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Ich brauche Raum für mich!

Dieser Ausruf wird gefürchtet: „Ich brauche Raum für mich!“ Nutzen Sie ihn als Chance und er verliert seinen Schrecken

Diese fünf Wörter können erschrecken und Angst erzeugen. Dabei sind sie das Zeichen, dass wir noch Kontrolle über die Lage haben. Noch – aber eben nicht mehr lange.

In der Kennenlernphase ist die Ankündigung „Ich brauche mehr Raum“ der Beginn des Rückzugs. Häufig eine Abkehr ohne Rückkehr. In der Beziehung signalisiert er: „Bevor wir so weitermachen wie bisher, lass mich bitte den Kopf frei bekommen.“ Und das ist eine gute Sache.

Viele Paare kennen das: Wann immer es hitzig wird, ein Konflikt zu eskalieren droht, wendet sich ein Partner ab und zieht sich zurück. Der Andere bleibt nun mit seinen Wünschen und seinen Argumenten allein – da ist niemand mehr als die innere Stimme, die empört, verletzt und verunsichert sein kann. Mit sich selbst lässt sich ein Paarproblem schwerlich lösen.

Die häufigste Reaktion ist: Hinterher! Sie ist aber auch meist die Schlechteste. Denn jemanden zu bedrängen, der sich ohnehin schon bedrängt fühlt, führt zu Gegenangriff. Wer mit dem Rücken zur Wand steht (und wenn er sich nur so fühlt), der kann nur nach vorne austeilen. Und er wird es tun, denn dafür sorgt unser evolutionäres Erbe, das Reptiliengehirn, das die Regie übernimmt, während der Rest des Gehirns in Folge einer Überschwemmung mit Botenstoffen und Stresshormonen rebootet.

Was können Sie tun?

1. Akzeptieren Sie die Situation

Gut, Sie können sich gerade nicht einigen. Das bedeutet, Ihre Bedürfnisse und Wünsche stimmen momentan nicht überein. Was genau ist daran schlecht oder böse? Nichts. Im Streit versuchen Sie, Ihren Partner zu überzeugen, dass Ihr Bedürfnis wichtiger ist. Schon wenn Sie dies lesen bemerken Sie, dass das nicht die Grundlage einer Auseinandersetzung sein kann, die zu einer Lösung führt, die Beide gleichermaßen zufrieden macht.

2. Begeben Sie sich auf die gleiche Ebene

Sprechen Sie auf Augenhöhe miteinander und respektieren Sie die Haltung Ihres Partners – unabhängig davon, was Sie anders sehen oder machen würden. Lösen Sie sich von dem Gedanken zu wissen, was für ihn besser wäre. Sie sind nicht sein Elternteil und Ihr Partner ist nicht Ihr Kind.

3. Wenn es nicht anders geht: Lassen Sie den Ärger raus

Ärger ist etwas, das Sie selbst in Ihrem Körper produzieren. Und etwas, das Sie ebenso wieder rausschicken können. Allerdings bitte nicht in die Richtung Ihres Partners. Das ist wichtig. Sie dürfen fluchen oder sogar schreien – aber wenn Sie sich Ihrem Partner danach wieder zuwenden, dann zeigen Sie ihm Ihr liebevolles und fürsorgliches Gesicht.

4. Vereinbaren Sie ein Ritual zur Pause

Das kann zum Beispiel eine Umarmung sein, denn die Körperwärme und auch der Geruch der geliebten Person sagt dem animalischen Teil in uns: „Vertrautheit. Dir droht keine Gefahr hier.“

Das kann umgehend beruhigen. Muss aber nicht. Denn eine Umarmung kann als aggressiver Akt empfunden werden, als Bedrängung, als Einschüchterung sogar.

Um wieder einen im wörtlichen Sinne klaren Kopf zu schaffen, hilft tatsächlich eine Pause, in der die Botenstoffe abgebaut werden können. Machen Sie einen Tee, gießen Sie die Blumen, drehen Sie eine Runde um den Block – was immer Sie als Paar vereinbaren, von dem Sie wissen, dass es entspannend wirkt. Ein solches Ritual verhindert das Gefühl der Zurückweisung. Die nämlich lässt uns im Streit persönlich und gemein werden.

5. Konzentrieren Sie sich auf das gemeinsame Ziel

Wenn erst einmal der Verstand wieder die Kontrolle übernommen hat, wirken viele Anlässe für einen Streit nichtig und banal. Vermutlich weil sie es meistens sind. Vergessen Sie nicht: Sie haben sich zusammen getan, weil Sie gemeinsam Ihr Leben schöner und liebevoller gestalten möchten. Dass Sie zu zweit sind, befähigt Sie, sich auf diesem Weg zu unterstützen. Was wirklich wichtig ist: Sie sind zusammen besser als allein.
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