Jemand, der immer alles kommentieren muss und dabei strikt auf seiner Position beharrt, ist furchtbar anstrengend. Als Partner hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten damit umzugehen: Entweder man gibt klein bei oder man hält dagegen. Letzere Variante verlangt allerdings Durchsetzungsvermögen und schließt die Bereitschaft ein, es zum Streit kommen zu lassen.
Doch egal, wie man auf die Sturheit seiner besseren Hälfte reagiert, eines steht fest: Entwickelt sich die Dickköpfigkeit zum Dauerzustand, wird sie zur Zerreißprobe für die Beziehung. "Sturheit führt zu einer sich wiederholenden Kommunikationsfalle, die schwer zu beenden ist, wenn sie einmal losgetreten wurde", erklärt Eric Hegmann, Autor und Paar-Coach aus Hamburg. Gerade weil sie für viele alltägliche Situationen vorhersehbar sei, belaste sie die Partnerschaft in vielen Bereichen und schädige alle Aspekte des Zusammenlebens. Es sei daher kein Wunder, dass Sturheit, Besserwisserei und Nörgelei die "Top-Ten der Beziehungskiller" anführten.
Positive Impulse setzen und gelassen bleibenDass sich ein eingefleischter Sturkopf in einen toleranten Mitmenschen verwandelt, ist äußerst unwahrscheinlich. Allerdings helfen die richtigen Strategien und ein ein wenig Fingerspitzengefühl, das Zusammenleben mit ihm angenehmer zu machen. Hierzu hat Hegmann folgenden Tipp: "Im Umgang mit einem sturen Partner sind Lob und Dankbarkeit wirksam." Das sei wichtig, da es positive Impulse setze. Zudem sollten Paare nicht jeden Fall ausdiskutieren. Denn: "Sturheit ist ein Thema, das an Bedeutung und Belastung zunimmt, wenn Sie zu oft und zu lange darüber sprechen. Setzen Sie lieber Pausen zum Widerfinden Ihrer Gelassenheit." Positiver Effekt: Viele Sturköpfe gehen in sich und werden automatisch umgänglicher.
Humor als Mittel zur DeeskalationEine Trennung der Kompetenz- und Aufgabenbereiche trägt ebenfalls zu einer Verbesserung des Zusammenlebens bei. Dann nämlich kommt sich das Paar nicht so oft in die Quere und der Sturkopf muss sich nicht ständig behaupten. Kommt es dennoch zu Grundsatzdiskussionen, ist es wichtig, die Kommunikation zu überprüfen. Gegen eine faire Auseinandersetzung ist grundsätzlich nichts einzuwänden. Geht jedoch die gegenseitige Wertschätzung dabei verloren, ist Einhalt geboten. Doch auch hier gibt es laut Hegmann ein wirksames Deeskalationsmittel: Humor. Gemeinsames Lachen schaffe eine wohlwollende Atmosphäre und trage zu mehr Entspannung bei.
Hinter Besserwisserei steckt oft UnsicherheitSturheit und Besserwisserei liegen nahe beisammen. Auch sie belastet die Partnerschaft. Der Grund hierfür liegt in der Persönlichkeit des Betroffenen. Menschen die nach außen hin den Schein erwecken wollen, allwissend und den anderen überlegen zu sein, haben oft ein mangelndes Selbstbewusstsein und leiden unter Kontrollverlust, sagt Hegmann. Ziel der Betroffenen ist es, Anerkennung und Aufmerksamkeit zu erheischen. Mit Kritik können sie daher schlecht umgehen. Wer diesen Mechanismus durchblickt, kann mit dem Verhalten seines Partners verständnisvoller umgehen.
Schwierig dagegen wird es, wenn zwei Besserwisser oder zwei Sturköpfe aufeinander treffen. Dann ist besonders wichtig, dass beide in ihren Kompetenzbereichen einen gewissen Abstand zueinander haben. Damit die Beziehung funktioniert, müssen laut Hegmann bestimmte Voraussetzungen vorliegen: "Die Sturheit sollte nur impulsiv auftauchen und nicht tiefer liegende Ursachen wie Furcht vor Kontrollverlust oder mangelndes Selbstbewusstsein haben."
Coaching und externe HilfeWenn alle genannten Maßnahmen nicht fruchten und sich die Sturheit zum permanenten Zankapfel entwickelt, sollte die Hilfe eines Paarberaters in Anspruch genommen werden. Er stellt eine neutrale Instanz dar und kann durch seinen Blick von außen die Verhaltensmuster leichter erkennen und helfen, sie zu durchbrechen.
Hilft auch das nicht weiter, sollte man sich ernsthaft fragen, ob der Partner wirklich der richtige ist. Denn wer ständig zurechtgewiesen und belehrt wird, kann sich selbst nicht frei entfalten. Er leidet irgendwann darunter, dass der andere ihn nach den eigenen Erwartungen verändern will. Und das widerspricht dem Prinzip einer Partnerschaft, die durch Kompromissbereitschaft, Akzeptanz und Toleranz bestimmt wird.
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