Bild: In welcher Lebensphase stecken Männer häufig in unglücklichen Beziehungen?
Eric Hegmann: „Getrennte Paare sagen, sie hätten sich etwa ein bis zwei Jahre mit dem Gedanken beschäftigt, die Beziehung zu beenden. Der Unterschied zwischen Frauen und Männern bei der Beziehungszufriedenheit ist, dass Frauen sich früher unglücklich äußern – während ihre Partner oft gar keine Probleme benennen würden.
Die sehen vielleicht einige Wolken am Horizont, aber sie fühlen sich noch wohl und sehen keinen Anlass zur Trennung. Bis sie irgendwann mit einem Konflikt konfrontiert werden, der aus der Beziehungsunzufriedenheit ihrer Partnerin resultiert. Ergebnislose Diskussionen über die Zukunft und Lebensplanung – bis zum Seitensprung.
Ab diesem Zeitpunkt suchen auch die Männer nach einem Ausweg. Je älter sie sind und umso länger die Partnerschaft dauerte, umso größer scheint die Bereitschaft, die Beziehung aufrecht zu erhalten – zumindest bis sich eine neue Option bietet.
In dieser Zeit haben allerdings viele Frauen bereits den Schlussstrich gezogen. Die meisten Scheidungen werden deshalb auch von Frauen eingereicht, Paarberatungen werden überwiegend von Frauen initiiert und es sind auch die Frauen, die häufiger Schluss machen. Sie kommen den Männern sozusagen häufig zuvor.“
Warum können sich Männer so schwer lösen, Schluss machen?
Hegmann: „Selbstverständlich Liebe, Gemeinsamkeiten und schöne Erinnerungen auf der einen Seite – Leugnung von Problemen, Aussitzen von Konflikten sowie Furcht vor dem Alleinsein und einem Neubeginn auf der anderen Seite. Da unterscheiden sich die Geschlechter wenig, sie benennen allerdings andere Prioritäten.
Mangelnde Achtsamkeit und Kommunikation beklagen Frauen und Männer, allerdings zeigt sich das für Frauen eher im Mangel an emotionalem Austausch und bei Männern im Mangel an Intimität.
Unterschiedliche Blickwinkel auf dieselben Symptome, schließlich ist Sex nicht nur Leidenschaft und Fortpflanzung sondern auch eine sehr innige Form der Kommunikation der Partner, in der es ums angenommen werden geht, um Hingabe und gegenseitige Bestätigung.“
Woran merkt ER, dass ES definitiv vorbei ist?
Hegmann: „Jeder hat seinen eigenen Gradmesser für Leidensdruck. Gehen sollte man, wenn man überzeugt ist, alles getan zu haben, um die Situation zu verbessern und langfristig keine Lösung erkennbar ist. Das ist man sich selbst und dem geliebten Menschen schuldig.
Was ist ein konkretes Zeichen, dass ES vorbei ist?
Hegmann: „Ein deutliches Anzeichen ist, wenn man nicht mehr gerne nach Hause kommt und körperliche Nähe unangenehm ist. Um gut abschließen zu können, ist es hilfreich, als Paar gemeinsam versucht zu haben, die Liebe zu retten. Dann wirft man sich später nicht vor, nicht alles getan zu haben, was möglich war und vermeidet Ex-zurück-Wünsche.“