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Daumen hoch für Uwe

Wer Peter Feldmann gerne breit grinsen sieht, dem sei geraten, sich durch die Facebook-Seite des Frankfurter Stadtoberhaupts zu klicken. Feldmann hier, wie er bei einer internationalen Katzenausstellung eine Mieze hält, Feldmann da, wie er während eines Vereinsjubiläums einen Kuchen anschneidet, Feldmann überall. Der Oberbürgermeister zeigt im Netz viele Zähne und noch mehr Präsenz.

Ist das schon Stimmenfang für das nächste Jahr, wenn der Sozialdemokrat zur Wiederwahl steht? Nur selten nutzt Feldmann das Internet als Bühne für seine politischen Ansichten, wie in der vergangenen Woche, als er auf seiner Facebook-Seite gegen den geplanten Auftritt von Frauke Petry im Wirtschaftsclub Rhein-Main protestierte. Sonst zeigt sich Feldmann beim Schulschachturnier und im roten Festzugsgewand: „Frankfurt Helau Am Wochenende hatte die Frankfurter Fassenacht Ihren Höhepunkt Oberbürgermeister übergab Rathausschlüssel an die Narren", beginnt ein grammatikalisch fragwürdiger Eintrag vom 27. Februar, den Feldmann wohl kaum selbst verfasst hat - es sei denn, er berichtete von sich in der dritten Person.

Becker zeigt gern klare Kante

Seine Konkurrentin Bernadette Weyland scheint eine ähnliche Strategie zu verfolgen. Die CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters glänzt auf Facebook hauptsächlich mit schierer Anwesenheit. Politische Standpunkte, Persönlichkeit und Humor fehlen auf ihrer Seite. Stattdessen zeigt sie Bilder von Besuchen bei diversen Veranstaltungen und schreibt dazu relativ uninspiriert Kommentare wie diesen: „Jahresempfang des Ortsbeirats 5 im Südbahnhof mit guter Unterhaltung und vielen aktiven Ehrenamtlern - klasse organisiert!!" Ob Weyland so die Herzen der Wähler zufliegen?

© Foto Facebook/OB Feldmann/Screenshot Katze: Oberbürgermeister Feldmann setzt nicht nur auf ein Lächeln.

Schade eigentlich, dass Uwe Becker auf eine Kandidatur verzichtet, denn der Bürgermeister wäre für die CDU die bessere Wahl gewesen, zumindest wenn der Facebook-Auftritt als entscheidendes Kriterium gälte. Denn dort zeigt der Parteivorsitzende gern klare Kante. Björn Höcke bezeichnet er als „von Hass erfüllten Irrläufer" und Erdogan als „Antidemokraten", der sich nicht benehmen könne. Sogar Humor beweist Becker. Zu einem Plakat der Jusos, das eine Gesprächsrunde mit Gregor Gysi ankündigt, sagt er: „Oh, Schulz hat sich rasiert ;-) Zumindest sieht man so, was bei der SPD rauskommt, wenn der Bart mal ab ist :-)" Daumen hoch für Uwe also.

Ein „Gude" von der Polizei

So entspannt lässt es sich offenbar nur schreiben, wenn man nicht um die Gunst der Wähler buhlen muss. Das würde zumindest erklären, weshalb die Facebook-Auftritte der Frankfurter Parteien allesamt ziemlich öde daherkommen. SPD, CDU, Linke, Grüne und FDP verbreiten zwar eigene Standpunkte, halten sich mit Kritik an anderen Parteien aber auffallend zurück. Stattdessen laden sie immer wieder zu Podiumsdiskussionen und Parteiveranstaltungen ein, was die eigene Klientel zwar interessieren dürfte, den durchschnittlichen, womöglich noch unentschiedenen Wähler aber nicht. Nur die AfD nimmt ihre oppositionellen Aufgaben auch auf Facebook wahr, wo sie die Politik des Römers kritisiert und ausführlich eigene Standpunkte begründet - nebst Bildern und den üblichen Stammtischparolen.

Weniger gesittet beziehungsweise weniger langweilig geht es auf den Seiten der politischen Nachwuchsorganisationen zu. Kein Wunder: Diplomatisches Auftreten ist hier noch zweitrangig. „Politik macht man nicht mit links", schreibt zum Beispiel die Junge Union: „Rot-Rot-Grün würde ein rückwärtsgewandtes Gesellschaftsbild und den Niedergang der so erfolgreichen deutschen Wirtschaft bedeuten." Ist das schon Populismus? Eine müßige Frage, denn auch die Konkurrenz nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Frankfurter Jusos nannten Uwe Becker nach seinem Verzicht auf die Oberbürgermeister-Kandidatur „krachend gescheitert". Die Entscheidung sei ein „Eingeständnis seines Versagens" und Bernadette Weyland eine „ungeeignete Verlegenheitskandidatin".

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