Florian Probst: Seit ein paar Jahren werden alle Gremien zusammen gewählt. Früher gab es im Herbst eine studentische Urnenwahl zum Studierendenparlament und im Sommer eine Briefwahl zu den universitären Wahlen, also dem Senat, den Fachbereichsräten und sowas. Das wurde dann zusammen gelegt auf eine gemeinsame Urnenwahl. Die Studierenden können insgesamt an 34 Standorten eine Woche lang auf dem gesamten Unigelände in Münster wählen.
Probst : Nein, die universitären Wahlen hatten eine viel niedrigere Wahlbeteiligung, die studentischen Wahlen auch, trotzdem lagen die aber schon bei 15 Prozent.
Probst : Ich glaube, es ist sehr schwierig hier in die Uni zu gehen, ohne zu wissen, dass gerade Wahlen stattfinden. Das ist der erste Punkt. Natürlich wird auch geflyert und überall hängen Plakate. Dadurch, dass in jedem Foyer von größeren Gebäuden Wahlhelfer*innen sitzen, die auch proaktiv die Leute ansprechen und fragen, ob sie schon gewählt haben, ist es für viele Leute relativ schwierig, nicht zu wählen. Dieses Jahr war die Wahlbeteiligung noch mal 3,5 Prozentpunkte höher als im vergangenen Jahr. Wir hatten super engagierte Wahlhelfer*innen, die wirklich alle Leute angequatscht haben an den Urnen. Sicherlich trägt zu der hohen Wahlbeteiligung aber auch bei, dass Ende Mai die Wahl zum EU-Parlament war. Das ging nahtlos ineinander über. Die Studierendenschaft war also allgemein schon etwas politisierter.
Probst : Es würde vermutlich auch mit weniger gehen. Das müssen wir jedes Jahr neu festlegen und evaluieren, wo wie viele Leute gewählt haben. Es ist aber schon sehr sinnvoll, dass wir uns das Geld gönnen und überall diese Urnen aufstellen. Einer Physik-Studierenden auf einem anderen Campus bringt es nichts, wenn nur an anderen Standorten eine Urne aufgestellt ist, wo die gar nicht studiert. Diese Person wird dann tendenziell nicht wählen gehen, weil der Weg zu weit ist.
Probst : Ich habe mal in München studiert, das ist der einzige Vergleich, den ich so direkt habe. Ich habe aber schon das Gefühl, dass in Münster die Hochschulpolitik bei den Studierenden bekannter ist, mehr macht und auch mehr Präsenz zeigt. Das ist auch ein Grund, warum viele Leute wählen gehen.
Probst : Es sind schon studentische Themen, da wird ein dezidierter Wahlkampf zu geführt. Zum Beispiel geht es darum, dass Bibliotheken länger geöffnet sein sollen, dass in der Mensa mehr Bio-Essen angeboten wird und sowas. Das sind Themen, die die Studierenden auch beschäftigen. Natürlich stehen viele der Listen, die antreten, einer Jugendorganisation der Parteien nah, aber trotzdem ist es nicht so, dass da ein Parteien-Wahlkampf stattfindet. Die führen zudem auch einen Plakatwahlkampf, dazu kommen noch die Wahlen zu den Fachschaftsvertretungen. Die mobilisieren auch noch mal viele Studierende, weil sie zum Beispiel durch die Studienberatungen nah an ihnen dran sind.
Probst : Ein Dauerbrenner ist seit ein paar Jahren die Umbenennung der Universität. Das ist im Moment eben die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Die ist nach Kaiser Wilhelm, dem zweiten benannt. Jetzt kann ich wohl schon sagen, dass es Konsens ist, dass das kein guter Mensch war. Er war bekennender Antisemit und Kriegstreiber. Die Listen streiten sich darüber, ob die Uni umbenannt werden soll und dann natürlich auch wie. Das eher linke Lager fordert eine Umbenennung und das eher rechte Lager will das Geld für eine Umbenennung sparen. Das ist auch ein Thema, dass die Studis bewegt.
Probst: Es ist auf jeden Fall ein hoher fünfstelliger Betrag. Die Kosten werden dann geteilt zwischen der Uni und der Studierendenschaft. Das ist zwar ein recht hoher Betrag, aber so viel darf Demokratie auch kosten.
Probst: Es gibt grundsätzlich fürs Studierendenparlament eine Wahlkampfkostenrückerstattung. Die Listen bekommen 250 Euro, wenn du mit einer Person ins Studierendenparlament gewählt wirst und die Wahlkampfkosten nachweisen kannst. Es gibt noch einen weiteren Topf von 500 Euro, der dann je nach Sitzverteilung nach der Wahl auf die Stärke der Listen verteilt wird. Wir haben 31 Sitze hier. Wenn du für einen gewählt wirst, bekommst du einen von 31 Teilen der 500 Euro. Ein bisschen Geld kriegen die Listen also schon zurück.
Probst: Der finanzielle Betrag aus der Studierendenschaft ist bei den meisten Gruppen ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil einige von den Parteien gesponsort werden. Da fließen Geldbeträge weit über 250 Euro.
Probst: Die Sichtbarkeit der Hochschulpolitik in Münster ist wirklich hoch. Sie könnte sogar noch größer sein. Am wichtigsten ist aber die Sichtbarkeit der Wahl. Auch schon in der Woche vor der Wahl findet Wahlkampf statt und wer hier ein Präsenzstudium macht, kriegt auf jeden Fall mit, dass Wahlen sind.
Probst: Das ist schon wirklich ein Plakatwahlkampf wie bei den großen Wahlen. Wir als zentraler Wahlausschuss holen uns auch eine Genehmigung der Stadt, dass wir an Masten plakatieren dürfen im öffentlichen Raum und auf dem Unigelände. Darüber hinaus sind es auch die antretenden Listen, die Stände aufbauen, Flyern und irgendwelche Goodies verteilen.