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NFL Draft 2019 - alles Wichtige zum jährlichen Ringen um die Supertalente - DER SPIEGEL - Sport

American Football Draft 2019 - die NFL sucht den nächsten Superstar

Die NFL Draft ist ein Großereignis. Experten und Fans überbieten sich in Vorhersagen, und über allem steht die Frage: Wer wird die Nummer eins?

Endlich können sich die Cleveland Browns entspannt zurücklehnen. Kein Druck mehr, kein Bangen der Fans, ob das Team erneut einen Erstrunden-Pick versemmelt. Kein Augenrollen der Experten, wie in den vergangenen Jahren, wenn die Browns bei der Suche nach einem Quarterback Johnny Manziel, Brandon Weeden, Tim Couch oder Brady Quinn zogen - und damit völlig daneben lagen.

Denn: Erstmals seit 2008 haben die Browns keinen Erstrunden-Pick bei der NFL Draft, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 2 Uhr MEZ in Nashville startet. Bei der Draft im vergangenen Jahr hatte Cleveland als schlechtestes Team der Vorsaison noch den ersten Pick gehabt. Damals wählten sie Quarterback Baker Mayfield, und das war offenbar einen Volltreffer - ob das auch den Cardinals in diesem Jahr gelingt?

Begriffe aus dem US-Sport

Das Team aus Arizona hatte in der abgelaufenen Saison die schlechteste Bilanz und hat nun mit dem ersten von 254 Picks in sieben Runden die freie Auswahl. Wie wäre es mit einem Franchise-Quarterback, obwohl die Klasse 2019 als so schwach gilt wie seit Jahren nicht mehr? Kyler Murray wird hoch gehandelt. Allerdings holten die Cardinals in der Draft 2018 an zehnter Stelle Josh Rosen als neuen Quarterback. Wird es also eher ein Defensiv-Talent wie Nick Bosa oder Quinnen Williams?

Die Cardinals pokern und lassen sich nicht in die Karten gucken. "90 Prozent von dem, was vor der Draft geschrieben oder gesagt wird, ist Rauch", hat Bill Polian, ehemaliger General Manager der Bills, Colts und Panthers, mal gesagt. Trotzdem haben die "Mock Drafts", die Voraussagen, welches Team welchen Spieler nehmen wird, Hochkonjunktur. Es gibt Draft-Experten wie Lance Zierlein oder Mike Mayock, die es in dieser Sparte zur Berühmtheit gebracht haben. Wahrscheinlich, weil ihre Vorhersagen nicht ganz so falsch lagen wie viele andere.

Draft ist, wenn fleißig spekuliert wird

Mock Drafts über alle sieben Runden und 254 Picks, am besten noch mit einkalkulierten Trades, gelten als die Königsdisziplin. Wer will nicht wissen, wen die Dallas Cowboys an Stelle 241 auswählen - und vor allem: Warum? Es ist Wahnsinn, aber mit irgendwas müssen sich die Footballfans beschäftigen, bevor es endlich losgeht.

Die Verantwortlichen der Teams versammeln sich heute in sogenannten War Rooms und hoffen, dass die Scouts gut gearbeitet haben und nicht irgendwo an einem kleinen College im hintersten Winkel von Iowa den "Steal of the Draft" übersehen haben. Es muss ja nicht gleich ein Kaliber wie Tom Brady sein, der 2000 erst in der sechsten Runde an Stelle 199 von den New England Patriots gezogen wurde und seitdem sechsmal den Super Bowl gewann.

Alle Strategie ist oft ohnehin vergebens, wenn ausgerechnet das Team mit dem Pick vor einem den Wunschspieler holt. Was dann? "Best Player available", als den besten Spieler holen, der noch da ist, unabhängig von der Position? Oder "Draft for need", also Lücken auf einer bestimmten Position füllen? Oder gar spontan handeln? So holten die Browns 2014 Johnny Manziel an Position 22, nachdem dieser während der Draft dem Quarterback-Coach der Browns eine SMS geschickt hatte, er wolle mit Cleveland "die Liga vernichten".

Manziel ging dann als einer der größten Draft-Flops in die Geschichte ein. Die "Off Field Issues", also die Probleme außerhalb des Platzes, nahmen bei ihm überhand. Deshalb bitten die Teams viele Spieler vor der Draft zu Interviews und scouten am College nicht nur die sportlichen Leistungen. Wer sich daneben benimmt, der kann schon mal eine oder zwei Runden später gezogen werden, als es sein sportliches Talent vermuten lässt. Zehn Minuten haben die Teams in der ersten Runde Zeit, um ihren Spieler zu wählen, sonst darf das nächste ran.

Eine NFL-Karriere dauert im Schnitt rund drei Jahre

Für alle Spieler, von der Position 1 bis 254, geht ein Traum in Erfüllung. Viele dieser Träume platzen früher oder später wieder. Lange, glanzvolle Karrieren wie die von Brady sind die Ausnahme, viele Akteure müssen jedes Jahr wieder um einen Platz in einem der Teams kämpfen. Wer sich mal länger verletzt, bekommt keinen neuen Vertrag. Oft findet sich von den gedrafteten Spielern eines Jahrgangs nach drei oder vier Spielzeiten kaum noch jemand im ursprünglichen Team. Die durchschnittliche Dauer einer NFL-Karriere beträgt laut Spielergewerkschaft 3,3 Jahre.

Vielleicht schafft es "Mr Irrelevant"? Dieser Titel wird alljährlich dem letzten gedrafteten Spieler zuteil, also diesmal der Nummer 254. Auswählen dürfen ihn ebenfalls die Cardinals. Über diese Wahl machen sie sich sicher weniger Gedanken als über den Pick 253 Positionen zuvor.

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