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Duisburger Stadtrat fördert Soziokulturelles Zentrum Stapeltor

Die Stadt Duisburg finanziert mit einem Stadtratsbeschluss am Montag, 15. Juni 2020 das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor. 219.490 Euro erhält der gemeinnützige Verein „47 e. V." zur Umsetzung des im Juli 2019 vorgelegten Konzeptes einer Umbau- und Erprobungsphase. Den Aktivist*innen steht nach dem erfolgreichen Kampf um die Finanzierung nun eine 13-monatige Arbeitsphase bevor.

„Wir können endlich damit anfangen, was wir seit zwei Jahren eigentlich tun wollen", sagt Christian Wagemann von der Initiative „DU erhält(st) Kultur" nach dem Beschluss bei der Stadtratssitzung. Für die Zustimmung und Finanzierung hatte das Stapeltor eine Beschlussvorlage des Kulturdezernats und eine Mehrheit im Stadtrat gebraucht. Gegen die Stimmen der rechtsextremen NPD und AfD stimmte der gesamte Stadtrat der Beschlussvorlage zu. Kurz vor der Kommunalwahl beschließt der Stadtrat nach zehn Jahren Kampf erstmals einen „einmaligen Zuschuss in mehreren Teilzahlungen", wie es in der Beschlussvorlage heißt.

„Wir möchten uns bedanken, dass es da endlich los gehen kann und freuen uns darauf, dass der Betrieb laufen kann, wenn die Corona-bedingten Probleme reduziert sind", erklärte Stadtratsmitglied Claudia Leiße (Grüne), die ebenfalls einen Antrag einbringen wollten, ihn aber wegen der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung zurückgezogen hatten. Auch SPD-Ratsmitglied Edeltraut Klabuhn freute sich: „Dank des Kulturdezernats schaffen wir für die freie Kulturszene die Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen", sagte sie.

Laut der Beschlussvorlage wird das Stapeltor aus dem Kulturhaushalt 2020 und dem „Entfall des Traumzeitfestivals und des Kinderkulturfestivals" finanziert. Beide Festivals sind wegen der COVID-19-Pandemie ausgefallen. Zudem stehen den Betreiber*innen des Stapeltors nun Anträge bei weiteren Fördermitteltöpfen offen, beispielsweise bei der LAG Soziokultur, einer Landesarbeitsgruppe aller Soziokulturellen Zentren in Nordrhein-Westfalen. Zwei Wochen vor der Entscheidung hatten die Aktivist*innen mit einer Social-Media-Kampagne Druck auf die Politiker*innen im Stadtrat gemacht. Kulturschaffende aus Duisburg forderten dort den Rat auf die finanzielle Förderung zu beschließen. In einem Live-Stream gab es zudem DJ-Sets, Redebeiträge und eine Spendensammlung für die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland anlässlich der #BlackLivesMatter-Proteste.

Eine Plattform für Duisburger*innen

„Wir brauchen nicht ein Gebäude umzubauen, wenn wir kein Geld für einen langfristigen Betrieb bekommen. Die Erprobungsphase ist dazu da, um heraus zu finden, was wir genau machen wollen und wenn das vorbei ist, muss das finanziert werden", zeigt sich Wagemann zuversichtlich, dass die Förderung später auch über die 13 Monate hinaus beschlossen wird. Das Stapeltor könnte eine dauerhafte Institution in Duisburgs ohnehin gebeutelter Kulturlandschaft werden. Zudem ist das Stapeltor ein von Konsumzwang befreiter Raum, sagt Wagemann: „Und es soll auch eine Plattform für Menschen sein, die einen Raum suchen und ein Projekt machen wollen, die aber nicht zwangsläufig selbst im Stapeltor aktiv sein müssen."

Was wohin gebaut wird, steht nun seit über einem Jahr fest, „aber wie lange wir am Ende brauchen, um das umzubauen, ist unklar", gibt Wagemann zum Zeitplan zu bedenken, der schon ein Jahr im Verzug ist. Im Oktober will das Stapeltor offiziell öffnen, „wenn es dann in der Pandemie vertretbar ist", sagt der Aktivist. Finanziell ist das Soziokulturelle Zentrum für 13 Monate zunächst abgesichert. Bezahlt werden müssen aber auch Arbeiter*innen und Kulturschaffende. „Wenn es losgeht, dann werden wir versuchen, Geld über Fördertöpfe zu beziehen."

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