WELT: Fürchten Sie, dass wir die Abstandsnormen dauerhaft verinnerlichen?
Gernot Böhme: Ja. Zumal es diese Leibfeindlichkeit in unserer Kultur eigentlich immer gegeben hat. Und auch diese Plexiglas-Trennwände in Geschäften werden bleiben, das ist zu befürchten.
WELT: Eine Zumutung gerade für die Alten, da die leibliche Nähe für sie ohnehin schwindet?
Gernot Böhme: Da bin ich nicht sicher. Gerade im Alter schätzen sie die Zärtlichkeit, weil sie von der Sexualität abgekoppelt ist. Unter Jüngeren ist das schwierig, weil jede Umarmung tendenziell einen erotischen Charakter hat.
WELT: Sie schreiben, die Technik ist uns auf den Leib gerückt. Zum Beispiel denken wir an die Kinder, die sehr viel mit Smartphones spielen.