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Elon Musk: Teslas Nagelprobe

Tesla Model 3

Zehn Jahre hat es gedauert, bis Tesla-Chef Elon Musk seinen Plan vorerst vollendet hat. Bereits im August 2006 schrieb er im Unternehmensblog über seine Zukunftsvision. Eine kurze Zusammenfassung: 1. Baue einen Sportwagen. 2. Nimm das Geld, um einen günstigeren Wagen zu bauen. 3. Nimm das Geld, um ein noch günstigeres Auto zu bauen. 4. Während du das tust, sorge für Lademöglichkeiten mit emissionsfrei produziertem Strom.

2008 kam im ersten Schritt der Tesla Roadster auf den Markt. Von ihm existieren aber nur insgesamt 2.500 Stück. Da der Sportwagen gemeinsam mit Lotus in Großbritannien entwickelt und gebaut wurde, zählt Tesla ihn nicht als erste Generation. 2012 erschien die Oberklasse-Limousine Model S und Ende 2015 die Mischung aus Minivan und SUV unter dem Namen Model X. In der Nacht zum Freitag stellte Elon Musk nun im Design-Center von Tesla in Los Angeles das noch günstigere Model 3 mit einem Einstiegspreis ab 35.000 Dollar vor. Eine Batterieladung reiche für etwas über 300 Kilometer, so Musk. Die Basisversion enthält auch die Hardware für den Autopiloten, doch was seine Aktivierung kostet, verriet er in seiner 30-minütigen Präsentation nicht. Die Beschleunigung auf 100 km/h wird bei unter sechs Sekunden liegen. "Wir bauen keine langsamen Autos", sagte Musk. Die Karosserie ist eine Kombination aus Stahl und Aluminium, ein Kompromiss aus Preis, Gewicht und Sicherheit. Auffallend ist das Glasdach, das über die komplette Länge des Wagens geht.

Vier Erwachsene finden im Model 3 bequem Platz. Der eingebaute Bildschirm ist etwas kleiner als im Model S, dafür schwebt er quer über der Mittelkonsole. Der Fahrer hat keinen eigenen Bildschirm mit Tachometer. Die gerade gefahrene Geschwindigkeit steht in der oberen, linken Ecke des Touchscreens. "Im Zeitalter des Autopiloten braucht der Fahrer diese Angabe nicht ständig im Blick zu haben", sagt Chefingenieur Doug Field.

Tesla machte bislang nur Verluste

Tesla ist über die Jahre zum Apple der Autoindustrie geworden. Der Hype um die Marke wird mit jedem Jahr größer. Und Firmenchef Elon Musk sorgt beständig dafür, dass der Rummel nicht nachlässt. So auch auf der Präsentation in Los Angeles: Ursprünglich sollte nach dem Model S und X ein Model E folgen, sagte Musk. Damit hätte man aus der Modellpalette das Wort Sex bilden können. Doch im Kampf um die Markenrechte musste sich Musk dem Konkurrent Ford geschlagen geben.

Aus reiner Marketingsicht ist Tesla ein riesiger Erfolg, nur Gewinn hat das Unternehmen seit seiner Gründung noch nicht geschrieben. 107.000 Model S und X wurden insgesamt verkauft. Zu wenig, um die hohen Entwicklungskosten zu decken. Allein im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von 888 Millionen Dollar an. Das Model 3 ist nach Ansicht von Analysten deshalb so etwas wie die Nagelprobe für den Konzern. Schafft es Tesla in den Massenmarkt oder bleiben die Autos ein Nischenprodukt? Die Entwicklung des Model 3, der Aufbau einer großen Batteriefabrik in der Wüste Nevadas, die Erweiterung des Direktvertriebs mit eigenen Läden und der Ausbau von Schnellladestationen (613 weltweit, 53 in Deutschland) kostet viel Geld. Noch geben die Aktionäre dem Unternehmen Zeit und hoffen auf den großen Durchbruch. Mit 30,34 Milliarden Dollar ist Tesla ungefähr so wertvoll wie Volvo und Fiat-Chrysler zusammen.

Die Pläne von Musk sind ehrgeizig: Die Fabrik in Fremont soll bis 2020 eine halbe Million Autos pro Jahr produzieren. Im vergangenen Jahr waren es gerade mal ein 50.000. Spätestens 2020 soll die Batteriefabrik voll ausgelastet sein. Einige Erfolge kann Musk schon vorweisen: Das Model X dominiert in den USA die Oberklasse, noch vor der S-Klasse von Mercedes. Mit dem Model 3 will er Ähnliches in der oberen Mittelklasse erreichen. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg schätzt, dass er dafür 140.000 Autos verkaufen muss. Dann wäre der 3er von BMW von Platz eins verdrängt. Bislang waren die Autos von Tesla nur bei reichen Technik- und Umweltenthusiasten ein Thema, künftig soll auch die Mittelschicht erobert werden.

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