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Erfolgreiche Paare ergänzen sich. Es lebe der kleine Unterschied!

Jedes Paar benötigt eine Vielzahl von Strategien

Genau wie unser Immunsystem muss ein Paar mit möglichst vielfältigen Strategien auf Einwirkungen von Außen reagieren können. Unterschiede helfen dabei. Es braucht jedoch Mut und Respekt, diese als Ergänzungen wahrzunehmen

Der Volksmund behauptet: „Unterschiede ziehen sich an". Ja, das tun sie. Es heißt aber auch: „Gleich und Gleich gesellt sich gern." Was stimmt denn nun? Oder ist Beides richtig?

Fast alle Forscher und Therapeuten sind sich einig,


dass ein Plus an Ähnlichkeiten eine Beziehung harmonischer macht als viele Gegensätze. dass die wichtigsten Voraussetzungen für eine harmonische Beziehung Ähnlichkeiten im Lebensplan und ein übereinstimmendes Wertesystem sind. dass ein ähnlicher Umgang mit Geld und dem Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit Konfliktpotenziale verringern. dass ein ähnliches Bildungsniveau, ein vergleichbarer sozialer Hintergrund und Übereinstimmungen bei den Hobbys vor allem in der Kennenlernphase das notwendige Vertrauen schaffen. dass ähnliche Kommunikationsfähigkeit wichtig ist. Je größer die Kommunikations-Kompetenz umso mehr Möglichkeiten hat das Paar, interne wie externe Probleme zu bewältigen.

Was sind eigentlich Unterschiede? Wo tut Kollision dem Paar gut? Nehmen wir den gefühlten Klassiker: Ein Partner ist strukturiert und sachbezogen, der andere chaotisch und intuitiv. Nun sind sogenannte Schwächen und Stärken immer eine Frage der Perspektive. Je nach Blickwinkel und Situation können die ganz unterschiedlich bewertet werden - chaotisch kann bedeuten, spontan und kreativ Problemlösungen zu finden. Strukturiert kann bedeuten, alternativlos und unbeweglich immerzu gleiche erfolglose Muster zu verfolgen.


Ein Paar braucht vielfältige Strategien


Insofern würden ausschließlich Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten die Stärken eines Paares in einer Konfliktsituation zwar verstärken oder potenzieren - aber ganz genauso auch die Schwächen eines Paares. Es würde dann in einigen Situation gemeinsam großartig reagieren - bei anderen Problemen aber versagen aus Mangel an alternativen Strategien.

Das Bild ist natürlich schief, klar, aber nehmen wir das Immunsystem: Bei der genetischen Auswahl des Partners geht es um Vielfalt, damit der Nachwuchs auf Veränderungen der Umwelt reagieren kann. Ebenso muss eine Partnerschaft permanent auf Veränderungen reagieren. Eine Beziehung bleibt nie stehen, weil sich sowohl die Partner als auch die Umwelteinflüsse verändern. Es ist also theoretisch sehr gut, auf verschiedene Strategien zurückgreifen zu können, wenn es wieder heißt: Hurra, ein Problem!


Es gibt eine weitere These für mehr Mut zu einem unterschiedlichen Partner: Unsere gesellschaftliche Entwicklung wird empfindlich gestört durch gleich und gleich. So finden sich nämlich seit einigen Jahrzehnten nur Paare zusammen, bei denen beide beispielsweise viel oder gar nichts verdienen. Hier mischt sich nichts mehr - und die gesellschaftliche Kluft weitet sich.


Das Prinzip „gleich und gleich" fördert auch die Anspruchshaltung, die so vielen Singles im Wege steht: nämlich die Suche nach dem Seelenverwandten. Dem einzigen Menschen, der zu ihnen passt, weil er sie ja so gut versteht. Diese Haltung sendet das Signal: Es gibt nur ganz wenige Menschen, die zu mir passen.


Sicher kennen Sie die These: „Jeder ist einzigartig." Das bedeutet im nächsten Schritt: Wenn Sie einzigartig sind, dann sind alle anderen anders als Sie!


Jeder ist einzigartig bedeutet: Jeder ist anders als Sie!


Mit mehr Toleranz, Gelassenheit, Neugier und Respekt vor der Andersartigkeit jedes anderen Menschen könnten wir viele stabile Beziehungen schaffen.


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