Er fotografiert „Germany's Next Topmodel", David Bowie und Madonna: Nun sind die Bilder des Starfotografen Rankin in Mitte zu sehen. Ein Treffen
Elisa von Hof
Kate Moss hat er fotografiert, Katy Perry und David Bowie auch, und regelmäßig ist er Gast in Heidi Klums "Germany's Next Topmodel". Rankin zählt zu den berühmtesten Fotografen der Welt. In der Berliner CWC Gallery an der Auguststraße zeigt der Brite ab heute eine Ausstellung seines Werks. Ein Gespräch über Schönheit, den Brexit und den Humor der Queen.
Rankin: Ja, zwei Menschen haben das geschafft: unsere Majestät, die Queen, und Madonna, die andere Queen.
Madonna kam tough hinein und hat zu mir gesagt: "Ich hab dich ausgesucht, weil die Leute Spaß vor deiner Kamera haben." Das ist so, als sagt man zu einem Comedian: Bring mich zum Lachen! Das war hart. Das Unglaubliche an der Queen ist, dass man ihre Kraft fühlen kann, ehe sie überhaupt im Raum ist. Sie war sehr lustig und hat viele Witze gemacht.
Ja! Als etwas von meiner Kamera abgefallen ist, hat sie sehr gelacht. Da wusste ich: Genau das Foto will ich schießen. Habe ich dann auch.
Das hört sich so an, als sei es das Foto, auf das Sie am meisten stolz sind.
Nein, ich hab kein Foto, auf das ich mehr stolz als auf andere bin. Fotografie ist Magie für mich. Deswegen kann ich nicht sagen, dass ich das eine lieber als das andere mag. Das wäre so, als hätte man ein Lieblingskind. Das wäre nicht fair den anderen gegenüber. Und ich bin ein Perfektionist. Wenn ich meine Bilder ansehe, dann sehe ich die Fehler, gleichzeitig liebe ich sie. Sie sind wie meine Familie.
Ja, ich habe gelernt, dass alles schön sein kann, wenn man es genau betrachtet. Und dass man nicht nach dem Hässlichen, sondern nach dem Schönen suchen muss.
Im Menschlichen, Imperfekten, im Humor. Und in Sex natürlich.
Oh Gott, nein. Wer will schon Buchhalter sein? Ich bereue sehr wenig.
Ich hab meine Arbeit mein ganzes Leben über alles andere gestellt, über meine Familie, mein Kind. Das bereue ich. Andererseits macht mich die Arbeit zu dem, der ich bin. Denn wenn du das Gefühl hast, du bist in etwas sehr gut, dann machst du eben weiter und weiter. Jetzt bin ich manchmal traurig, dass ich in anderen Bereichen meines Lebens nicht genauso hart gearbeitet habe wie in der Fotografie. Aber ich hab die Queen getroffen, hey! Oder Mick Jagger, ein echtes Jugendidol. Als der "Monkeyman" für mich gesungen hat, dachte ich: Ich bin im Himmel.
Ich freunde mich nie mit berühmten Leuten an, weil ich ihnen mit einer gewissen Distanz begegnen will, um mit ihnen zu arbeiten. Das finde ich wichtig.
Ja, wir sind wie Bruder und Schwester. Ich sorge mich sehr um sie, will sie beschützen, will, dass es ihr gut geht. Aber natürlich weiß ich, dass ich nicht ihr Bruder bin, auch wenn ich mir das manchmal wünsche, um mehr involviert zu sein.
Ja, ich hab das Fotoshooting schon gehabt. Ich war ein bisschen frech (lacht).
Die Kritiker wissen nicht, wie es im echten Modelbussiness zu geht. Man darf nicht vergessen, dass es eine Show ist und nicht real. Denn die Realität ist schlimmer. Da gibt es keine Organisation, die sich um die Mädchen kümmert, da passt niemand auf sie auf. Für mich ist das also mehr eine Kritik an der Gesellschaft als an dieser Show. Wir leben in Zeiten, in denen man glaubt, dass man eine gute Zukunft hat, wenn man durch eine TV-Show berühmt wird. Das ist verrückt.
Ja, es ist ein beschissener Alptraum. Denn ich liebe die EU, die Freiheit zu reisen und zu arbeiten. Und ich liebte es, in einem Land zu leben, das alle Kulturen und Hautfarben akzeptiert. Nun schließen wir Briten unsere Türen, wo die ganze Welt sich eigentlich für Vielfalt öffnet. Wir bewegen uns zurück, das macht mich depressiv.
Ja, schrecklich. Er ist ein Geschenk für Comedians, und so unehrlich. Ich hoffe, der Journalismus wird ihn früher oder später enttarnen. Das Gute an dieser ganzen misslichen Situation, Brexit und Trump, das ist für mich: Wir interessieren uns wieder für unsere Demokratie. Wir diskutieren, wir gehen wählen, wir wollen etwas ändern.
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