Matthias Stotz und Urs Grospitz gehören zu den letzten Uhrmachern Schwenningens. Dabei nannte sich die Stadt einst "größte Uhrenstadt der Welt". Zeit für einen Besuch bei Stotz und Grospitz, deren Handwerk immer seltener wird.
Von Daniela Biehl
Tick. Tack. Das Geräusch, das manch einen schon um den Schlaf gebracht hat, lässt Matthias Stotz und Dirk Maier lächeln. Denn: „Das Ticken oder Schlagen einer Uhr gibt dem Raum eine gewisse Atmosphäre“, sagt Stotz, der die Uhrmacherwerkstatt Vector-Technik-Gmbh in Schwenningen betreibt. Dabei schaut er Dirk Maier, seinem Kollegen, über die Schulter, der eine alte Damenuhr unter der Lupe betrachtet. Zifferblätter, Rädchen, Zeiger. Alles hat der Uhrmacher auseinandergenommen.
„Für Uhrmacher sind Uhren wie kleine Lebewesen“, sagt Stotz. „Das ist ein eigener Mikrokosmos. Wir schauen durch die Lupe, und da öffnet sich uns eine eigene Welt.“ Doch es ist auch ein Kosmos, in den immer weniger Menschen hineinschauen. Schwenningen nannte sich einst die größte Uhrenstadt der Welt. Und ein Blick in die Stadtbücher offenbart, dass es in den 1950er und 1960er Jahren in der Uhrenindustrie geradezu boomte. 1954 zählte Schwenningen etwa 74 Uhrenfabriken, 48 Bestandteilfabriken und 77 Uhrenhändler und -reparateure. Übrig geblieben ist davon kaum etwas. Zum Vergleich: Heute gibt es in Schwenningen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) nur noch zehn Uhrenhersteller und -reparateure sowie drei Händler.
Zeit also für einen Besuch in der Vector-Technik-GmbH bei Matthias Stotz und bei Urs Grospitz, zwei der letzten Uhrmacher Schwenningens. Zwei, die nie dachten, in der Uhrmacherei zu landen und genau dort ihr Zuhause gefunden haben.
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