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Assads "Chefcheerleaderin"

Frau des syrischen Machthabers, der ihr britischer Pass aberkannt werden soll. (Foto: Reuters/SANA)

Es sind Frauen und Kinder, die Asma al-Assad in den sozialen Netzwerken immerzu umarmt. Konservative Mütter aus Aleppo, die ihr schwarzes Kopftuch bis ans Kinn ziehen, gebrechliche Omas, die zu ihr aufschauen und sich an ihrer Schulter abstützen, Babys, die auf dem Schoß der First Lady sitzen. Asma al-Assad, die einstige "Rose in der Wüste", wie das Modemagazin Vogue sie 2011 betitelte, ist heute die gut gestylte Mutter einer kriegsmüden Nation.

Die 41-Jährige galt anfangs als moderne, gut ausgebildete Partie für Baschar al-Assad. Sie wuchs in London als Tochter einer syrischen Diplomatin und eines Herzchirurgen auf. Neben der syrischen Staatsbürgerschaft besitzt sie auch die britische. Mehrere Parlamentarier in Großbritannien fordern nun eine Aberkennung. Der konservative Abgeordnete Nadhim Zahawi bezeichnete al-Assad im Guardian als "Chef-Cheerleaderin ihres Mannes, die ihn in seiner mörderischen Unterdrückungskampagne unterstützt". Über die sozialen Medien betreibe sie gezielt Propaganda. Den amerikanischen Raketenangriff nach dem Giftgasvorfall von Khan Scheikhun nannte sie eine "unverantwortliche Handlung", "kurzsichtig" und eine "politische und militärische Blindheit".

Nun liegt es an Innenministerin Amber Rudd zu entscheiden. Im britischen Staatsbürgerschaftsrecht gilt eine Aberkennung als gerechtfertigt, wenn sie "für das Allgemeinwohl förderlich ist". Seit 2010 gab es etwa 40 Fälle, in denen hauptsächlich Terrorverdächtigen der Pass entzogen wurde. Da Asma al-Assad zwei Staatsangehörigkeiten hat, wäre sie auch nicht staatenlos.

Für die First Lady dürfte das ein herber Schlag sein: Die ersten 25 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Großbritannien, sie studierte am King's College Informatik und Französische Literatur. Als Investmentbankerin arbeitete sie bei der Deutschen Bank in London. Die syrische Heimatstadt ihrer Eltern, Homs, kannte sie nur aus dem Sommerurlaub - bis sie im Dezember 2000 Baschar al-Assad heiratete. Das Paar hat drei Kinder. Lange äußerte sie sich kaum zur Lage in Syrien. Im Oktober 2016 gab sie dem russischen TV-Sender Rossija 24 ein Interview. Sie verteidigte ihren Mann als "sehr uneigennützigen Menschen" und warf westlichen Medien vor, sie würden nur über die Flüchtlinge in den Rebellengebieten berichten.

Ihre letzte große Inszenierung, die im Netz verbreitet wurde, fand anlässlich des Muttertags statt, der in der arabischen Welt Ende März gefeiert wird. Die "Mütter aus Aleppo" sind gekommen, ganz in Schwarz, um sie zu hören und - zu umarmen. "Jede Mutter, die darauf bestand, trotz der Raketen der Terroristen und Kanonen aus der Hölle zu Hause zu bleiben, die stark blieb und am Staub Aleppos festhielt, war eine Waffe in der Hand des Soldaten", sagt Asma al-Assad in einem Video. Besonders pathetisch wird sie bei der Formulierung "jede Mutter" - dann hebt sie die Augenbrauen und reckt ihre zierliche Faust über die Brust.

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