Welche Filme tun der Liebe gut? ★ Was passiert? ★ Wie können Paare profitieren?
Demnach können regelmäßige Kinoabende nach drei Jahren die Scheidungsrate von 24 Prozent auf elf Prozent reduzieren, wie die Psychologen im Rahmen einer Langzeitstudie unter 174 Paaren herausfanden.
„Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen...“ (Love Story, 1970)
Wer solche Sätze im Kino hört, rückt gleich ein Stückchen näher an den Partner heran. Filme geben müden Ehepaaren neue Energie. Sie können sogar den Paartherapeuten ersetzen, wie eine Studie der Universität von Rochester (US-Bundesstaat New York) behauptet.
Demnach können regelmäßige Kinoabende nach drei Jahren die Scheidungsrate von 24 Prozent auf elf Prozent reduzieren, wie die Psychologen im Rahmen einer Langzeitstudie unter 174 Paaren herausfanden.
Aber was ist das Geheimnis? Warum helfen Filme der Beziehung, der Liebe?
„Zunächst muss man ehrlicherweise sagen, dass Filme eher ungeeignet sind, um wahre Liebesbeziehungen zu beschreiben, weil sie nach sich wiederholenden dramaturgischen Erzählmustern funktionieren, die unrealistisch sind, aber wenn sie das nicht tun, zahlt kaum jemand für das Kinoticket“, sagt Paarberater Eric Hegmann aus Hamburg. „Aber genau diese gemeinsame Reflektion kann für ein Paar sehr befreiend und aufschlussreich sein, wenn es sich fragt: Hat diese Geschichte in irgendeiner Form einen Bezug zu uns? Und wenn ja: Können wir das für uns selbst ausprobieren?“
Fragen Sie sich: Wie hat der Partner diese Situation empfunden? „Wir glauben ja nach einigen Jahren Beziehung genau zu wissen, was im Partner vorgeht, doch dieser Eindruck ist falsch“, sagt Hegmann.
DIESE FILME TUN DER LIEBE GUT
-
★„Die fabelhafte Welt der Amélie“
★„Tatsächlich Liebe“
★„Harry und Sally“
★„Casablanca“
★„Before Sunrise“
★„Ghost“
★„Frühstück bei Tiffany“
★„Notting Hill“
Empfehlungen von Paarberater Eric Hegmann
Welche Art von Filmen tun der Beziehung gut?
Eric Hegmann: „Theoretisch kann man als Anlass jede Art Liebesfilm verwenden, auch solche, die in anderen Genren beheimatet sind. Aber Komödien mit romantischem Touch bieten sich an, denn Humor löst Spannungen und lässt auch ernsthafte Themen leichter ansprechen als ein aufrüttelndes Drama. Doch der persönliche Filmgeschmack entscheidet, denn auch die Auswahl ist bereits ein Gespräch auf vielen Ebenen: Wie kompromissbereit bin ich? Warum reagiere ich positiv oder negativ auf diesen Schauspieler? Scheuen wir uns vor bestimmten Themen?“
Wichtig: Es ersetze jedoch nicht das berühmte „Wie war dein Tag“-Gesprächsritual, das unabdingbar für eine dauerhafte Beziehung sei, sagt Eric Hegmann. „Aber es ist eine gute Ergänzung – und mehr. Menschen lassen sich schon seit jeher Geschichten erzählen. Hier wird nun beim Gespräch der Fokus auf Beziehungsmodelle, Verhalten von Paaren in Konflikten und Aufzeigen von mehr oder weniger realistischen Problemlösungen gelegt.“
Was genau sind die heilsamen Mechanismen von Kinofilmen?
„Wenn sich Paare kennenlernen, nutzen sie häufig einen gemeinsamen Kinoabend, um herauszufinden, wo sie sich ähnlich sind. Lachen sie an den gleichen Stellen? Mögen sie die gleichen Schauspieler, Schauplätze, Bild-Ästhetik und Genres? Filme bewegen uns auf vielen Ebenen und beim gemeinsamen Sehen vergleichen wir unsere Wertevorstellungen, unsere Kommunikationsfähigkeit, die Sicht auf die Zukunft und ganz wichtig unseren Humor.“
Wie kann ein Kinobesuch seine positive Wirkung auf das Paar entfalten?
Eric Hegmann: „Der Effekt setzt bereits durch die Bereitschaft des Paares ein, sich auf eine Reflektion der eigenen Beziehung einzulassen. Das klingt banal, doch damit bereits investieren die Partner in ihre Partnerschaft, was sofort positive Impulse fürs Wir-Gefühl setzt.“
Wichtig sei jedoch, dass Sie nicht als Filmkritiker agieren, sondern Handlungen des im Film porträtierten Paares analysieren:
► Welche Probleme mussten sie bewältigen?
► Wie haben sie das getan?
► Haben sie das gemeinsam getan oder gab es Missverständnisse?
Wichtig: Im Gespräch sollte ein Perspektivwechsel stattfinden, der Anstoß für neue Strategien sein kann, auf die man selbst sonst nicht gekommen wäre. Das Paar nimmt also ein anderes Paar oder dessen Liebesgeschichte als Projektionsfläche der eigenen Beziehung und prüft, ob sich daraus eine erfolgreiche Strategie ableiten lässt. Die Fragen, die sich das Paar stellen kann, sind beispielsweise: Was hat dieses Paar mit uns zu tun und würden wir Konflikte ähnlich lösen?
Es gibt aber auch Filme, die ungeeignet sind, wie zum Beispiel „Titanic“, mahnt Liebesexperte Hegmann. Grund: Das Paar kommt nicht zusammen und führt kein gemeinsames Leben. „Das ist der reinste Hollywood-Kitsch, der vor allem die Frage provoziert: Hättest Du mich im Eiswasser auch ertrinken lassen? – das provoziert zwar Gesprächsstoff, aber eher auf die negative Art...“