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Gigafactory: Teslas Gigantomanie in Weiß und Rot

Baustelle der Gigafactory in der Wüste von Nevada

Die Luftaufnahmen lassen die weißen Quadrate von Teslas Gigafactory wie Legosteine auf einer roten Platte aussehen. Weitere Steckplätze sind erkennbar und noch frei. Der Vergleich drängt sich auf, denn Fabrikchef Jens Peter Clausen ist ein ehemaliger Lego-Manager.

Wenn alle Quadrate platziert sind, wird es mit 540.000 Quadratmetern Grundfläche das größte Gebäude der Welt sein. Im Inneren werden dann 1,3 Millionen Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung stehen. Davon sind zur Eröffnung am Freitag (29. Juli 2016) erst 14 Prozent fertig. Die Bauteile tragen Buchstaben: A, B und C sind komplett. Bei D muss noch der Betonboden gegossen werden und Bauteil E hat lediglich ein Fundament. Die Bauweise hat zwei Gründe: Die Wüste von Nevada gilt als Erdbeben-gefährdet. Separate Gebäudeteile sind sicherer. Würde man mit dem Einzug bis zur Fertigstellung warten, ginge zu viel Produktionszeit verloren. Schon jetzt entstehen hier Akkus für Solarenergie in Privathäusern und Gewerbebetrieben.

Die Fabrik liegt außerhalb von Reno

Aufgrund der umliegenden Hügel ist die Akkufabrik vom Christopher Columbus Highway noch nicht zu erkennen. Erst wenn man die Electric Avenue befährt, werden die weiß-roten Außenwände sichtbar. Es dauert rund eine halbe Stunde von Reno, bis man an der Gigafactory ankommt. Jetzt wird deutlich: Das ist keine flache Industriehalle. Die Außenwände sind 21 Meter hoch. Im Inneren wird auf bis zu vier Ebenen gearbeitet.

Dort, wo große Roboter stehen, sind es nur zwei oder drei Ebenen. Von der Anlieferung der Rohstoffe über das Recycling rückläufiger Akkus bis zur Auslieferung neuer Energiespeicher soll alles weitgehend automatisiert erfolgen. Doch Tesla-Chef Elon Musk spricht nach einer Tour durch die Gigafactory vor Journalisten von bis zu 10.000 Mitarbeitern, die hier einmal tätig sein sollen.

Tesla erhielt Geld von Nevada

Die hohe Zahl ist sicherlich Teil des Subventionsdeals mit dem Bundesstaat Nevada. Bis 2020 erhält Tesla Steuererleichterungen von bis zu 1,3 Milliarden US-Dollar. Insgesamt investiert das Unternehmen fünf Milliarden Dollar in die Gigafactory. Kooperationspartner Panasonic, der hier die Akkuzellen fertigt, investiert 1,6 Milliarden Dollar.

Doch neben dem Interesse für knallharte Fakten hat Musk ein Faible für Popkultur. Wie in dem Film Charlie und die Schokoladenfabrik verloste er zwölf goldene Tickets unter den Erstbestellern des Model 3. Die glücklichen Gewinner erhalten Flugticket, Hotel, Fabrikbesichtigung und eine rauschende Eröffnungsparty.

Die Eröffnung der Teil-Gigafactory belegt zweierlei. Erstens: Sie ist groß, aber noch nicht groß genug. Zweitens: Die automobile Zukunft ist elektrisch. Wenn die Brennstoffzelle in Sachen Kosten und Energieeffizienz nicht gewaltig aufholt, ist das Rennen gelaufen. Die Kombination aus Elektromotor und Lithium-Ionen-Akku wird den klassischen Verbrennungsmotor ablösen. Aus Musks Sicht muss das geschehen, denn sonst ist die Gigafactory zum Scheitern verurteilt.

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