Kultur in Berlin
Mit Konfettikanonen und Feuersäulen: US-Sänger Bruno Mars spielt in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena
Elisa von Hof
Ich bin ein gefährlicher Mann", singt er und grinst. Er habe Geld in seinen Taschen, bündelweise, dazu die schönsten Schuhe Hollywoods und Schmuck sowieso. Die 24 Karat, die blitzen heute aber nicht nur um seinen Hals, die liegen auch in der Luft, findet US-Sänger Bruno Mars. Vielleicht hat er deswegen gleich sein neues Album so genannt: "24 K Magic". Leisten kann er sich solche Preziosen ja allemal. Seit 2010 lebt Mars in der goldenen Zeit, die er neuerdings so gern besingt.
Er hat sechs Millionen Alben verkauft und dazu noch 40 Millionen Singles, hat Grammys gewonnen, MTV und Brit Awards und auch der Echo steht wohl irgendwo in seinem Regal. Mars, der gern mit dem jungen Michael Jackson verglichen wird, muss eigentlich niemandem mehr beweisen, wer er ist. Jeder, der in den vergangenen Jahren das Radio eingeschaltet hat, wird eines seiner Ohrwurmstücke kennen. Aber er tut es trotzdem - mit Glitzer und mit Feuerwerk, Funkenregen und Lasershow. So wie am Freitagabend bei seinem ausverkauften Konzert in der Mercedes-Benz Arena.
Eine richtige Party soll es werden. Eine für die Ohren, das ist klar, aber auch eine für die Augen. Deshalb hat Mars wohl gleich ein dutzend Pyrotechniker engagiert, der Halle ordentlich einzuheizen. Und falls das nicht genügt, all das Feuer und das Tischfeuerwerk, hat er gleich auch noch ein paar Lichtdesigner eingespannt. Die lassen Laser durch die Arena pflügen, während Flammensäulen auf der Bühne in den Himmel züngeln.
Soll wohl keiner sagen, die 24 Karat, die seien nur ein Hirngespinst. Nein, die soll man der Show gefälligst ansehen. "Berlin, seid ihr da?", schreit Mars und tänzelt mit rasanten Schritten über die Bühne. Die, halb Boxring, halb riesenhafter Zauberwürfel, droht bloß manchmal, ihn zu verschlucken. Der 1,65 Meter große Mars tanzt dagegen an, so wie in "24K Magic", der ersten Singleauskopplung seines gleichnamigen, aktuellen Albums. Während er mit seiner samtigen Stimme die Magie besingt, die gerade in der Luft schwirre -"magic in the a-a-a-air" -, tanzt er mit seinem sechs-köpfigen Bläser-Ensemble im Gleichschritt über die Bühne, als hätte sich die mars'sche Blaskapelle ein paar Moves von Take That abgeschaut.
Sowieso sind die frühen 90er und die späten 80er Jahre an diesem Abend wiederbelebt. Denn der gebürtige Hawaiianer hat seine neuen Stücke in einen Sound gekleidet, der retro klingt und um einiges funkiger als seine zwei Vorgängeralben. Dazu tragen Mars und seine Boyband schwarze Trainingsanzüge und blitzsaubere weiße Sneaker, die Goldkettchen blinken so keck im Strobo-Licht, als hätte der Prince von Bel Air die Garderobe entworfen.
All dieses BlingBling, die Designerkleidung ("Versace on the floor") und die Feelgood-Partyhymnen lassen fast vergessen, dass Mars eigentlich mit Stücken populär geworden ist, in denen er Frauen unbedingt heiraten will ("Marry you"), sie mit Komplimenten befeuert ("Just the Way you are") oder ihnen heiße Tränen hinterherweint ("When I was your man"). Dass er ein ziemlich guter Sänger ist, und mit seiner Stimme auch hohe Töne problemlos tragen kann, das hört man erst bei diesen Liebesliedern. Denn auch die singt er an diesem Abend, klar, etwas schneller als früher, aber mit geschlossenen Augen und mit vor Anstrengung verkrampftem Kiefer, als zerfräße ihn diese Liebe von damals noch immer. Ja, als wäre das alles kein bisschen leichter, nur hat er jetzt eben ein paar mehr Goldkettchen - "24 Karat" -, die davon ablenken. Immerhin beweisen die aber auch, was er geschafft hat, zumindest ihm selbst.
Denn Mars, der eigentlich Peter Hernandez heißt, schreibt jahrelang Hits für andere Musiker, ehe er selbst ans Mikrofon darf. Flo Rida zum Beispiel hat den Erfolg seines Partyhits "Right Round" Mars zu verdanken. Auch Sean Kingston, Adam Levine und Cee Lo Green haben Songs von ihm bekommen. Diese Jahre, sich vom Songwriter zum Sänger hochzuarbeiten, die seien ein Kampf gewesen, sagte Mars mal. Dass er ihn gewonnen hat, das will er jetzt zeigen.
Vielleicht sind deshalb die Lichteffekte so grell, die Feuerzungen so groß: Nie wieder ein Karat zu wenig, eben lieber eins zu viel. Vielleicht will er einfach nicht wieder zu lang - "too lo-o-o-ong" - aus dem Himmel gesperrt werden, wie er in "Locked out of heaven" singt.
Mars tanzt in goldenem Regen über die Bühne, dass die Trainingshose um seine Knöchel flattert. Nach zwanzig Minuten rinnt der Schweiß in kleinen Rinnsalen aus seiner Käppi hervor, nach vierzig mäandern die sich den Hals hinab, nach 100 Minuten, so lang dauert das Konzert in etwa, klebt alles klamm an ihm. "Isch liebe disch", raunt er da erschöpft ins Mikrofon und meint damit alle, die ihn hier so ungestüm bejubeln. Wenn er grinst, dass sich kleine Grübchen auf seinen Wangen bilden, so wie jetzt, sieht man, dass das mit der Bühne schon immer sein Ding war. Dass Musik seine Liebe ist, seit er als vierjähriger Elvis-Imitator auf der Bühne in Honolulu stand. Dass es nichts Besseres für ihn geben kann. Bloß das - und 24 Karat.
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