Dumbo gehört zu den frühen Werken des Walt Disney Konzerns. Die Geschichte des fliegenden Zirkuselefanten wurde von Tim Burton neu verfilmt. Wir haben uns den Film zum Heimkinostart am 8. August angesehen und verraten dir, ob er genauso zu Tränen rührt wie das Original.
Dumbo: Tim Burton schafft mehr als eine Nacherzählung2019 ist das Jahr der Disney-Realfilm-Remakes. Während sich und Der König der Löwen aktuell noch im Kino mit ihren CGI-Effekten übertrumpfen, flatterte Dumbo, der kleine Elefant mit den übergroßen Ohren, bereits Anfang des Jahres über die Leinwand. Anders als die Remakes der 90er-Jahre-Filme, die sich sehr nah an ihre Zeichentrickvorlage halten und diese teilweise in Wort und Bild eins zu eins nacherzählen, löst sich der Dumbo Film von Regisseur Tim Burton deutlich vom Zeichentrickoriginal. Wie gelungen das ist, haben wir uns zum Heimkinostart am 8. August angeschaut.
Der günstigste Disneyfilm aller ZeitenUrsprünglich als dreißigminütiger Kurzfilm geplant, kam Dumbo 1941 als Disneys vierter abendfüllender Zeichentrickfilm in die Kinos. Da die beiden Vorgängerproduktionen Pinocchio und Fantasia sehr teuer waren, die Erwartungen während der Kriegsjahre finanziell aber nicht erfüllen konnten, war das Budget für Dumbo auf 813.000 Dollar beschränkt. Damit ist der Film die günstigste Disney-Produktion aller Zeiten. Mit einer Spielzeit von 64 Minuten ist er außerdem auch der zweitkürzeste Disneyfilm. Nur die "Drei Caballeros im Samba-Fieber" aus dem Jahr 1942 ist mit 42 Minuten noch kürzer.
An der Kinokasse war Dumbo ein großer Erfolg: 2,5 Millionen spielte der Film ein - mehr als die Großproduktionen Pinocchio und Fantasia zusammen. Außerdem erhielt der Film den Oscar für die beste und eine Nominierung für den Titelsong "Baby Mine". Genug Gründe also für Disney, eine Neuverfilmung daraus zu machen, schließlich bekommen derzeit alle erfolgreichen Disneyfilme ihre Live-Action-Neuauflage.
Der neue Dumbo Film erzählt eine eigene GeschichteDer größte Pluspunkt, den der neue Dumbo Film bietet, ist, dass er sich nicht auf eine reine Nacherzählung beschränkt, sondern den Zeichentrickfilm als Vorlage nutzt, um daraus eine eigene Erzählung zu machen. Das liegt sicher auch daran, dass mit Tim Burton ein Regisseur verpflichtet wurde, der 2010 genau mit diesem Konzept bereits die Realverfilmung von Alice im Wunderland mit Johnny Depp als verrückten Hutmacher zum Erfolg machte und die Neuverfilmungswelle des Entertainment-Giganten so richtig ins Rollen brachte.
Der Kern der Geschichte bleibt unverändert: In einem Zirkus kommt ein Elefantenbaby zur Welt, das wegen seiner großen Ohren verspottet wird und den Namen Dumbo (vom englischen "dumb", dumm) erhält. Der kleine Elefant lernt, dass seine Ohren ihm ein ganz besonderes Talent verleihen und so wird er vom Außenseiter zum gefeierten Zirkusstar.
Dumbo 2019: Neuverfilmung mit erweiterter HandlungFür die Neuverfilmung wurde die Handlung erweitert. 1919 kehrt Holt Farrier (Colin Farrell) aus dem Krieg zum Zirkus zurück, wo er einst als Westernreiter arbeitete. Doch wie Holt seinen Arm verloren hat und die Schrecken des Ersten Weltkrieges miterleben musste, so hat auch der Zirkus seine glanzvollen Zeiten hinter sich. Holts Pferde wurden verkauft, seine Frau ist verstorben und seinen beiden Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) ist er fremd geworden. Eine neue Beschäftigung findet er als Elefantenpfleger. Zirkusdirektor Max Medici (Danny DeVito) hat die trächtige Elefantendame Jumbo gekauft und hofft, dass ihr Baby zum Publikumsmagneten für den vom finanziellen Ruin bedrohten Zirkus wird. Doch als Dumbo geboren wird, ist das Entsetzen über den kleinen Elefanten mit seinen riesigen Ohren groß - bis Milly und Joe entdecken, dass Dumbo fliegen kann. Der Zirkus hat eine neue Sensation und Dumbo erkennt, dass sein vermeintlicher Makel seine größte Stärke ist. Disney Happy End.
Wo der Zeichentrickfilm mit einem zum Zirkusstar gewordenen Dumbo endet, erzählt Tim Burtons Film die Geschichte weiter. In der Neuauflage weckt der kleine Dumbo das Interesse des Freizeitparkmoguls V.A. Vandevere (Michael Keaton), der den fliegenden Elefanten in seinen Park Dreamland holt. Dessen Profitgier scheint am Ende jedoch alles zu zerstören.
Der Protagonist kommt zu kurzDas Besondere am Zeichentrickoriginal ist, dass er eine Hauptfigur hat, die nicht spricht. Dumbo ist das einzige Tier im Film, das kein einziges Wort sagt, was seine Rolle als Außenseiter noch verstärkt. In Burtons Neuverfilmung spricht keines der Tiere, die Maus Timothy, die boshaften Elefantendamen und die Raben fehlen komplett. Stattdessen gibt es zahlreiche neue menschliche Charaktere, die Dumbos Geschichte nicht zwangsläufig gebraucht hätte.
Insgesamt bietet die Erweiterung der Originalhandlung viele interessante Aspekte, die die Motive des Originals weiterdenken. So stellt der Film infrage, dass Dumbo als Vorführobjekt wirklich glücklich ist und kritisiert die Zurschaustellung und Gefangenschaft von Tieren. Da aber außerdem noch Themen wie die Annäherung zwischen Vater und Kinder, der Umgang mit Verlust und die Emanzipation einer Akrobatin (Eva Green) aufgegriffen werden, wird der Fokus immer wieder vom eigentlichen Protagonisten abgelenkt. Bei all den Nebenschauplätzen um die überpräsenten Menschen gerät Dumbo so leider allzu oft in den Hintergrund.
Dumbo 2019 ist herausragend animiertDass Tim Burtons Dumbo den Film durchaus auch ohne all die menschliche Unterstützung hätte stemmen können, zeigt sich in den Szenen, die ganz dem kleinen Elefanten gehören. Darin berührt er mit seinen großen Ohren und Kulleraugen mehr als die menschlichen Darsteller. Das liegt auch daran, dass Dumbo größtenteils herausragend animiert ist. Lediglich die Flugszenen mit Akrobatin Colette sind weniger ansehnlich geraten. Ansonsten fällt es dem Zuschauer leicht, den komplett am Computer entstandenen Elefanten in sein Herz zu schließen. An die Emotionalität des Originals kommt die Live-Action allerdings nicht heran.
Dafür hat der Film in Sachen Optik einiges zu bieten und ist damit auch auf visueller Ebene das komplette Gegenteil des Originals. Denn der Zeichentrickfilm ist nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch schlicht gehalten und arbeitet mit eher einfachen Zeichnungen. Tim Burton mit seiner Vorliebe für Außenseiter und Sonderlinge inszeniert die Zirkuswelt bunt, schillernd und kurios, verpasst ihr aber auch die für seine Werke typische Melancholie - sehr passend für die eigentlich doch sehr traurige Geschichte über Ausgrenzung und Verlust. So entstehen großartige Bilder, die den Zuschauer genau wie das Zirkuspublikum im Film in Staunen versetzen. Besonders schön sind die Szenen gelungen, in denen Burton das Original zitiert und sich seine Liebe fürs Detail zeigt, etwa bei den Klapperstörchen, dem "Gesicht" der Lok aus der Anfangssequenz oder Timothy, der zwar aus der Geschichte gestrichen, aber nicht vergessen wurde. Und auch die umstrittene rosa Elefantenparade findet einen würdigen Platz im Remake. Wo die über vierminütige, psychedelische Sequenz im Original einen Blick in das Unterbewusstsein eines traurigen (und in diesem Moment betrunkenen) Außenseiters gibt, gehört die Seifenblasenperformance der Neuverfilmung zu Dumbos glücklicheren Momenten. (Spoiler: Alkohol ist dieses Mal nicht im Spiel).
Dumbo: Tim Burton gelingt ein sehenswerter FilmÜber Disneys aktuelle Strategie, seine Trickfilmklassiker als Live-Action-Animationen neu aufzulegen, kann man sicher streiten, stellt sich doch generell die Frage, warum stimmige Filme ein Remake brauchen. Interessant wird es, wenn eine Neuverfilmung es schafft, einem Film neue Aspekte hinzuzufügen, etwa wie Maleficent, der die klassische Verteilung von Gut und Böse hinterfragt und die Geschichte der Disneyprinzessin Dornröschen aus dem Jahr 1959 aus einer komplett anderen Perspektive erzählt. Tim Burtons Dumbo gelingt das nur teilweise. Während das erste Drittel des Films noch ein Remake ist, das das Original würdigt, schlägt der Film ab da eine eigene Richtung ein, die interessante Ansätze bietet, diese aber nicht oder zu plakativ zu Ende bringt. Mit tollen Bildern, detailverliebten Requisiten und Kostümen sowie einem liebenswert animierten Elefanten und einer durchaus netten Geschichte ist die Dumbo Neuverfilmung ein Film mit hohem Schauwert, aus dem man auf inhaltlicher Ebene noch mehr hätte machen können. Wer das Original nicht kennt und nicht vergleicht, wird von dem Film noch mehr begeistert sein.
Dumbo Fun FactsWegen des Zweiten Weltkrieges kam Dumbo in Deutschland erst 1952 in die Kinos Regisseur Tim Burton arbeitete bereits in den 1980er Jahren für die Disney Studios, musste dann aber gehen, weil seine Werke dem Konzern zu düster waren Dumbo und die anderen Elefanten wurden erst in der Postproduktion des Films vom Team für visuelle Effekte eingefügt. Für die Dreharbeiten gab es sogenannte Stand-ins, die von Schauspielern verkörpert wurden. Manchmal waren sie komplett grün angezogen, um sie später leicht wieder herausradieren zu können. Manchmal trugen sie auch Rahmen in Elefantengröße als Platzhalter. Um als Akrobatin überzeugen zu können, musste Darstellerin Eva Green nicht nur ihre Höhenangst überwinden, sondern tanzte zur Vorbereitung auch Ballett. Von der Zeichentrickfassung gibt es zwei Synchronfassungen. Die erste entstand 1952, die, die du heute hören kannst, stammt aus dem Jahr 1976. Der UNICUM DVD-Tipp Dumbo
Fantasy, USA 2019
Regie: Tim Burton
Darsteller u.a.: Collin Firth, Danny DeVito, Michael Keaton, Eva Green
Verleih: Studiocanal
Heimkinostart: 8. August 2019
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