Im Herbst 2018 ballt sich das Gesicht von Trumps Amerika zur Faust und spuckt Gift. „Ich mag Bier, Senator! Mögen Sie Bier, Senator?" Die hasserfüllte Miene Brett Kavanaughs, des zornroten Supreme-Court-Richters in spe, ist als Physiogramm eines Patriarchats in Erinnerung geblieben, dessen Anführer der mächtigste Mensch der Welt ist. Anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass der Trump-Kandidat vor einem Kongressausschuss schimpfte, dessen republikanische Mehrheit von vornherein wusste, wie es ausgehen würde: mit der größten Beförderung in Kavanaughs Leben.
Von diesem hässlichen Spektakel handelt der Song „Cabin" auf dem grandiosen vierten Album der Secret Sisters. Nicht namentlich, aber sinnbildlich. Denn noch ein Gesicht war damals auf den Bildern und Videos zu sehen. Es gehörte der Anklägerin, der Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford, die sich mit ihrem Vorwurf, der spätere Richter habe sie als Schüler auf einer Party zu vergewaltigen versucht, in ein gnadenloses Ideologietheater hineinwagte. Kavanaugh höhnte siegesgewiss, er habe gern Bier getrunken, mehr nicht. Die Republikaner glaubten's gern.
Während in der Hauptstadt die Anhörung stattfand, saßen Laura und Lydia Rogers fernab im anderen Washington, dem Bundesstaat, und schrieben: „He did not have permission / But he had his way / If I tell his secret / They won't believe me anyway." Der Song, der daraus resultierte, ist ein aufwühlendes Groß-Crescendo geworden. In der zweiten Hälfte schleudert eine E-Gitarre einen Hurrikan von Solo zwischen den Harmoniegesang, der gelegentlich an das schwedische Schwestern-Folkduo First Aid Kit erinnert. Viel Wut bricht sich da Bahn. Im Gegensatz zu der des Richters wirkt sie kathartisch. (…)
9. März 2020.