Die ersten Töne von Giuseppe Verdis "Aida" wehen durch das Amphitheater, zögerlich, zärtlich, dann mischen sich lautere, dunkle Klänge darunter, Vorzeichen, die an diesem Abend ein wenig düsterer klingen als sonst. Das Licht ist ausgegangen, ein Scheinwerfer hat den Maestro an sein Pult begleitet, auf den oberen Stufen der Arena zünden die Zuschauer Kerzen an. Auf der Bühne dampft eine Weihrauchschale. Zwei Obelisken bilden die Kulisse, vier Sphinxe und acht Säulen mit bunten Hieroglyphen.
Wir sind im alten Ägypten. Und zugleich im alten Italien: Das römische Amphitheater, die Arena von Verona, wurde im ersten Jahrhundert nach Christus erbaut. Seit über hundert Jahren werden hier Opern aufgeführt, 20 000 Zuschauer passen in das größte Freilufttheater Italiens. Verdis "Aida" ist der Klassiker, damit wurden die ersten Opernfestspiele 1913 eröffnet, und noch heute zieht er die meisten Touristen an. Doch eine Frage steht im Raum: Gilt das auch in Zukunft?