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Verrückter Vogel aus Oberhausen träumt von Paris

Oberhausen. Artur Tumasjan will als Modedesigner durchstarten. Ein Laden in Oberhausen soll nur der Anfang sein. Das große Ziel heißt: Fashion Week.

Alles begann mit einer Hose und einem Werbeslogan. Artur Tumasjan gefielen die Worte „Just do it" („Mach es einfach") gut - allerdings nicht auf seinem T-Shirt. Er griff zur Schere, schnitt den Schriftzug aus und nähte ihn an seine Hose. Zum ersten Mal verpasste Tumasjan einem Kleidungsstück eine individuelle Note - das im Alter von zehn Jahren. Getreu dem Motto: Früh übt sich, wer ein Modedesigner werden will.

Farbexplosion auf Schuhen

Heutzutage wäre Tumasjan ein aufgenähter Slogan vermutlich zu konventionell. Wer sich in seinem Ladenlokal an der Stadtgrenze zu Essen umschaut, merkt sofort, dass es der 26-Jährige eine Spur flippiger mag. Im Schaufenster stehen orangefarbene Schuhe, die er mit schwarzen Ornamenten bemalt hat. Ein mintgrünes Paar hat Tumasjan durch eine regelrechte Farbexplosion veredelt.

Auch die T-Shirts, Kapuzenpullover und Taschen fallen im 25 Quadratmeter großen Laden sofort ins Auge. „Man muss schon mutig sein, um diese Sachen zu tragen", sagt der Modedesigner.

Tumasjan hat selber vor zwei Wochen Mut bewiesen. Andere würden sagen: Er hat sich lächerlich gemacht. Wie auch immer: Tumasjan steht zu seinem Flitzerauftritt beim Deutschen Webvideopreis. Auf der Bühne plauderten Moderator Christian Ulmen und Youtube-Star Gronkh, da stahl Tumasjan ihnen kurzzeitig die Show. Er stürmte ins Rampenlicht - so wie Gott ihn geschaffen hat. Nur ein Plüschvogel verdeckte die wichtigste Stelle. Ein wenig mehr Klamotten hätte sich Tumasjans Mutter schon gewünscht. „Aber sie fand die Aktion trotzdem sehr cool", sagt der gebürtige Georgier, der mit fünf Jahren nach Deutschland kam.

Für seinen Flitzerauftritt hatte sich Tumasjan die Worte „Art the bird" auf die Brust gepinselt. So heißt sein Label. Ein Vogel mit Pinsel in der Hand ziert einen Großteil seiner entworfenen Shirts. „Das Label passt zu meinem Lebensmotto. Ich will frei wie ein Vogel sein", erklärt Tumasjan.

Ständig neue Ideen

Seine Wohnung bezeichnet er auch als Nest. In den eigenen vier Wänden produziert der Designer neue Klamotten - sei es per Siebdruck oder mit dem Pinsel. „Ich verkaufe ausschließlich Unikate", erklärt Tumasjan. Das gilt auch für die Longboards, die er mittlerweile für seine Kunden bemalt. Tumasjan hat ständig neue Ideen, so wie es sich für einen verrückten Vogel gehört.

Seine Klamotten will er bald auch außerhalb vom Ruhrgebiet verkaufen. „Ich will mir als Designer in ganz Deutschland einen Namen machen", sagt Tumasjan. Er denkt kurz nach und schiebt seinen großen Traum nach: „Irgendwann sollen meine Klamotten in Paris auf der Fashion Week präsentiert werden." Er hält es also mit dem aufgenähten Werbeslogan an seiner Hose: Tumasjan macht einfach sein Ding.

Denis de Haas

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