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Elektromobilität: Steht der Durchbruch für Elektroautos bevor?

BMW-Produktion in Leipzig

Bei der Frage, wie es um die Elektromobilität in Deutschland steht, gibt es zwei Lager. Da behauptet BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich, es gäbe keinerlei Kundennachfrage. Die sei nur aufseiten des Gesetzgebers vorhanden. Auf der anderen Seite jubelt die CDU auf Twitter, Deutschland habe Vorreiter Norwegen bei den E-Autos überholt.

Beides ist falsch. Zwar liegen die Zulassungszahlen für Elektroautos und Plug-in-Hybride im ersten Halbjahr 2019 in Deutschland tatsächlich über denen von Norwegen. Doch in Norwegen fuhren bereits zu Jahresbeginn nach offiziellen Angaben sieben Prozent aller Autos mit Strom - in Deutschland sind es aktuell 0,26 Prozent. Eine ernüchternde Zahl, wenn man bedenkt, dass der BMW i3 und das Model S von Tesla bereits seit sechs Jahren in Deutschland angeboten werden. Und doch spricht viel dafür, dass der Absatz von E-Autos in den kommenden Monaten und Jahren kräftig anziehen wird.

Der Blick in die Zulassungsstatistik des Kraftfahrbundesamtes zeigt: In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden 37.000 Elektroautos in Deutschland angemeldet, das sind 187 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hinzu kommen knapp 20.000 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Das sind Autos mit Verbrennungsmotor, die an der Steckdose geladen werden können, um dann einige Kilometer elektrisch zu fahren. Die Deutschen bevorzugen offenbar aber Antriebe ohne Ladestecker: In den vergangenen Jahren wurden vor allem klassische Hybridautos gekauft, deren Verbrennungsmotor und Bremsvorgang elektrische Energie erzeugen.

Auch die Nachfrage nach dem Umweltbonus, den die Regierung gerade bis Ende 2020 verlängert hat, unterstreicht den Aufwärtstrend. Bis Ende Juli wurden beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mehr als 130.000 Anträge gestellt, mehr als 30 Prozent davon erst im laufenden Jahr. Dabei wird der Umweltbonus seit Mitte 2016 ausgezahlt.

Schicksalsjahr 2020

Das gestiegene Interesse der Käufer könnte an der größeren Auswahl an Modellen liegen. Während Audi mit dem E-Tron und Daimler mit dem EQC preislich im Premium-Segment unterwegs sind, gibt es inzwischen etliche günstigere Modelle ausländischer Hersteller, unter anderem das Model 3 von Tesla. Die Zulassungsstatistik für die ersten sieben Monate des Jahres führt der Renault Zoe an. Für die Franzosen macht der elektrische Kleinwagen 8,2 Prozent aller Zulassungen in Deutschland aus. Beim VW E-Golf sind es gerade mal 0,9 Prozent.

Den eigentlichen Einstieg in den elektrischen Massenmarkt wagt Volkswagen im kommenden Jahr. Im Zeitalter der neuen Antriebstechnik soll der ID3 für den Konzern das werden, was Käfer und Golf im Verbrenner-Zeitalter waren - automobile Ikonen. Mit dem Kürzel ID plant VW noch eine Limousine, ein Crossover-Modell sowie einen VW-Bus, alles elektrisch. Bei folgen sieben Jahre nach dem i3 im kommenden Jahr ein elektrischer Mini und der iX3. Porsche bringt 2020 den elektrischen Taycan auf den Markt.

"Wir werden 2020 ein noch viel stärkeres Wachstum bei der Elektromobilität sehen, weil die RIP-Kriterien weitestgehend erfüllt sind", sagt Stefan Bratzel. Der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach nutzt in seinen Vorträgen das Kürzel RIP für Reichweite, Infrastruktur und Preis. Die Reichweite liegt inzwischen selbst bei Mittelklasseautos wie dem ID3 über 400 Kilometern. Die ID-Erstausgabe kostet noch 40.000 Euro, doch danach liegen die Preise an der 30.000-Euro-Marke.

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