Doch warum gibt es überhaupt derart viele miese Maschen? Beziehungs-Experte und Autor Eric Hegmann („Die Traumprinz-Falle") startet im BILD-Interview einen Erklärungsversuch.
„Es handelt sich dabei um leider altbekannte Verhaltensweisen. Auch vor Online-Dating gab es unzuverlässige, unverbindliche, manipulative Menschen, die einem die Partnersuche schwer gemacht haben. Im Zusammenhang mit der Online-Partnersuche erhalten diese Verhaltensweisen nun neue Namen, um auch der Veränderung gerecht zu werden. Ghosting war früher Abtauchen oder sich nicht mehr melden. Und vielleicht macht es doch einen Unterschied, ob jemand sich wie früher nach drei Abendessen nie wieder meldet oder nach einer Woche ausführlichem Texten: eine Woche Texten scheint heute sogar verbindlicher erlebt zu werden als ein paar Dates. Oder, um es etwas vereinfacht zu sagen: Was heute mit „Wisch&Weg" in einer App beginnt, wird ebenso rasch entsorgt. Unabhängig vom Schmerz, der dabei angerichtet wird."
„Beim Hyping wird der Partner in Unkenntnis gelassen, dass er oder sie nur ein Übergangspartner ist, beispielsweise um das angeschlagene Selbstbewusstsein nach dem letzten Beziehungsaus zu verarbeiten durch den Ego-Booster einer möglichen neuen Beziehung. Hyping ist die Generalprobe - allerdings wird der Regisseur für die Premiere noch den Hauptdarsteller auswechseln", erklärt der Experte.
„Es handelt sich dabei um ein typisches Zeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung oder starker narzisstischer Anteile. Diese Menschen leiden unter Bindungsangst ziehen sich bei viel Nähe plötzlich zurück. Dadurch erzeugen Sie beim Partner Verlustangst und eine schmerzhafte Paar-Dynamik wird losgetreten. Diese Menschen wirken verführerisch, weil sie genau die Bedürfnisse erkennen können, die ihr Gegenüber hat. Das ist allerdings keine Empathie, sondern Klugheit und Intuition."
Der Vollständigkeit halber kommt hier noch einmal ein Überblick über die anderen miesen Dating-Maschen. Also, immer schön die Antennen ausfahren beim nächsten Date!
Ein, zwei Dates und plötzlich verschwindet einer von beiden sang- und klanglos in der Versenkung. Keine Erklärung, kein weiteres Lebenszeichen - und einfach nur feige. Natürlich ist es nicht einfach, nach ein paar Treffen gestehen zu müssen, dass man keine Lust auf weitere hat. Aber den anderen gar nicht darüber aufzuklären, warum man keine gemeinsame Zukunft sieht, ist auch nicht fair.
Während sich beim „Ghosting" einer der Beteiligten von einen Tag auf den anderen nicht mehr meldet, geht es beim „Benching" darum, den anderen möglichst lange hinzuhalten - allerdings ohne die Absicht, es zu einer Beziehung kommen zu lassen. Man schickt den anderen sozusagen in die „Liebes-Warteschleife".
Der Begriff stammt von „Bench", dem englischen Wort für Bank. Wer jemanden „bencht", der lässt die neue Bekanntschaft „auf der langen Bank sitzen".Das bedeutet: Man erhält regelmäßig Nachrichten des Flirt-Partners, dass man sich doch bitte ganz bald mal wieder treffen sollte - aber ohne festen Terminvorschlag. So können Monate vergehen, ohne dass es wirklich zu einem Treffen kommt.
„Breadcrumbing bedeutet, jemanden mit kleinen Brotkrumen immer wieder anzufüttern. Aufs Dating, vor allem aufs Online-Dating übertragen, ist Breadcrumbing eine Methode, einem Kontakt dauerhaft falsche Hoffnungen zu machen., aber ohne dabei tatsächlich angreifbar zu sein. Typische Brotkrümel sind kurze Kommentare unter Instagram-Fotos, spontane Textnachrichten ‚Musste gerade an dich denken' oder das Hinterlassen von Likes und Emoijs, um sich in Erinnerung zu bringen - und zu bleiben", erklärt Beziehungs-Experte Hegmann.
Der Unterschied zum Benching: Das Phänomen ‚Benching' beschreibt, wie man in der Kennenlernphase dauerhaft auf einer Warteposition gehalten oder eben ‚auf die lange Bank' geschoben wird, weil der Schwarm sich nur eine Option offenhalten möchte. Beim Breadcrumbing wird tatsächlich geflirtet. Und weiter geflirtet. Aber ohne dem Ziel jemals näherzukommen. Für Breadcrumber geht es nur um den Weg. Ein echtes Date wird es mit einem Breadcrumber kaum geben.
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