Wenn eines schon vor dem Konzert im Münchner Olympiastadion klar war, dann: Robbie Williams ist nun endgültig in der Reihe der Popstars angekommen, die in einem fort beweisen sollen, dass sie es noch drauf haben. Die vom großen, schon ein Weilchen zurückliegenden Erfolg leben. Und deren Live-Auftritte darum immer auch eine Zeitreise sind.
"The Heavy Entertainment Show" heißt die aktuelle Tour, und damit ist alles gesagt, was Robbie Williams immer schon war und immer noch ist. "The Heavy Entertainment Show" ist auch der erste Song des Abends, Robbie taucht im Boxermantel auf, zieht ihn aus, darunter trägt er Schottenrock, Fanfaren. Danach kommt "Let me entertain you", und damit erfährt jeder gleich nochmal, worum es hier geht. Eine Hand in die Luft, die andere Hand dazu, tausende Hände fliegen, tausende Menschen hüpfen, und Robbie dirigiert sie alle. Wenn eines erst beim Konzert im Münchner Olympiastadion klar wird, dann: Es macht immer noch großen Spaß, Robbie Williams beim Robbie-Williams-Sein zuzusehen. Insofern hat sich also nichts geändert.
Natürlich hat sich ein bisschen was geändert. Robbie Williams ist inzwischen 43 Jahre alt, verheiratet, Vater und wohl ziemlich glücklich. Das mit den Drogen ist längst vorbei, das Bad-Boy-Image glaubt man ihm auch nicht mehr. Seine Alben verkaufen sich nicht mehr so wie früher, sie sind auch nicht mehr so voller Hits wie "Sing When You're Winning" oder so zeitlos wie "Escapology". Seit acht Jahren schaffte es keine Single mehr auf Platz eins der deutschen Charts, in den Streaming-Top-100 taucht er gar nicht erst auf. Früher hat er einmal gesagt, da sei ein dicker Mann in Robbie Williams, der es kaum erwarten könne, rauszukommen. Wenn man ihn so vergrößert auf der Stadionleinwand sieht, das leichte Doppelkinn, die Arme im schulterfreien Shirt: der dicke Mann hat sich inzwischen wohl ein Stückchen weiter rausgewagt. Robbie Williams ist mittlerweile also ein nicht mehr ganz so erfolgreicher Popstar, und ein nicht mehr ganz so junger. Seinem Publikum macht das nichts aus. Es geht schließlich allen im Stadion so.
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