Als Kind habe ich Minopolis geliebt. Immer wieder habe ich meine Eltern in die Stadt der Kinder gezerrt und sie sind stundenlang mit leidendem Blick dort gegessen, während ich selig den Führerschein machte, Brot backte, Abwasserkanäle säuberte, Babyborns betreute und für die Minopolis-Zeitung Artikel schrieb. Ich fühlte mich so erwachsen und selbstständig. Und ich war reich. Meine Minopolis Bankomatkarte und tausende Eurolino-Banknoten habe ich heute noch.
Als ich 13 wurde und damit nur noch als Begleitperson hinein durfte, war ich ernsthaft traurig - so war das echte Erwachsenwerden also, so ganz ohne Privilegien und Spielgeld und Spaß? Kurz darauf machte Minopolis für immer zu. Hauptgrund war angeblich, dass keine Einigung bei der Verlängerung des Mietvertrags gefunden wurde.
Seit Ende 2013 steht das Gebäude nun leer. Über eine Freundin habe ich erfahren, dass es immer mehr zu einer Ruine verkommt. "Alles ist vollgesprayt und zerstört", meinte sie. Meine Gefühle dazu waren gemischt. Zum einen trauerte mein Kinderherz immer noch um den behüteten Spielplatz, den ich dort einmal hatte. Zum anderen fand ich die Ironie hinter dieser Entwicklung fast schon lustig. Minopolis war zu einem völlig neuen, viel erwachseneren Spielplatz geworden - fast so, als würde das Gelände wollen, dass ich weiterhin Spaß auf ihm haben konnte. Also habe ich beschlossen vorbei zu schauen. [...}
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