die Frage ist also eher: Wie lange fühlt sie sich damit wohl und das entscheidet, wie lange die Beziehung gut geht.“
Was rät der Paarexperte Partnern im Umgang mit einem dominanten Partner?
Hegmann: „Es gibt zwei parallele Strategien: Strategie eins: Dem dominanten Partner immer wieder vermitteln, welche Verhaltensweisen verängstigen und das Bindungssystem aktivieren; beispielsweise vage Verabredungen, unverbindliche Zusagen oder Schwärmereien über die Ex oder andere Frauen.
Strategie zwei: Selbst mehr Sicherheit gewinnen und sich nicht durch vermeintlich abweisende Verhaltensweisen provozieren lassen, mehr Nähe oder mehr Liebesbeweise einzufordern.
Wichtig! Ein Kind wird keinen dominanten oder vermeidenden Partner zu einem sicheren Partner machen und ebenso wird ein Kind einen unsicheren Beziehungstyp nicht weniger, sondern mehr ängstlicher machen! Darüber sollten sich Personen in solchen Beziehungskonstellationen bewusst sein.