Es riecht leicht nach Luftballongummi beim Eintreten in die Halle des Bockenheimer Depots. Ein großes Rechteck aus Maschenwerk bildet den Rahmen für „Scattered Crowd", die Installation von Choreograph William Forsythe, die nach ihrer Frankfurt-Premiere am 15. März 2002 in Messehalle Sieben und einer Tournee durch mehrere Städte nun für vier Tage in die Mainmetropole zurückgekehrt ist.
Hunderte weiße – milchige und klare – Luftballons beim Kräftemessen: Jeweils ein mit Helium gefüllter und ein sauerstoffgefüllter Ballon sind durch eine Schnur miteinander verbunden. Der leichtere Helium-Ballon strebt nach ob an die Netzdecke, beschwert durch den sauerstoffgefüllten Ballon, der ihn Richtung Boden zieht. So bewegen sich die gegeneinander wirkenden Ballon-Paare mit unterschiedlich langen Schnurverbindungen gemächlich durch den Raum. Über Stunden hinweg sinken sie immer tiefer, während eine weitere, unregelmäßig verteilte Menge die Ballonwelt bewegt. Freitagabend jedenfalls konnte man von einem Menschenauflauf (crowd) sprechen.
Das Wochenende hat begonnen, viele schauen nach ihrem Tagwerk im Depot vorbei. Die Besucherinnen und Besucher durchschreiten die Ballons, entspannen sich auf dem Boden liegend oder sitzend, meditieren, unterhalten sich oder ziehen an den Ballonstrippen und werden so oder so Teil der Installation. Es ist ein Genuss des Augenblicks, des Seins, des Spiels, der Leichtigkeit. Die von Ekkehard Ehlers hinzu komponierte Musik ist sphärisch, zugleich leicht und kraftvoll wie das Orgelspiel in einer Kathedrale. Die Ballonkugeln schweben wie Himmelskörper durch die Weite und jeder einzelne trägt das gesamte Ballonuniversum mit und spiegelt es wider. Hin und wieder gibt es einen Knall, zerplatzt ein elastischer Hohlkörper. Doch backstage, so ist zu erlauschen, werden neue Ballons mit Edelgas und Sauerstoff aus Flaschen befüllt. Eine Frau trägt behutsam frische Ballon-Paare, die sich gewissermaßen in Zugzwang befinden, in den Raum und platziert sie an mit der Zeit lichter gewordenen Stellen.
Wer die Installation selbst erleben möchte hat noch bis zum 24. März, 21 Uhr, Zeit dazu.
Text: Dörthe Krohn
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